Die soziale Marktwirtschaft ist bis heute die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Sie basiert auf der freien Marktwirtschaft, verknüpft die marktwirtschaftlichen Elemente aber mit sozialen Aspekten. Die soziale Marktwirtschaft wurde maßgeblich durch den Bundeswirtschaftsminister und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard in der BRD praktisch umgesetzt.
Hintergrund
Von der NS-Herrschaft bis zur Gründung der BRD gab es keine freie Marktwirtschaft in Deutschland.
- Zwangswirtschaft der Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945-49): staatliche Lenkung und Kontrolle der Wirtschaft
→ Notwendig, um der akuten Not der Bevölkerung in der Nachkriegszeit entgegenzuwirken
- Währungsreform von 1948 → Grundlage für eine funktionierende Wirtschaft ohne staatliche Eingriffe
Durchsetzung
Ludwig Erhard (CDU-Politiker und späterer Wirtschaftsminister) und Alfred Müller-Armack (Wirtschaftswissenschaftler) entwarfen schon in den 1940er Jahren das Konzept einer sozialen Marktwirtschaft.
Notwendigkeit eines Wirtschaftssystems für die neugegründete BRD → Erhard setzte sich für das System der sozialen Marktwirtschaft ein
Große anfängliche Skepsis gegenüber einem freien Markt ohne große staatliche Lenkung und Eingriffe → Von Bevölkerung, Besatzungsmächten, den Oppositionsparteien, aber auch Mitgliedern der CDU ...
Erhard war Direktor der Verwaltung für Wirtschaft der Bizone und wurde Wirtschaftsminister in der neugegründeten BRD→ Setzte das Modell der sozialen Marktwirtschaft unter Bundeskanzler Adenauer durch
Entfernung der letzten Elemente der Zwangswirtschaft 1950
Wirtschaftswunder
Die soziale Marktwirtschaft bewährte sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten in der BRD und war mitverantwortlich für das sogenannte "Wirtschaftswunder" in den 1950er Jahren. Der Wohlstand steigerte sich in bis dahin unbekannte Höhen bei einem großen Teil der Bevölkerung. Den Menschen ging es dadurch nach dem entbehrungsreichen Krieg spürbar besser. Deutschland wurde durch Produkte wie dem VW-Käfer zum "Exportweltmeister".
Funktionsweise soziale Marktwirtschaft
Ziel
Das Ziel der sozialen Marktwirtschaft ist es, die Vorteile einer freien Marktwirtschaft (z.B. wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, hohe Güterversorgung...) voll auszuschöpfen und gleichzeitig die negativen Folgeerscheinungen (z.B. soziale Not, wirtschaftliche Monopolstellungen...) abzumildern.
Merkmale
Die soziale Marktwirtschaft verknüpft die freie Marktwirtschaft mit den Elementen eines Sozialstaates.
Elemente der freien Marktwirtschaft (soll die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gewährleisten):
Prinzip von Angebot und Nachfrage
Freie Preisbildung
Freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl
Produktionsmittel sind in privater Hand
Privateigentum ist geschützt
Elemente des Sozialstaats (soll die wirtschaftliche und soziale Not Bedürftiger verbessern):
Sozialversicherungssystem (z.B. Arbeitslosenversicherung)
Schutzgesetze (z.B. Verbraucherschutz)
Soziale Gerechtigkeit (z.B. Bildungschancen, Steuergerechtigkeit)
Rolle des Staates
Der Staat ist in der sozialen Marktwirtschaft nicht nur passiv, sondern greift in bestimmten Bereichen auch aktiv in das wirtschaftliche Geschehen ein.
Schaffung eines rechtlichen Rahmens durch den Staat, in dem sich dann das wirtschaftliche Geschehen abspielt
Eingriffe in die Wirtschaft erfolgen nur in Bereichen, die das allgemeine Interesse betreffen (z.B. beim Verbraucherschutz)
Sidefacts
Heute sind alle EU-Staaten mehr oder weniger auf das Konzept der freien Marktwirtschaft umgestiegen. Jedoch wird immer wieder heftig debattiert, ob der Fokus mehr auf der Marktwirtschaft oder dem Sozialstaat liegen sollte.