Gesellschaftlicher Hintergrund

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es viel Trauer und Frust. 15 Jahre nach Ende des Krieges wurde Hitler Reichskanzler.

Wie waren die Lebensumstände in der Nachkriegszeit? Warum kam es zur Diktatur?

simpleclub erklärt dir, was du zu der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges wissen solltest.

Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges einfach erklärt

Der Ungläubigkeit und Trauer nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wichen schnell Frustration und Wut auf die Schuldigen. Mit der Dolchstoßlegende lenkte die militärische und konservative Führung die Verantwortung für die Niederlage auf die Sozialdemokraten, die mit dem Versailler Vertrag den Krieg formell beendeten und so großen Protest auslösten. Durch geschickte Propaganda entstand so großes Misstrauen in die demokratischen Parteien und die Menschen wurden empfänglich für radikale Parteien.

Verlorener Krieg

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es 1918 nicht nur über 9 Millionen tote Soldaten und 10 Millionen zivile Opfer, sondern auch viele weitere Probleme:

  • Hunger und Unterversorgung: Tod Hunderttausender an Grippeepidemien (z.B. Spanische Grippe), Tuberkulose oder an Unterernährung
  • Verbreitung von Armut: Verlust erheblicher Teile des Vermögens durch Kriegsanleihen (Geld der Bevölkerung für den Staat für den Krieg), Anstieg der Arbeitslosigkeit, Belastung der Wirtschaft durch Reparationsforderungen
  • Kriegstraumata: Verursachung von psychischen Schäden durch die Schrecken des Krieges und fehlende Verarbeitung
  • Sinnlosigkeit des Kriegs: Frustration vieler Soldaten, Ungerechtigkeit des Versailler Vertrages, Opfer waren umsonst

→ In dieser emotionsgeladenen Stimmung nach dem 1. Weltkrieg voller Ungläubigkeit, Angst, Trauer, Wut und Frustration suchten die Menschen Schuldige für ihre schlechte Situation.

Bettelnder Kriegsinvalide in Berlin, 1923
Bettelnder Kriegsinvalide in Berlin, 1923 By Bundesarchiv, Bild 146-1972-062-01 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5482697

Versailler Vertrag

Die Unterzeichnung des Versailler Vertrags im August 1918 brachte die demokratische Hoffnung dann endgültig zum Erliegen. Ohne, dass man mitverhandeln durfte, wurde der deutschen Regierung ein Friedensvertrag vorgelegt. Unterschrieb sie diesen nicht, drohten die Alliierten in Deutschland einzumarschieren. So wurde am 29. Juni 1919 der Versailler Vertrag unterschrieben:

  • Inhalt: Große Gebietsabtretungen (Westpreußen, Elsass-Lothringen, Saarland, Oberschlesien und Kolonien) und dadurch Verlust von wichtigen Ressourcenvorkommen, Beschränkung der Armee auf 100.000 Mann, Reparationsforderungen und Alleinschuld am Krieg (Art. 231)
  • Reaktion in der Bevölkerung: Vertrag stieß auf große Empörung und Ablehnung
  • Diffamierung der Erfüllungspolitiker: Bezeichnung/Beleidigung sogenannter "Erfüllungspolitiker" (also welcher, die den Versailler Vertrag erfüllen wollten) als "Novemberverbrecher"
  • Mordanschläge: Ermordung Matthias Erzbergers (Unterzeichner des Waffenstillstandes) und Walther Rathenaus (Erfüllungspolitiker und Zusammenarbeit mit Sowjetunion)

Dolchstoßlegende

Für die Niederlage waren eigentlich die militärische und konservative Führung verantwortlich. An die Bevölkerung wurde jedoch bis zuletzt kommuniziert, dass das deutsche Heer unmittelbar vor einem Sieg stehen würde. Um die Schuld für die Niederlage auf jemand anderen zu lenken, wurde die Dolchstoßlegende in die Welt gesetzt:

  • Waffenstillstand von Compiègne: November 1918 unterzeichneten Matthias Erzberger und Ferdinand Foch
    (Sozialdemokraten), haben Krieg formal beendet
  • Dolchstoßlegende: "Das Deutsche Heer sei im Felde unbesiegt geblieben, doch die Sozialdemokraten und Kommunisten haben die Soldaten von hinten erdolcht." (Hindenburg)
    • Der Dolchstoß sei hier die Novemberrevolution (Matrosenaufstand) und der Waffenstillstand, der eine Weiterführung des Krieges unmöglich machte
  • Verlagerung der Verantwortung für die militärische Niederlage von der Obersten Heeresleitung (OHL) auf die politsche Ebene durch Hindenburg
  • Propagandaerfolg und Glaubwürdigkeit: Hindenburg war als großer General hoch angesehen, Deutsche Truppen standen noch tief im feindlichen Gebiet

→ Mit der Dolchstoßlegende erschafft die politisch Rechte einen Schuldigen und Sündenbock in den Sozialdemokraten, die die Demokratie in der Zukunft gefährden sollte.

Misstrauen in die Demokratie

Eigentlich wurde Hoffnung auf eine demokratische und soziale Republik durch die Novemberrevolution 1918/19 geweckt. So zog die SPD als stärkste Partei in den Reichstag ein und bildete zusammen mit DDP und Zentrum die Weimarer Koalition. Doch schnell wich das Vertrauen in die Demokratie:

  • Zusammenarbeit mit den Konservativ-Rechten: Ebert-Groener-Pakt (Pakt zwischen Sozialdemokraten und Militär), Engagierung von Freikorps (rechte Paramilitärs) zur Niederschlagung linker Aufstände → Kein demokratischer Umbruch, alte Eliten bleiben an der Macht
  • Putschversuche: Spartakusaufstand (1919) Kapp-Lüttwitz-Putsch (1920), Aufstand der Roten Ruhrarmee (1920) und Hitler-Ludendorff-Putsch (1923)
  • Versailler Vertrag: Schlussendlich brachte die Unterzeichnung des Versailler Vertrags das Fass zum Überlaufen

→ Durch die Unruhen und Krisen in den Anfangsjahren und eine zusätzliche Wirtschaftskrise verlor die Bevölkerung das Vertrauen in die Demokratie und wurde radikaleren Parteien gegenüber empfänglicher.


Sidefact Demokratie ohne Demokraten

Aufgrund des großen Misstrauens der Bevölkerung in die Demokratie und den hohen Wahlergebnissen radikaler Parteien wurde die Weimarer Republik oft als "Demokratie ohne Demokraten" bezeichnet.

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