Deutsch-deutsche Beziehungen

Unter deutsch-deutschen Beziehungen verstehen wir das Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Zeit der deutschen Teilung zwischen 1949 und 1990.


Hintergrund

Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 08. Mai 1945 wurde auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen (Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion, USA) beschlossen. Berlin wurde ebenfalls in vier Zonen geteilt (=Viersektorenstadt).

  • 1947: Marshallplan → Wirtschaftsförderprogramm zum Wiederaufbau Europas, von dem nur die westlichen Zonen profitierten

  • 1946/47: Zusammenschluss Großbritannien & USA zur Bizone, 1948: Trizone mit Frankreich → Sowjetunion weiter isoliert

  • 1948: Währungsreform → Einführung der D-Mark in der Trizone, Sowjetunion reagierte mit elf Monate andauernder Berlin-Blockade

→ Die zunehmende Einbindung der westlichen Zonen in das westliche Staatensystem und der östlichen Zone in die Sowjetunion führte zur Gründung zweier deutscher Staaten: der Bundesrepublik (23. Mai 1949) und der DDR (07. Oktober 1949).

Gründung der DDR (07. Oktober 1949)
Gründung der DDR (07. Oktober 1949) By Bundesarchiv, Bild 183-S88618 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Etappen der deutsch-deutschen Beziehungen

Alleinvertretungsanspruch

Die Bundesrepublik erhob den Anspruch, durch eine frei gewählte Regierung der einzige legitimierte Nachfolger des deutschen Reiches zu sein und die deutschen Interessen international vertreten zu können.

Bundeskanzler Konrad Adenauer erhob den Alleinvertretungsanspruch schon bei der Gründung der DDR, die für ihn kein eigener Staat, sondern ein durch die Sowjetunion diktatorisch besetztes Gebiet war.

Die Hallstein-Doktrin (1955-1969) definierte jede Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR als 'unfreundlichen Akt' gegenüber der BRD → Ziel: außenpolitische Isolation der DDR, aber: Sorge von Westdeutschen, dass die BRD sich damit selbst isolieren könnte

  • zwei Kontaktabbrüche (mit Ausnahmen): Jugoslawien (1957) und Kuba (1963)

→ Die nicht immer konsequent verfolgten Grundsätze endeten erst mit der Neuen Ostpolitik unter Willy Brandt.

Anbindung an die Staatengemeinschaften

Die beiden deutschen Teilstaaten entfernten sich im Verlauf des Kalten Krieges immer weiter voneinander.

Die BRD wurde wirtschaftlich und politisch mehr und mehr in das westliche Staatenbündnis integriert:

  • 1951: Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch Montanunion
  • 1955: Beitritt zur NATO, Aufbau der Bundeswehr
  • 1957: Römische Verträge → Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM), Abkommen über gemeinsame Organe

Die DDR hingegen wurde in den Ostblock eingegliedert:

  • 1950: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW)
  • 1955: Beitritt zum Warschauer Pakt, 1956: Aufbau der Nationalen Volksarmee (NVA)

Den Tiefpunkt der deutsch-deutschen Beziehungen markierte der Bau der Berliner Mauer im August 1961.

Berliner Mauer am Brandenburger Tor, November 1961
Berliner Mauer am Brandenburger Tor, November 1961 By Bundesarchiv, Bild 183-88222-0002 / Sturm, Horst / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Neue Ostpolitik

In den 1960er Jahren wurde eine 'Politik der kleinen Schritte' verfolgt, die eine erste Annäherung der deutschen Teilstaaten zum Ziel hatte.

Verschiedene Faktoren wie eine sowjetische Truppenverlegung oder der Bedarf an westlicher Technologie begünstigten diese Annäherung gegen Ende des Jahrzehnts. Auch der neue Bundeskanzler Willy Brandt (ab 1969) setzte sich für eine neue Ostpolitik, auch Entspannungspolitik, ein.

Symbolisch war das Erfurter Gipfeltreffen (März 1970), das erste deutsch-deutsche Treffen auf Regierungsebene zwischen Bundeskanzler Brandt und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph.

Willi Stoph und Willy Brandt beim Erfurter Gipfeltreffen, März 1970
Willi Stoph und Willy Brandt beim Erfurter Gipfeltreffen, März 1970 By Bundesarchiv, B 145 Bild-F031401-0029 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Ostverträge

Maßgeblich für die neue Ostpolitik der Bundesrepublik waren die sogenannten Ostverträge. Dazu zählten u.a.:

  • Moskauer Vertrag (1970) mit Sowjetunion → Friedenssicherung und Entspannungsprozess
  • Viermächteabkommen über Berlin (1971) → Klärung des Status und des Umgangs mit der geteilten Stadt Berlin
  • Transitabkommen (1971) mit der DDR → Regelung des Transitverkehrs von zivilen Personen und Gütern
  • Grundlagenvertrag (1972) mit der DDR → gutnachbarliche Beziehung, staatsrechtliche (nicht völkerrechtliche) Anerkennung, Austausch ständiger Vertreter (vgl. Botschafter)

Am 18. September 1973 traten die BRD und die DDR zeitgleich den Vereinten Nationen (UNO) bei.

→ Bis zur Wende 1989 unterhielten die beiden deutschen Teilstaaten einen fast durchgehend stabilen und respektvollen Austausch. 1983 gewährte die BRD der vor dem finanziellen Ruin stehenden DDR Milliardenkredite, 1987 besuchte SED-Generalsekretär Erich Honecker die Bundesrepublik.

Bundeskanzler Kohl und SED-Generalsekretär Honecker bei dessen Besuch in Bonn, 1987
Bundeskanzler Kohl und SED-Generalsekretär Honecker bei dessen Besuch in Bonn, 1987 By Bundesarchiv, Bild 183-1987-0907-13 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Sidefact

Zwischen der BRD und der DDR gab es ein einziges Fußball-Länderspiel der Herren, das im Rahmen der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 stattfand.

Überraschend gewann die DDR mit 1:0 durch ein Tor von Jürgen Sparwasser (1. FC Magdeburg).

Die Bundesrepublik wurde 15 Tage später mit Spielern wie Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Günter Netzer oder Gerd Müller zum zweiten Mal Weltmeister.

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