Stunde Null - Nachkriegszeit

Stunde Null

Wenn du dich in Geschichte mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigst, begegnet dir sicherlich auch der Begriff "Stunde Null"

Was versteht man unter der Stunde Null?

simpleclub erklärt dir, was du zur Stunde Null wissen solltest!

Stunde Null einfach erklärt

Als Stunde Null wird die unmittelbare Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Diese Zeit war durch Versorgungsengpässe und die starke Zerstörung deutscher Städte geprägt.

Der Begriff „Stunde Null“ wird jedoch oft kritisiert, weil es nicht möglich sei, von jetzt auf gleich komplett neu anzufangen.


Großflächige Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg

Durch die vielen Bombenangriffe der Alliierten waren besonders die Großstädte komplett zerstört. Es gab praktisch keine Infrastruktur mehr und die meisten Häuser waren Ruinen.

  • Mehr als die Hälfte des Wohnraums in Städten wurde zerstört (besonders München und Köln)
  • Daneben hatten die Alliierten aus strategischen Gründen gezielt Infrastruktur wie Brücken oder Verkehrsknotenpunkte zerstört
  • Gleichzeitig hatten die Menschen lange Zeit kein Wasser, Gas oder Elektrizität
  • In diesem Kontext ist auch der Mythos der Trümmerfrauen aufgekommen, also Frauen, die bei den Trümmeraufräumaktionen mitgeholfen haben
  • Dabei handelt es sich allerdings um eine gezielte Glorifizierung, die nichts mit der Realität zu tun hat
Auf diesem Bild sieht man das zerstörte Köln nach dem Zweiten Weltkrieg. Köln war eine der Städte, die von den Alliierten besonders bombardiert wurden.
Zerstörung in Köln 1945 By Bundesarchiv, B 145 Bild-P008041 / CC BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5474349
Dieses Bild zeigt die sogenannten Trümmerfrauen, die nach dem Krieg die Trümmer aufräumen.
Trümmerfrauen in Berlin 1947 By Bundesarchiv, Bild 183-Z1218-316 / Kolbe / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5438098

Versorgungsengpässe nach dem Zweiten Weltkrieg

Frankreich und die Sowjetunion nahmen sich Lebensmittel, Rohstoffe und Industrieanlagen für den eigenen Bedarf, wodurch sich die Versorgungsnotlage der Bevölkerung weiter verschlechterte.

  • Großbritannien und die USA hatten dagegen jedoch großes Interesse an einem schnellen Wiederaufbau Deutschlands, um einen Wirtschaftsaufschwung in ganz Europa zu ermöglichen
  • Ernährungskrise:
    • Menschen mussten mit einem Drittel der Nahrung auskommen
    • Es gab Lebensmittelkarten, auf denen genau gekennzeichnet war, wer wie viel zu essen bekam. Das reichte jedoch meist nicht, wodurch es zu Plünderungen kam
    • So wurde beispielsweise der Berliner Tiergarten komplett abgeholzt (zum Heizen) und landwirtschaftlich genutzt
    • Hamsterfahrten: Menschen fahren aufs Land, um dort Essen zu kaufen und nehmen es mit zurück in die Stadt
  • Kohlekrise:
    • Neben den Lebensmitteln spielte auch Kohle als wichtigster Energieträger eine große Rolle
    • Notwendig für private Beheizung, Transport Produktion von industriellen Gütern → Notwendig für funktionierende Wirtschaft → In der Winterkrise 1946/47 verschlechterte sich die Lage nochmals
Teile des zerstörten Tiergartens wurde in den ersten Nachkriegsjahren für landwirtschaftliche Zwecke genutzt.
Teile des zerstörten Tiergartens wurde in den ersten Nachkriegsjahren für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. By Bundesarchiv, Bild 183-M1015-314 / Donath, Otto / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5435201
Aus Sorge um die tägliche Ernährung wird jede Möglichkeit zur Erweiterung des Speisezettels genutzt.Auf diesem Bild sieht man beispielsweise wie eine Frau auf dem Dach des Hauses etwas anbaut.
Aus Sorge um die tägliche Ernährung wird jede Möglichkeit zur Erweiterung des Speisezettels genutzt. By Bundesarchiv, Bild 183-M1205-314 / Donath, Otto / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5435298
Auf diesem Bild sieht man die sogenannten "Hamsterfahrten".Die menschen sind aus den Städten aufs Land gefahren, um dort Lebensmittel zu kaufen, weil es in der Stadt nicht genug gab. Mit voll gepackten Säcken fuhren sie dann zurück in die Stadt.
Hamsterfahrten By Bundesarchiv, Bild 183-S80285 / Walter Heilig / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5369590

Schwarzmärkte nach dem Zweiten Weltkrieg

Da die Menschen über die Lebensmittelkarten nicht genügend zu essen bekamen, waren sie auf den Schwarzmarkt angewiesen.

  • Es gab drei Währungen: die Reichsmark, von den Siegermächten gedrucktes Besatzungsgeld und Zigaretten als Tauschmittel auf Schwarzmärkten
  • Manche Menschen arbeiteten beispielsweise nur drei Tage die Woche und tauschten an den anderen Tagen ihren Lohn in Lebensmittel oder andere Güter
  • Zusätzlich machte eine Inflation die Reichsmark wertlos; so konnte keine funktionierende Wirtschaft entstehen
Schwarzmarkt in Berlin und Tausch mit Zigaretten
Schwarzmarkt in Berlin und Tausch mit Zigaretten By Bundesarchiv, Bild 183-19000-3293 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5422367

Kritische Betrachtung des Begriffs „Stunde Null“

Obwohl der Begriff in unzähligen Schulbüchern auftaucht, ist er in der Geschichtswissenschaft sehr umstritten.

  • Der Begriff lässt den Eindruck entstehen, dass es zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Dritten Reich keine Kontinuitäten gegeben hätte
  • Besonders verstärkt wurde diese Auffassung in der Trümmerliteratur übermittelt, in der die Schriftsteller den radikalen Umbruch betonten
  • Kritisiert wird dabei, dass es nicht möglich ist, von Grund auf neu anzufangen. Insbesondere die nationalsozialistische Ideologie und die Verbrechen können nicht über Nacht vergessen werden
    • Metapher: Ein Land, das in Trümmern liegt, muss zuerst einmal die Trümmer beseitigen (das Alte also aufarbeiten und sich mit ihm auseinandersetzen → hiermit ist vor allem die Entnazifizierung gemeint)
  • Stattdessen wird von einem „Neubeginn“ gesprochen, da sich alles nur langsam und nach und nach verändert hat nicht aber auf einmal

Sidefact Nachkriegszeit

Der Ausdruck „Stunde Null“ kommt eigentlich aus dem Militär und bezeichnet die Uhrzeit, in der etwas startet oder neues beginnt.

Beispiel: „Noch null plus drei Stunden bis zur Ankunft“.

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