Die Weltwirtschaftskrise traf die von Reparationenszahlungen geplagte und von kurzfristigen US-Krediten abhängige deutsche Wirtschaft besonders hart.
Die Regierung unter Heinrich Brüning reagierte mit einer Deflationspolitik, die gravierende Folgen mit sich brachte. Ein ähnlicher Ansatz wie der New Deal aus den USA wurde nicht verfolgt.
Wirtschaftlicher Hintergrund
Die USA ziehen in Folge ihrer eigenen Wirtschaftskrise ihr Kapital (durch kurzfristige Kredite in den 1920ern an D. vergeben) aus Deutschland ab. Das hat gravierende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.
Deutsche Wirtschaft von diesen kurzfristigen Krediten (also von US-Kapital) abhängig
Nach Kapitalabzug bricht auch in Deutschland eine schwere Wirtschaftskrise aus:
Bankenkrise: Viele Banken werden aufgrund des Kapitalabzuges zahlungsunfähig und gehen insolvent.
Masseninsolvenzen von Unternehmen: Unternehmen gehen aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten pleite.
Massenentlassungen von Arbeitskräften → Enormer Anstieg der Arbeitslosigkeit, großes soziales Elend
Brünings Deflationspolitik
Die deutsche Reichsregierung unter Heinrich Brüning (erstes Präsidialkabinett) ist durch die schwere Wirtschaftskrise vor enorme Herausforderungen gestellt. Sie reagiert mit einer Deflationspolitik.
Inhalte
In Folge einer Deflationspolitik verknappt sich das Geld und gewinnt an Wert (Unterschied Inflation: Vermehrung & Wertverlust des Geldes). Brünings Deflationspolitik beinhaltete folgende Maßnahmen:
Staatlich verordnete Lohn und Preissenkungen: Dadurch sollen deutsche Unternehmen durch günstig produzierte Güter international wieder wettbewerbsfähig werden.
- Lohnsenkungen verknappen das Geld, Preissenkungen erhöhen den Geldwert
Rigorose Sparpolitik: Staatsausgaben werden auf ein Minimum reduziert, vor allem durch Abbau des Sozialstaates.
Hauptziele
Brüning erhofft sich durch die Deflationspolitik folgende Dinge:
Neue Kapitalflüsse: Regierung will durch die Sparpolitik das Vertrauen des Auslandes gewinnen, damit dieses neues Geld in Deutschland investiert und damit die deutsche Wirtschaft wieder ankurbelt.
Streichung der Reparationszahlungen: Wenn Deutschland die Reparationsforderungen so gut es geht versucht zu erfüllen, es aber trotz gravierender Auswirkungen nicht schafft, sehen die Alliierten vielleicht, dass ihre Forderungen für Deutschland unerfüllbar sind (=Überlegung von Brüning).
Folgen
Brünings Deflationspolitik scheitert und hat gravierende Folgen für Deutschland.
Wirtschaft:
Menschen sparen vermehrt ihr Geld, da sie Angst vor der Zukunft haben und sie durch Lohnkürzungen eh schon weniger Geld zur Verfügung haben → Konsum bricht ein
Wirtschaft ist eh schon stark angeschlagen → Da die Menschen weniger konsumieren und weniger kaufen, verdienen die Unternehmen noch weniger Geld.
Verschlimmerung der Wirtschaftskrise durch Deflationspolitik
Sozial:
Weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit
Massenelend aufgrund Kürzung der Sozialleistungen
Politik:
- Radikalisierung weiter Teile der Bevölkerung (da Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Lage) → Wahlerfolge der KPD & NSDAP
Gegenbeispiel: Reaktion in den USA
Die USA reagieren mit dem New Deal (Reihe von Wirtschafts und Sozialreformen) unter US-Präsident Roosevelt ganz anders auf die Wirtschaftskrise als Brüning mit seiner Deflationspolitik.
Maßnahmen: Amerikanische Staat greift aktiv in Wirtschaft ein und tätigt gewaltige Investitionen (z.B. Bau von Straßen, riesigen Staudämmen, weitere große Infrastrukturprojekte...)
- Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sollen den Menschen wieder Arbeit verschaffen
Folgen:
Langsame Erholung der Wirtschaft von der Großen Depression (aber erst 1941 bei Kriegseintritt in den 2. Weltkrieg wieder Vollbeschäftigung)
Erhalt der Demokratie → Anders als in Deutschland und vielen anderen Ländern
Erhalt der Marktwirtschaft
Bewertung Deflationspolitik unter Brüning
Die Deflationspolitik unter Brüning hatte gravierende Folgen für die Weimarer Republik. Durch die strikte Sparpolitik verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage und damit auch die soziale und politische. Der New Deal aus den USA zeigt, dass durch hohe Staatsinvestitionen die Wirtschaftskrise besser zu bewältigen gewesen wäre. Jedoch muss man auch sagen, dass Investitionen irgendwie finanziert werden müssen (meist durch Gelddrucken, Angst vor Hyperinflation wie 1923). Zudem unterstützten die damalig führenden Wirtschaftswissenschaftler die Deflationspolitik.