Die Massenorganisationen im NS-Staat dienten der Vereinahmung und Kontrolle der Bevölkerung und waren keine Interessensvertretungen wie zuvor die Gewerkschaften. Sie alle beeinflussten die Bevölkerung im Sinne des Nationalsozialismus. Die Mitgliedschaft war meistens Pflicht oder andernfalls mit beruflichen Nachteilen verbunden.
In der folgenden Erklärung wird häufiger der Begriff „Rasse“ verwendet.
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass dieser Begriff heutzutage in der deutschen Sprache nicht mehr im Kontext mit Menschen verwendet werden darf! Dieser Begriff beruht auf der „Rassentheorie“ und ist abwertend. Es gibt keine menschlichen Rassen!
Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel
Die Hitlerjugend war die Jugendorganisation der NSDAP für Jungen und der Bund Deutscher Mädel die für Mädchen. Das Ziel war es, die Jugendlichen im Sinne des Nationalsozialismus zu erziehen.
- Erziehungsideale:
- Heranzüchten von Jungen zu gesunden, starken "opferwilligen" Soldaten
- Heranzüchten von Mädchen zu "gebärfreudigen" Müttern
- Unbedingter Gehorsam/Unterordnung gegenüber dem 'Führer'
- "Recht des Stärkeren"
- Vernachlässigung von Individualität und humanistischen Werten (Menschenrechte wurden außer Kraft gesetzt)
- Jede Form von Schwäche wurde bestraft
- Volksgemeinschaft: Förderung des Gemeinschaftsgefühls
- Mitglieder:
- Ab 1939 Zwangsmitgliedschaft und Forderung des 'Ariernachweises'
- Hitlerjugend: 8,7 Mio.
- Bund Deutscher Mädel: 3,4 Mio.
Deutsche Arbeitsfront (DAF)
Nachdem Hitler die Gewerkschaften 1933 gleichschalten ließ, war die Deutsche Arbeitsfront im Nationalsozialismus der einzige Verband von Arbeitnehmern und -gebern.
- Funktion:
- DAF war weniger Interessensvertretung als vielmehr eine Kontrollinstanz
- Erziehung im Sinne des Nationalsozialismus
- Gewinnung der Arbeitenden für den Nationalsozialismus
- Rückgang der Arbeitslosigkeit → Ziel: Vollbeschäftigung
- Kein Streikrecht (sichere Arbeit für viele wichtiger als Rechte)
- Mitglieder:
- 22 Millionen Mitglieder
- Angestellte, Handwerker, Gewerbetreibende und Arbeitgeber
NS-Berufsverbände
Neben den Gewerkschaften wurden 1933 auch alle Berufsverbände gleichgeschaltet. Ziel war es, die größtmögliche Kontrolle über alle Arbeitenden zu bekommen. Gleichzeitig ließen sich politische Gegner wie jüdische Menschen leichter aus den Betrieben entfernen.
- NS-Lehrerbund:
- Weiterbildung der Lehrer zur Erziehung der Jugendlichen im Sinne des Nationalsozialismus
- Entsprechend wurden auch Lernbücher und Aufgaben den Zielen und Werten des Nationalsozialismus angepasst
- NS-Ärzteverband:
- Erfassung aller Ärzte für bevorstehenden Krieg
- Entwicklung der Nürnberger Gesetze und Teilhabe am 'Euthanasie'-Projekt ('Rassenhygiene')
- Alle weiteren Berufsverbände wurden auch in nationalsozialistischen Organisationen zusammengefasst
NS-Frauenschaft
Die NS-Frauenschaft war die einzig zugelassende Frauenorganisation (Ausnahme Deutsches Frauenwerk). Eine wirkliche Vertretung ging von der NSF wie bei allen anderen NS-Massenorganisationen nicht aus.
- Nationalsozialistisches Frauenbild:
- Frau als Mutter
- Keine gleichberechtigte Stellung von Frauen
- Verdrängung der Frauen aus der Berufswelt:
- Führungspositionen in Staat und Gesellschaft nur für Männer
- Förderung besonders "gebärfreudiger" Frauen mit der Verleihung des Mutterkreuzes
- Materielle Förderung durch Kindergeld und Steuersenkungen
Sidefact
Das Mutterkreuz wurde schätzungsweise 10 Millionen Mal verliehen. Von manchen wurde es als "Kaninchenkreuz" verspottet.