Nationalsozialistische Erziehung ab 1933 - Presse, Kultur und Erziehung im Nationalsozialismus 1

NS-Familienpolitik

Die Familie spielte für die Nationalsozialisten eine große Rolle, um den Fortbestand und die Vermehrung der ‚arischen Rasse‘ zu gewährleisten. Ihr Symbolwert stieg also, während ihre Rolle als Ort der Erziehung etwa von der Hitlerjugend zurückgedrängt wurde. Es wurden Anreize und Belohnungen für kinderreiche Familien geschaffen. Frauen wurden nur als Mütter angesehen und wertgeschätzt.

In der folgenden Erklärung wird häufiger der Begriff „Rasse“ verwendet.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass dieser Begriff heutzutage in der deutschen Sprache nicht mehr im Kontext mit Menschen verwendet werden darf! Dieser Begriff beruht auf der „Rassentheorie“ und ist abwertend. Es gibt keine menschlichen Rassen!


Familienideal

Das nationalsozialistische Familienideal bestand aus einem Mann, der Ernährung und Schutz gewährleisten sollte, einer Frau als Hausfrau und Mutter sowie möglichst vielen ‚arischen‘ Kindern. Dafür wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen.

  • Finanzielle Förderung ‚arischer‘ und 'erbgesunder' Familien: Ehestandsdarlehen für frisch Verheiratete, Familienförderung sowie Kinderbeihilfe → soll Zweifel am Kinderkriegen ausräumen und Frauen aus Berufen drängen

  • Ehegesetz (1938): kein Einspruch gegen Scheidung mehr zulässig bei Unfruchtbarkeit, außerehelicher Beziehung für Fortpflanzung oder „völkisch unerwünschter Altehe“

  • Erziehung der Kinder im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie: Jungs zu harten Soldaten, Mädchen zu Hausfrauen und Müttern → Kinder sollten selbst früh heiraten, um Nachwuchs zu zeugen

  • 'Traditionelles' Familienideal: Kontrolle der Männer (Patriarchat), klare Hierarchie, Körperstrafe usw.

→ Die Familie wurde somit für die ‚Rassenpolitik‘ instrumentalisiert. Die ‚Rassenhygiene‘, also die Erhöhung des Anteils ‚arischen‘ Erbmaterials, zeigte sich darin, dass nur ‚arische‘ Familien Unterstützung erfuhren, andere Ehen hingegen verboten oder als ‚erbkrank‘ Erachtete zwangssterilisiert und ermordet wurden.

Die nationalsozialistische 'Vorzeigefamilie' Goebbels zu Besuch bei Hitler, Obersalzberg 1938
Die nationalsozialistische 'Vorzeigefamilie' Goebbels zu Besuch bei Hitler, Obersalzberg 1938 By Bundesarchiv, Bild 183-1987-0724-502 / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Rolle der Frau

Frauen wurden aus der Arbeitswelt in die häusliche Umgebung zurückgedrängt. An der politischen Öffentlichkeit sollten sie sich nicht beteiligen. Sie wurden nur als Hausfrau und insbesondere als Mutter anerkannt. Für ihren ‚Dienst am Volk‘ belohnten die Nationalsozialisten sie insbesondere symbolisch.

  • Ab 1933: Muttertag als gesetzlicher Feiertag

  • Ab 1938 ‚Mutterkreuz‘: nach manchen Schätzungen insgesamt über 10 Mio. Orden für ‚arische‘, ‚erbgesunde‘ Lebendgeburten; in Bronze (4-5 Kinder), Silber (6-7 Kinder) und Gold (ab 8 Kindern), daher auch abwertend ‚Karnickelkreuz‘ genannt

Im Krieg wurden die Frauen durch den Kriegseinsatz der Männer wieder dringend in der Wirtschaft benötigt, insbesondere in der Rüstungsindustrie.

Eine 100-jährige Trägerin des Mutterkreuzes in Gold, Berlin 1943
Eine 100-jährige Trägerin des Mutterkreuzes in Gold, Berlin 1943 By Bundesarchiv, Bild 183-J05118 / Heinscher / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Verein 'Lebensborn'

Der Verein ‚Lebensborn‘, 1935 von Heinrich Himmler gegründet und von der SS getragen, sollte die Geburtenrate ‚arischer‘ Kinder erhöhen. Die Einrichtungen fanden sich auf deutschem wie in besetzten Gebieten und waren von der Öffentlichkeit abgeschirmt.

  • Verhinderung von Schwangerschaftsabbrüchen (v.a. unehelich gezeugter Kinder), Angebot anonymer Entbindungen zum Erhalt ‚arischen‘ Lebens → anschließend Freigabe zur Adoption, oft durch SS-Angehörige

  • Verschleppung von ‚arischen‘ Kindern aus besetzten Gebieten in ‚Lebensborn‘-Heime im Reich oder vor Ort → Adoption durch Parteitreue

→ Noch heute leben Opfer der Verschleppungen ohne Kenntnisse über ihre Vergangenheit. Nur 25.000 von 250.000 Kindern kehrten in die alte Heimat zurück.

Taufe im 'Lebensborn'-Verein
Taufe im 'Lebensborn'-Verein By Bundesarchiv, Bild 146-1981-075-01 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Sidefact

Oft wurde fälschlicherweise vermutet, dass die ‚Lebensborn‘-Einrichtungen als ‚Züchtungsfabriken‘ genutzt wurden, in denen ausgewählte ‚arische‘ Männer und Frauen Nachwuchs zeugten.

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