1945 begannen die Nürnberger Prozesse und die Entnazifizierung.
Warum fanden die Prozesse in Nürnberg statt?
Was passierte bei den Nürnberger Prozessen?
simpleclub erklärt dir, was du zu den Nürnberger Prozessen wissen solltest.
Nürnberger Prozesse und Entnazifizierung einfach erklärt
Die Nürnberger Prozesse waren eine Reihe von Gerichtsverfahren, bei denen die NS-Hauptkriegsverbrecher von einem internationalen Militärgerichtshof verurteilt wurden. Die Verhandlungen des ersten Prozesses fanden vom 20.11.1945 bis zum 1.10.1946 statt (Nürnberger Prozess). Bis 1949 wurden noch weitere Prozesse unter Führung der Amerikaner durchgeführt (Nürnberger Prozesse).
Entnazifizierung meint die, von den Alliierten eingeleitete Politik, die es zum Ziel hatte, die deutsche und österreichische Gesellschaft von jeglichen Einflüssen des Nationalsozialismus zu befreien.
Hintergrund Nürnberger Prozesse
Viele führende Nationalsozialisten hatten Kriegsverbrechen zu verantworten, die während des Zweiten Weltkrieges verübt wurden.
Das Deutsche Reich hatte während des Zweiten Weltkrieges weite Teile Europas besetzt gehalten
Es kam hier zu grausamen Kriegsverbrechen, z.B. Massenerschießungen von Kriegsgefangenen, Morde an Zivilisten, Vergewaltigungen, Nötigung zur Zwangsarbeit, Raub
Nach der Niederlage Deutschlands wollten die Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion) die deutschen Kriegsverbrechen an das Tageslicht bringen und aufarbeiten
Nürnberger Prozesse
Die Besatzungsmächte beschlossen nach Ende des Zweiten Weltkrieges, einen internationalen Gerichtshof einzuberufen, in dem die NS-Hauptkriegsverbrecher angeklagt werden sollen.
Internationaler Militärgerichtshof: Jede Nation stellt einen Richter und einen Anklagevertreter (= Staatsanwalt), Angeklagte bekommen Verteidiger → Richtiger und ordnungsmäßiger Gerichtsprozess
Anklagen:
Kriegsverbrechen
Verbrechen gegen den Frieden
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Angeklagte:
- Führende Funktionäre der NSDAP, hochrangige Nazi-Minister, Militärs → z.B. Hermann Göring (zweiter Mann nach Hitler im Dritten Reich), Rudolf Heß (Stellvertreter Hitlers in der NSDAP), Albert Speer (Rüstungsminister)...
Ziele:
Bestrafung der deutschen Hauptkriegsverbrechen
Aufbereitung der Nazi-Verbrechen für die deutsche Öffentlichkeit
Fairer Gerichtsprozess → Man wollte zeigen, wie Demokratie funktioniert
Verurteilungen: Todesstrafen und lange Haftstrafen
Kritik: Ein Großteil der deutschen Bevölkerung sah die Verhandlungen kritisch
Alliierte Kriegsverbrechen (z.B. Bombardierungen der deutschen Städte, Vergewaltigungen...) werden nicht verhandelt
Wird als „Siegerjustiz“ wahrgenommen
Amerikaner führen zwölf weitere Prozesse bis 1949 durch: Verurteilung von Ärzten, Industriellen, SS-Mitgliedern, Wehrmachts-Offizieren, Beamten, ...
- 185 Anklagen und 177 Urteile
Entnazifizierung
Die Alliierten, vor allem aber die amerikanische Besatzungsmacht, waren daran interessiert, die deutsche und österreichische Gesellschaft „umzuerziehen“, also die Bevölkerung von sämtlichen Einflüssen der NS-Herrschaft zu befreien.
Die deutsche Bevölkerung stand zwölf Jahre unter dem Einfluss des NS-Regimes → NS-Propaganda verbreitete die Ideologie der Nationalsozialisten
- NSDAP zählte 1945 beispielsweise 8,5 Millionen Mitglieder
Ziel der Entnazifizierung: Säuberung der Gesellschaft von der NS-Ideologie
Umfasste die Bereiche Kultur, Presse, Wirtschaft, Justiz und Politik
Inhalte:
Entmilitarisierung Deutschlands → Auflösung der deutschen Armee und Entwaffnung
Auflösung der NSDAP und ihrer angeschlossenen Organisationen, z.B. Hitlerjugend oder SS → Auch Entfernung von Symbolen aus der NS-Zeit, z.B. Flaggen
Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern, z.B. durch die Nürnberger Prozesse
Entnazifizierung in US-Besatzungszone/Westzone:
Viele Verhaftungen
Einteilung der Bevölkerung in 5 Klassen nach individueller Schuld: 1. Hauptschuldige, 2.Belastete, 3.Minderbelastete, 4.Mitlaufende, 5. Unbelastete → Eventuell Bestrafung je nach Schuld (Geldbußen, Berufsverbote oder Gefängnis)
Ab 1948 ließ das Interesse der Amerikaner an einer Entnazifizierung deutlich nach, da sich der Konflikt mit der Sowjetunion verstärkte
Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ):
Entnazifizierungsprozess wird auch für Etablierung von kommunistischen Strukturen verwendet → Nicht nur Nazis werden aus ihren Ämtern entfernt, sondern auch politische Gegner der Kommunisten
Individuelle Schuld wird wenig beachtet
Ende der Entnazifizierung:
Westdeutschland: Im Mai 1951 erklärt der deutsche Bundestag die Entnazifizierung offiziell für beendet → Kritiker bemängeln, dass die Entnazifizierung zu früh endete und nie ganz abgeschlossen wurde
Ostdeutschland: Die DDR definierte sich per se als antifaschistischen Staat und verleugnet deshalb jedes Fortbestehen von Nazis in den eigenen Reihen
Sidefact Nürnberger Prozesse
Hermann Göring war der zweite Mann im Dritten Reich nach Hitler und war einer der "prominentesten" Hauptangeklagten während der Nürnberger Prozesse. Er entzog sich seiner Hinrichtung ähnlich wie schon zuvor Hitler oder Goebbels durch Selbstmord.