Bei einer Trassierungsaufgabe sollen zwei Funktionsgraphen miteinander verbunden werden. Der Übergang soll hierbei sprungfrei, knickfrei und/oder krümmungsruckfrei verlaufen.
Erklärung
Bei Trassierungsaufgaben sollen meistens zwei Straßen-, Zuggleis- oder Achterbahnabschnitte (o.ä.) miteinander verbunden werden.
Hierzu werden die beiden Abschnitte durch Graphen zweier Funktionen
Im Folgenden erfährst du, was man unter den Begriffen sprungfrei, knickfrei und krümmungsruckfrei versteht:
Sprungfrei
Damit der Graph der Verbindungsfunktion
- die Funktionswerte von
f (x) undg(x) an der Stelle\col[1]{x_1}
und
- die Funktionswerte von
g (x) undh(x) an der Stelle\col[2]{x_2}
übereinstimmen.
Folglich wird damit gewährleistet, dass zwischen den vorgegebenen Funktionsstücken
Für einen sprungfreien Übergang gilt:
Knickfrei
Damit jeweils zwischen den vorgegebenen Funktionsstücken
- die Steigung von
f (x) undg(x) an der Stelle\col[1]{x_1}
und
- die Steigung von
g (x) undh(x) an der Stelle\col[2]{x_2}
übereinstimmen.
Ein knickfreier Übergang verläuft hierbei ebenfalls immer sprungfrei, da der Graph der Verbindungsfunktion
Für einen knickfreien Übergang gilt:
Krümmungsruckfrei
Soll an den Übergangspunkten die Krümmung von den jeweils vorgegebenen Funktionsstücken
- die Krümmung von
f (x) undg(x) an der Stelle\col[1]{x_1}
und
- die Krümmung von
g (x) undh(x) an der Stelle\col[2]{x_2}
identisch sein.
Ein krümmungsruckfreier Übergang verläuft ebenfalls immer knickfrei, schließlich muss die Steigung der Verbindungsfunktion
Für einen krümmungsruckfreien Übergang gilt:
Vorgehensweise
Um die Funktionsgleichung der Verbindungsfunktion
Schritt 1: Bedingungen formulieren
Im ersten Schritt stellst du die Bedingungen (sprungfrei, knickfrei, krümmungsruckfrei) auf, welche die Verbindungsfunktion
Hast du nun die Bedingungen formuliert, kannst du diese in mathematische Gleichungen übersetzen.
Hierzu kannst du auch schon die Funktionswerte (ggf. auch Steigungen und Krümmungen) von
Schritt 2: Allgemeine Funktionsgleichung und Ableitungen bestimmen
Um eine Funktionsgleichung eindeutig zu bestimmen, muss die Anzahl an unbekannten Parametern und die Anzahl an Bedingungen
Schaue dir also an, wie viele Bedingungen du aufgestellt hast.
Der Grad der Funktion entspricht dann
In den meisten Fällen gilt:
Für sprung- und knickfreie Übergänge (
Für krümmungsruckfreie Übergänge (
Schritt 3: Aufstellen eines linearen Gleichungssystems
In diesem Schritt setzt du deine Bedingungen jeweils in die allgemeine Funktionsgleichung und ggf. in deren Ableitungen ein.
Du erhältst ein lineares Gleichungssystem.
Schritt 4: Lineares Gleichungssystem lösen
Das lineare Gleichungssystem kannst du nun mit dem Gauß-Algorithmus lösen.
Übertrage hierzu die markierten Faktoren aus dem Gleichungssystem in eine Tabellenform und bringe es in die Stufenform.
Ist die Stufenform erreicht, kannst du das Gleichungssystem in die ursprüngliche Form überführen und die Parameter berechnen.
Schritt 5: Exakte Funktionsgleichung
Am Ende setzt du die berechneten Parameter in die allgemeine Funktionsgleichung von der Verbindungsfunktion
Du erhältst deine gesuchte Funktion
Beispiel
Aufgabenstellung
Gegeben sind die beiden Funktionen auf ihren jeweiligen Definitionsbereichen:
Gesucht ist die Gleichung der Funktion
Lösung
Schritt 1: Bedingungen formulieren
Die Funktionen
Damit dies realisiert werden kann, muss die Verbindungsfunktion
Hast du nun die Bedingungen formuliert, kannst du diese in mathematische Gleichungen übersetzen.
Ebenso kannst du auch schon die Funktionswerte und Steigungen von
Hierzu findest du im Folgenden die Funktionsgleichungen und Ableitungen:
Bedingung | Formelschreibweise |
---|---|
An der Stelle | |
An der Stelle | |
An der Stelle | |
An der Stelle |
Schritt 2: Allgemeine Funktionsgleichung und Ableitungen bestimmen
Allgemeine Funktionsgleichung
Kennst du nun die Bedingungen, kannst du die allgemeine Funktionsgleichung von
Schaue dir hierzu die Anzahl an Bedingungen an.
Die Anzahl an aufgestellten Bedingungen beträgt 4.
Folglich ist die gesuchte Verbindungsfunktion
Ableitung
Um die Bedingungen für einen knickfreien Übergang in eine mathematische Gleichung umwandeln zu können, musst du die 1. Ableitung von
Schritt 3: Aufstellen eines linearen Gleichungssystems
In diesem Schritt setzt du alle Bedingungen aus Schritt 1 jeweils in die allgemeine Funktionsgleichung und die Ableitung von
Du erhältst ein lineares Gleichungssystem:
Vereinfache nun die Faktoren.
Ergänze außerdem die Nullen als Vorfaktoren. Das hilft dir im nächsten Schritt, das Gleichungssystem zu lösen.
Schritt 4: Lineares Gleichungssystem lösen
Das lineare Gleichungssystem kannst du nun mit dem Gauß-Algorithmus lösen.
Übertrage hierzu die markierten Faktoren aus dem Gleichungssystem in eine Tabellenform und bringe es in die Stufenform.
Bemerke: Du kannst das lineare Gleichungssystem auf unterschiedliche Wege lösen. Die folgende Lösung ist nur eine mögliche Vorgehensweise.
Gauß-Algorithmus anwenden:
An dieser Stelle kannst du die Zeilen tauschen. Durch das Tauschen erreichst du schon einen Teil der Stufenform:
Rückübersetzung:
Die Stufenform ist erreicht. Nun kannst du das Gleichungssystem in die ursprüngliche Form überführen:
Bestimme nun schrittweise die Parameter
Fange hierzu mit der
Du erhältst:
Setze nun das berechnete
Du erhältst:
Als nächstes setzt du das berechnete
Du erhältst:
Den Parameter
Du erhältst:
Überblick über alle Parameter:
Schritt 5: Exakte Funktionsgleichung
Setze die Parameter
ein.
Du erhältst: