Verfolgung und Terror (1938-1941)

Ab 1938 wurde jüdisches Leben durch die Nationalsozialisten weiter eingeschränkt, terrorisiert und dokumentiert, um die Deportation in Ghettos und Konzentrationslager zu erleichtern. Dazu zählten etwa Vermögensangaben, Namenszuweisungen oder spezielle Kennzeichnungen.

Die Novemberpogrome am 09. November 1938 markierten mit Anschlägen auf jüdische Geschäfte oder Synagogen sowie Misshandlungen, Verhaftungen und Ermordungen einen Höhepunkt der Judenverfolgung.


Erfassung und Verlust der Persönlichkeit

1938 kam es zu einigen Verordnungen, durch die jüdische Menschen systematisch erfasst wurden und die ihnen jegliche Individualität raubten. Diese Maßnahmen erleichterten die Verhaftung, Deportation sowie die massenhafte Vernichtung.

  • April 1938: Anordnung zur Anmeldung des Vermögens → 03. Dezember 1938: ‚Arisierung‘ der Wirtschaft: keine jüdischen Geschäfte mehr erlaubt, jüdischer Besitz eingezogen und versteigert
  • Dokumentation jüdischen Lebens: Zwangsvornamen Israel und Sarah, Kennzeichnung aller Reisepässe mit "J", Verordnung zum Tragen des Judensterns (01. September 1941)

→ Das öffentliche Leben fand ab 1938 weitgehend ohne jüdische Beteiligung statt: Der Besuch ‚deutscher Schulen‘, von Kinos, Schwimmbädern oder Restaurants wurde zunehmend untersagt, Kleidung konnte nicht mehr erworben und Autos durften nicht mehr gefahren werden.

Ältere Frau mit Judenstern, Berlin 1941
Ältere Frau mit Judenstern, Berlin 1941 By Bundesarchiv, Bild 183-B04490A / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Reichspogromnacht

Nach der Abschiebung von 17.000 jüdischen Menschen nach Polen ohne Perspektive oder Rechte verübte der 17-jährige Herschel Grynszpan einen Anschlag auf einen deutschen Diplomaten. Mit dessen Tod rechtfertigte Joseph Goebbels eine Racheaktion: die Novemberpogrome in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938.

Sie wurde lange auch als Reichskristallnacht bezeichnet. Heute wird der Begriff kaum noch verwendet, weil er ursprünglich die zerbrochenen Scheiben jüdischer Einrichtungen als Kristall beschönigt hat.

  • Zerstörung (etwa durch Brandanschläge) von jüdischen Wohnungen, Geschäften und Synagogen
  • zahlreiche Misshandlungen, Verhaftungen und Ermordungen
  • nach heutiger Schätzung bis zu 1.500 Todesopfer

→ Die Juden und Jüdinnen sollten selbst für die entstandenen Schäden aufkommen und wurden zu einer (symbolischen) Zahlung von 1 Mrd. Reichsmark verurteilt.

Menschen amüsieren sich nach der Reichspogromnacht vor einem zerstörten jüdischen Geschäft, Magdeburg 1938
Menschen amüsieren sich nach der Reichspogromnacht vor einem zerstörten jüdischen Geschäft, Magdeburg 1938 By Bundesarchiv, Bild 146-1970-083-42 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Hinweis: Die Reichspogromnacht wird manchmal auch als „Reichskristallnacht“ bezeichnet. Dieser Begriff ist beschönigend. Verwende deshalb bitte nur Reichspogromnacht oder Novemberpogrome.

Deportationen

Während des Krieges, genauer im Jahr 1940, begannen große Deportationen zur Zwangsarbeit nach Polen oder Frankreich. Am 15. Oktober 1941 begannen systematisch organisierte Massendeportationen von jüdischen Menschen, Sinti'zze und Rom'nja in den Osten, meist nach Polen.

Eine Woche später wurde im Geheimen das Verbot für jüdische Menschen zur Ausreise kommuniziert.

  • Einrichtung von Ghettos in besetzten Gebieten, die oftmals als Übergangsort bis zur Verlegung ins Vernichtungslager dienten → unmenschliche Bedingungen (Platzmangel, Hunger, Krankheit, Gewalt usw.)
  • Transport in Arbeits- und Vernichtungslager

→ Der industriell organisierte Völkermord begann im Frühjahr 1942. Die unmenschlichen Reise- oder ‚Lebensbedingungen‘ sowie die Willkür der Nationalsozialisten brachte vielen Menschen schon vorher den Tod.

Deportation ins Ghetto Litzmannstadt, Polen 1940
Deportation ins Ghetto Litzmannstadt, Polen 1940 By Bundesarchiv, Bild 137-056925 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Sidefact

Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 erwägten die Nationalsozialisten, jüdische Menschen nach Madagaskar, zu dieser Zeit französische Kolonie, auszusiedeln. Der sogenannte Madagaskarplan wurde allerdings nie konkret.

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