Arbeit und Wirtschaft im Nationalsozialismus - Presse, Kultur und Erziehung im Nationalsozialismus 2

NS-Wirtschafts- und Sozialpolitik

Die Wirtschaft im Nationalsozialismus wurde früh auf einen Krieg und dessen Vorbereitung ausgerichtet. Ohne die Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung sowie der besetzten Gebiete wäre sie, vor allem wegen der Rüstungsindustrie, aber auch durch soziale Leistungen und das Ziel der Autarkie, bald zugrunde gegangen.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie der Bau der Reichsautobahnen dienten einer niedrigen Arbeitslosenzahl, die sich als geschönter Propagandaerfolg mitunter bis heute hält.


Sozialpolitik und Lebensbedingungen

Die Nationalsozialisten unternahmen soziale ‚Verbesserungen‘, insbesondere für Arbeitnehmer. Bei vielen Maßnahmen handelte es sich jedoch vorrangig um Propagandaerfolge, die enorme Schulden bedeuteten oder die Menschen nicht wirklich erreichte.

  • ‚Verbesserungen‘ für Arbeitnehmer: 1. Mai (Tag der Arbeit) als bezahlter Feiertag, Erhöhung des Mindesturlaubs, aber: geringe Stundenlöhne erreichten Werte von 1929 (vor Weltwirtschaftskrise) teilweise bei weitem nicht

  • Kraft durch Freude: Programm für bezahlbare Kultur- und Tourismusangebote → eigentliches Ziel: Volksgesundheit, 'Freizeit im Dienste des Volkes', Erholung für gesteigerte Arbeitskraft

  • Wohltaten, z.B. preiswerte (deutsche) Konsumgüter, Schenkungen → nur möglich durch Entrechtungen von und Raub an jüdischer Bevölkerung

  • Rückgang des sozialen Wohnungsbaus, stattdessen Versorgungsengpässe und Lebensmittelknappheit (erhöhte Selbstversorgung), Verschlechterung der Gesundheit und erhöhte Sterblichkeit

→ Wegen der scheinheiligen Maßnahmen wurde der Nationalsozialismus auch als ‚Gefälligkeitsdiktatur‘ bezeichnet.

'Reichseierkarte' zur Lebensmittelrationierung, 1944
'Reichseierkarte' zur Lebensmittelrationierung, 1944 By Photographer: Mutter Erde, Public domain, via Wikimedia Commons

Arbeitsmarkt

Unter dem Motto „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ schalteten die Nationalsozialisten Institutionen gleich, Gewerkschaften wurden aufgelöst. Stattdessen wurden Arbeitnehmer in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zusammengefasst. Als großer Propagandaerfolg gilt der Rückgang der Arbeitslosenzahlen.

  • Scheinerfolg Arbeitslosenquote (1933: 4,8 Mio. Arbeitslose, 1939: 0,12 Mio.) → Arbeitsbeschaffungsprogramme bereits aus Weimarer Republik, auch Erholung setzte schon vor Machtübernahme ein

  • Tricks: Großbauprojekte mit vielen Arbeitenden unter schlechten Bedingungen (nationalsozialistische Umgestaltung der Städte, Autobahnbau, Baggerseen etc.), einige Berufe aus Arbeitslosenversicherung genommen, Frauen aus Berufen gedrängt, Kampagne gegen Doppelverdiener

  • 1935: Wehrpflicht und Reichsarbeitsdienst (RAD) → galten auch nicht mehr als Arbeitslose, zudem enorme Investitionen in der Rüstungsindustrie

→ Die ‚faktische Vollbeschäftigung‘ 1939 konnte nur wie folgt erreicht werden: Vernachlässigung einiger Berufe sowie der Frauen, hohe Verschuldung durch große Bauprojekte, wie den ebenfalls in der Weimarer Republik begonnen Autobahnbau, oder Steuererleichterungen und Kriegsvorbereitung in der Wehrmacht und der Rüstungsindustrie

Propagandaerfolg Reichsautobahn, Berlin 1936
Propagandaerfolg Reichsautobahn, Berlin 1936 By Unknown authorUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Kriegsvorbereitung

Mit dem internen Vierjahresplan legte Hitler 1936 fest, dass die Wehrmacht 1940 einsatzfähig und die Wirtschaft kriegsbereit sein sollte. Alles wurde fortan auf dieses Ziel ausgerichtet.

  • Einschränkung der Konsumgüterindustrie, stattdessen enorme Investitionen in Rüstung und Militär → Anteil an Gesamtausgaben aus Staatshaushalt von 4% (1933) bereits bis 1938 auf über 50% gesteigert

  • Ziel der wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Ausland (Autarkie), weshalb sehr teure Ersatzstoffproduktion nötig war

  • Oft verdeckte Finanzierung über sogenannte Mefo-Wechsel → Wechselkredite über Scheinfirmen mit einer Art 'Parallelwährung', außerdem Gelddrucken, Schuldscheine usw.

→ Der NS-Staat verschuldete sich massiv und hätte sich langfristig nicht finanzieren können. Er war abhängig von den Ausbeutungen der jüdischen Bevölkerung sowie der besetzten Gebiete.

TO DO ILLUSTRATION ÖFFENTLICHE INVESTITIONEN


Sidefact

Die erste Autobahn, die Bundesautobahn (BAB) 555, war 20km lang, verlief von Köln nach Bonn und wurde bereits 1932, also vor der Machtübernahme der Nazis, eröffnet - von Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer.

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