Das Flottenwettrüsten zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Großbritannien startete 1898 mit dem 1. Flottengesetz und war ein ausschlaggebender Punkt in der Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen.
In der modernen Forschung wird derweil heiß diskutiert, inwiefern dieses Flottenwettrüsten als einer der Hauptursachen des 1. Weltkriegs gelten kann.
Hintergrund
Das Sultanat Marokko war nach der Aufteilung des Osmanischen Reiches in Afrika bis dahin unabhängig geblieben.
- Frankreich übte Druck aus und zeigte Interesse
- Allerdings: Internationales Abkommen (Madrider Konvention)
- Zugehörigkeit Marokkos multilateral geregelt → Absprache mit jedem Land notwendig
- Entente Cordiale 1904
- Koloniale Streitigkeiten geklärt: britisches Einverständnis für französische Besetzung Marokkos
- will Bündnis ausnutzen um Marokko zu besetzen
- Entschädigung der anderen Kolonialmächte, damit die bei einer französischen Besetzung nichts unternehmen
- Spanien: bekommt Gebiete in Nordmarokko
- Italien: Unterstützung italienischer Pläne in Libyen
- Russland: durch Bündnis neutral
- NUR Deutschland wurde NICHT entschädigt
1. Marokkokrise 1905
1905: Frankreich wollte Marokko zu einem Protektorat machen.
→ Bruch der Madrider Konvention
- Deutschland protestierte und wollte eigene Interessen in Marokko nicht aufgeben
- Besuch Kaiser Wilhelms II. in Tanger
- er hielt eine Rede, in der er die Unabhängigkeit und Integrität Marokkos betonte
- Reaktion:
- Deutsche Presse: feierte Aktion
- Frankreich: Große Empörung
- Großbritannien: Zeigte kein Interesse
→ kurzfristig großer Erfolg
Konferenz von Algeciras
Die Algeciras-Konferenz war eine internationale Konferenz von 1906 in Algeciras (Spanien), auf der die Steitigkeiten der Ersten Marokkokrise geklärt wurden.
- deutsches Ziel: weniger Interesse an Marokko, sondern vielmehr Schwächung der französisch-britischen Bindung
- Deutschland wollte jedoch zu viel Kapital aus der Situation schlagen und die anderen Großmächte stellten sich hinter Frankreich
- Ergebniss: formelle Souveränität Marokkos und Frankreich darf Bankwesen und Teile der Polizei verwalten
- Folgen:
- Deutschland hatte zu hoch gepokert → zu aggressives Vorgehen
- Deutsche Isolation
- britisch-französisches Bündnis gestärkt
Zweite Marokkokrise 1911
1911 kam es zur zweiten Marokkokrise nachdem französische Truppen mehrere marokkanische Städte besetzten.
- kleinere Unruhen und Aufstände im Inland → franzößische Truppen besetzten Fès und Rabat (Vorwand: wollten für Recht und Ordnung sorgen)
- Bruch der Algeciras-Akte
- Deutschland sah sich in seiner Position bedroht
- deutsche Reaktion: Panther-Spung
- Entsendung des alten Kriegsschiff "Panther" (nicht bedrohlich) → man wollte Frankreich unter Druck setzen
- weniger territoriale Interressen, eher französisch-britisches Bündnis schwächen
- britische Reaktion auf Marokkokrise
- schlechtes deutsch-britisches Verhältnis durch Flottenwettrüsten (deswegen voreingenommen)
- empfand Panthersprung als aggressiv und unangebracht
- Deutsche Presse verschlimmerte die Situation durch provokante Schlagzeilen ("Westmarokko deutsch")
- Beilegung des Konflikts durch Marokko-Kongo-Vertrag
- Deutschland verzichtet auf jegliche Ansprüche in Marokko und bekommt dafür Gebiete in Zentralafrika (wertlos)
Folgen und Bewertung
- Dreibund hat überhaupt keinen Einfluss und Macht: Auf Italien ist seit der Ersten Marokkokrise auch kein Verlass mehr
- Versuch französisch-britisches Bündnis zu schwächen gescheitert → sind stärker geworden
- Deutsche außenpolitische Isolation
- Marokkokrise Generalprobe für Julikrise vor 1. Weltkrieg
- koloniale Streitigkeiten drohen zu eskalieren
- fehlende Kommunikation und Bereitschaft aufeinander zuzugehen
- Bedrohung durch Waffen, anstelle von Diplomatie (Aufrüstung)
- spätestens jetzt sind Bündnisblöcke gesetzt