Gegen Verfolgung und Holocaust

Nicht alle Deutschen unterstützten oder akzeptierten die Verfolgung und Deportation von Minderheiten, besonders von Juden. Mehrere zehntausend Menschen halfen Verfolgten auf verschiedene Weise. Auch Verfolgte selbst leisteten zum Teil gewaltsamen Widerstand.

In der folgenden Erklärung wird häufiger der Begriff „Rasse“ verwendet.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass dieser Begriff heutzutage in der deutschen Sprache nicht mehr im Kontext mit Menschen verwendet werden darf! Dieser Begriff beruht auf der „Rassentheorie“ und ist abwertend. Es gibt keine menschlichen Rassen!


Hintergrund

Die Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung begann mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. In den folgenden Jahren wurden etwa 2000 antijüdische Gesetze und Verordnungen erlassen.

  • Wichtige Eckdaten: Boykott jüdischer Geschäfte (1933), Nürnberger Rassengesetze (1935), Novemberpogrome (1938)
  • Flucht von über 300.000 jüdischen Menschen bis zum Kriegsbeginn 1939, ab 1941 nahezu unmöglich

Völkermord (Holocaust) an ca. 6 Mio. Jüdinnen und Juden, darunter über 160.000 Deutsche, besonders in Vernichtungslagern ab Herbst 1941, wo auch andere Minderheiten (z.B. Sinti'zze und Rom'nja, Menschen mit Behinderung) systematisch ermordet wurden

Ein polnischer Rabbi wird von Ordnungspolizisten gedemütigt, 1940
Ein polnischer Rabbi wird von Ordnungspolizisten gedemütigt, 1940 By Bundesarchiv, Bild 146-1975-073-02 / Unknown authorUnknown author / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Jüdischer Widerstand

Noch lange nach dem Krieg hielt sich, auch in Israel, das Klischee, die jüdischen Menschen hätten den Holocaust ohne Gegenwehr ("wie Schafe zur Schlachtbank") über sich ergehen lassen.

Tatsächlich konnten nur wenige das Ausmaß des Holocaust erahnen, viele hielten die wenigen Informationen für Gerüchte und glaubten, dass sie es in Sklaverei und ohne Widerstand bis zum Kriegsende noch am besten hätten. Gegen die antijüdischen Gesetze, Demütigungen und den Holocaust gab es dennoch Widerstand:

  • mehrere Aufstände, z.B. Aufstand im Warschauer Ghetto (April/Mai 1943)→ jüdische Bewaffnung und wochenlange Kämpfe mit deutschen Besatzern gegen Deportation ins Vernichtungslager

  • Aufstand des Sonderkommandos im KZ Auschwitz-Birkenau (07. Oktober 1944) → teilweise Zerstörung eines Krematoriums mit Schießpulver durch Häftlinge, Fluchtversuch → alle 250 gefasst und getötet, weitere 450 Menschen ermordet

  • Chug Chaluzi ("Kreis der Pioniere") → einzige jüdisch-religiös motivierte Widerstandsgruppe, die, besonders für Kinder und Jugendliche, Fluchtwege suchte und Überlebensstrategien entwickelte

  • Meist erfolglose und mit dem Tod bestrafte Fluchtversuche

  • Kriegsbeteiligung von ca. 1,5 Mio. Juden, z.B. in jüdischen Partisaneneinheiten oder der Jüdischen Brigade in der Britischen Armee (30.000 Mitglieder)

Kapitulation jüdischer Menschen im Warschauer Ghetto, Mai 1943
Kapitulation jüdischer Menschen im Warschauer Ghetto, Mai 1943 By Bundesarchiv, Bild 183-41636-0002 / CC-BY-SA 3.0, Public domain, via Wikimedia Commons

Widerstand nicht-jüdischer Menschen

Mehrere zehntausend Menschen halfen Verfolgten, unterzutauchen oder zu fliehen. Manche handelten spontan, andere für Freunde, aus Nächstenliebe oder für eine Gegenleistung. Es bildeten sich Netzwerke von Helfenden, die manchmal für das Untertauchen einer einzelnen Person zusammenarbeiten mussten. Als Strafe drohten gesellschaftliche Ausgrenzung, Haftstrafen oder das Konzentrationslager.

  • Versorgung, Verstecken, Fluchthilfen für Untergetauchte, z.B. durch die Bekennende Kirche, die Rote Kapelle oder Einzelpersonen/ Familien
  • Der Unternehmer Oskar Schindler bewahrte ca. 1200 jüdische Zwangsarbeitende vor dem Tod im Vernichtungslager, indem er sie mithilfe von Bestechungen, gefälschten Dokumenten usw. in seiner Emailwarenfabrik anstellte und versorgte.
  • Bei den spontanen Protesten in der Rosenstraße (März 1943) demonstrierten "arische" Berliner (v.a. Frauen) gegen die Verhaftung und Deportation jüdischer Ehepartner/-innen und Angehöriger → einzige öffentliche und erfolgreiche Demonstration, Häftlinge wurden zurückgebracht und zur Zwangsarbeit eingesetzt

→ Widerstandshandlungen nach dem Krieg meist verschwiegen und nicht entschädigt, weil Mehrheit untätig war, erst später Forschung und Gedenken → aber: ca. 28.000 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt

Widerstand von außen

Aus dem Ausland wurde vor allem versucht, die Deutschen, insbesondere die Soldaten, von den Lügen der nationalsozialistischen Propaganda zu lösen, sie über die Kriegsverbrechen im Holocaust aufzuklären sowie vom Kriegsende zu überzeugen.

  • Sprachkenntnisse aus Deutschland Geflüchteter in speziellen Einheiten für Flugblätter, Vorträge in Kriegsgefangenenlagern etc. genutzt
  • Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) in Kriegsgefangenenlager von sowjetischer Führung und deutschen Kommunisten gegründet → Zusammenschluss mit Bund Deutscher Offiziere, der Absetzung von Hitler wollte

→ mit Kriegswende für Sowjetunion keine Bedeutung mehr, aber viele junge Soldaten in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern von demokratischem Nachkriegsdeutschland überzeugt


Sidefact

Eine von vielen besonderen Rettungsaktionen: Die sogenannten Weißen Busse, weiß gestrichen und mit Rot-Kreuz-Zeichen unter schwedischer Flagge, retteten ab März 1945 ca. 15.000 skandinavische Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern.

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