Der Vietnamkrieg war ein Stellvertreterkrieg im Zeichen des Kalten Krieges und dauerte von 1965 bis 1973. Er wurde von Nordvietnam und dem Vietcong (Nationale Front für die Befreiung Südvietnams) auf der einen und Südvietnam und den USA auf der anderen Seite geführt. Die kommunistische Seite wurde dabei von China und der Sowjetunion unterstützt.
Die US-Truppen waren den gegnerischen Truppen zwar militärisch haushoch überlegen, jedoch konnten sich die USA trotzdem nicht gegen die Guerilla-Taktik der Vietcong-Kämpfer durchsetzen.
Der Krieg wurde von beiden Seiten enorm grausam geführt und endete schließlich mit der Eroberung Südvietnams durch Nordvietnam.
Hintergrund
Die Vietnamesen kämpften schon lange vor dem offiziellen Beginn des Vietnamkrieges um die Unabhängigkeit Vietnams von anderen Großmächten.
Vietnam war eine Kolonie Frankreichs und während des Zweiten Weltkrieges kurzzeitig von Japan besetzt → Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Frankreich seine Kolonie zurückhaben
Konflikt mündet im Ersten Indochinakrieg (1946-1954) → Frankreich kämpft gegen vietnamesische Unabhängigkeitsbewegungen unter Führung der kommunistischen Partei Vietnams (Anführer: Ho-Chi-Minh)
Frankreich unterliegt und muss seine Truppen 1954 aus Vietnam abziehen
Teilung des Landes nach dem ersten Indochinakrieg:
Nordvietnam: Kommunistisches Regime → Unterstützung durch China & Sowjetunion
Südvietnam: Antikommunistisches Regime → Unterstützung durch USA (USA sehen Südvietnam als "Bollwerk gegen den Kommunismus")
Bürgerkrieg in Südvietnam:
Kommunistische Aufstände in Südvietnam gegen die zunehmende Gewaltherrschaft der südvietnamesischen Regierung
Gründung des Vietcong in Südvietnam (kommunistische Befreiungsfront, von Nordvietnam finanziell und militärisch unterstützt)
Südvietnamesische Regime wird von USA mit Militärberatern unterstützt → USA wollen Kommunismus eindämmen ("Containment-Politik")
Verlauf
Die USA engagieren sich zunehmend im Bürgerkrieg in Südvietnam und treten dann nach dem "Tonkin-Zwischenfall" in den Krieg ein.
Zwischenfall im Golf von Tonkin (2. und 4. August 1964): US-Kriegsschiffe werden angeblich von nordvietnamesischen Booten attackiert
USA beschließen großangelegte Luftangriffe auf Nordvietnam ("Operation Rolling Thunder/Operation Donnergrollen")
Nordvietnam entsendet Truppen, die in den Bürgerkrieg im Süden mit den Vietcong zusammen kämpfen → USA entsendet erste Bodentruppen
1964 bis 1968: Anstieg der US-Bodentruppen von 16.000 auf 500.000
USA sind dem Vietcong und seinen nordvietnamesischen Verbündeten militärisch haushoch überlegen
Jedoch wenden die Vietcong-Kämpfer die Guerilla-Taktik an → Verstecken sich im Dschungel und greifen die US-Truppen aus dem Hinterhalt an
Der Vietcong wurde dabei mit Waffen und Kämpfern über den sogenannten Ho-Chi-Minh-Pfad (im Dschungel verstecktes Netz aus Straßen und Pfaden) versorgt, der von Nordvietnam über Laos und Kambodscha nach Südvietnam führte.
US-Soldaten durch diese Taktik demoralisiert → USA können den Krieg nicht gewinnen
Sowjetunion und China unterstützen den Vietcong und die Nordvietnamesische Armee → Stellvertreterkrieg im Zeichen des Kalten Krieges
Ab 1969: USA ziehen mehr und mehr Truppen ab, weiten die Luftangriffe dafür jedoch weiter aus
- Januar 1973: Unterzeichnung eines Waffenstillstandes und Abzug der US-Truppen → Ausscheiden der USA aus dem Krieg
Fortsetzung des Kampfes zwischen Nord- und Südvietnam:
- Mai 1975: Kapitulation Südvietnams → Ganz Vietnam wird unter kommunistischer Herrschaft wiedervereint
Merkmale
Guerilla Taktik:
Nordvietnamesische Armee und Vietcong treten den haushoch überlegenen US-Streitkräften fast nie in der offenen Schlacht entgegen
Sie greifen in kleinen Kampfeinheiten aus dem Hinterhalt an und ziehen sich schnell wieder zurück → USA können Krieg nicht gewinnen
Brutalität des Krieges:
Flächendeckender Einsatz von Agent Orange durch US-Truppen (chemisches Entlaubungsmittel, hochgiftig) → Soll den Guerilla-Kämpfern ihre Deckung (den Dschungel) nehmen, vergiftet jedoch auch die Menschen (Soldaten wie Zivilisten)
Massiver Einsatz von Napalm durch US-Truppen (Benzinbrandbomben, durch Wasser nicht löschbar) → Zerstört zahlreiche Dörfer und Städte, auf Zivilbevölkerung wird keine Rücksicht genommen
Kriegsverbrechen → Beide Seiten begehen grausame Massaker an gegnerischen Soldaten, aber auch an der Zivilbevölkerung (Bsp für US-Kriegsverbrechen: Massaker von My Lay)
Friedensbewegung in den USA:
Krieg in Vietnam erhält eine große mediale Aufmerksamkeit → Es ist der erste Krieg, der im Fernsehen übertragen wird
Erschütterung der Öffentlichkeit über die Grauen des Krieges → Zunehmende kritische Betrachtung des Krieges durch die Bevölkerung
Friedensproteste: Studenten auf der ganzen Welt (vor allem in den USA) demonstrieren gegen den Vietnamkrieg und die USA, wehrpflichtige Männer weigern sich in den Krieg zu ziehen und gehen lieber ins Gefängnis (in den USA galt die Wehrpflicht) → Friedensproteste setzen die USA politisch enorm unter Druck.
Opferzahlen
Gefallene US-Soldaten: Rund 58.000 Tote
Gefallene Vietnamesen: Keine genauen Angaben, Schätzungen reichen von einer bis zu fünf Millionen Toten
An den Folge-Schäden durch Agent Orange starben bis 2009 400.000 Vietnamesen
Rund 60.000 US-Veteranen nahmen sich nach dem Krieg das Leben → Das sind mehr als im Krieg gefallen waren
Sidefacts
Das Durchschnittsalter der US-Soldaten lag bei 23 Jahren. Viele der US-Soldaten wurden im Vietnamkrieg stark traumatisiert. Um mit dem Kriegsalltag fertig zu werden, nahm etwa die Hälfte der in Vietnam eingesetzten Soldaten Heroin. Auch nach der Rückkehr in die Heimat schafften es viele Vietnam-Veteranen nicht, sich zurück in die Gesellschaft zu integrieren.