Definition, Formen und Aufarbeitung

Nur wenige stellten sich gegen die nationalsozialistische Diktatur und die zustimmende Mehrheit und leisteten Widerstand. Dazu zählten z.B. die Weiße Rose, Graf von Stauffenberg, Oskar Schindler oder Dietrich Bonhoeffer. Trotz verschiedener Vorgehensweise drohten ihnen Demütigung, Haftstrafen oder der Tod. Eine Aufarbeitung und Anerkennung nach dem Ende der Diktatur ließ lange auf sich warten.


Hintergrund

Widerstand meint die stärkste Form ablehnenden Verhaltens gegenüber einer Obrigkeit (z.B. Regierung). Im Unterschied zu Verweigerung oder Protest richtet sich Widerstand mit aller Kraft und häufig öffentlich gegen das gesamte System. Der Widerstand bewegt sich außerhalb der geltenden Ordnung.

Warum leisteten die meisten keinen Widerstand?

Die Mehrheit der Bevölkerung unterstützte das NS-Regime aktiv oder passiv durch stille Akzeptanz und Gehorsam. Das konnte verschiedene Gründe haben:

  • Sicherheit und Ordnung
  • Wirtschaftliche Vorteile durch die Entrechtungen "nicht-arischer" Menschen
  • Revision des Versailler Vertrags
  • übersteigerter Nationalismus und Glaube an den "Führer"

→ Viele Menschen passten sich aus Angst vor Bestrafung an. Durch das Heimtückegesetz wurden Kritik und Widerstand ab 1934 oft mit Gefängnis bestraft. Viele Menschen kamen für den "Hochverrat" oder die "Zersetzung der Wehrkraft" auch ins Konzentrationslager oder wurden umgebracht.

Tausende machen den Hitlergruß, Berlin 1935
Tausende machen den Hitlergruß, Berlin 1935 By Bundesarchiv, Bild 102-04481B / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Motive und Formen des Widerstands

Motive

Menschen im Widerstand hatten ganz unterschiedliche Gründe und Anliegen, sich gegen die Diktatur aufzulehnen.

Die Ablehnung der nationalistischen und imperialistischen Politik (politischer Widerstand), religiöse/ moralisch-humanistische Überzeugungen (v.a. christlicher Widerstand), der Einsatz für Freiheit und Grundrechte (z.B. Jugend, Liberale) oder später die drohende Kriegsniederlage (militärischer Widerstand) gehörten zu den Hauptmotiven des Widerstands.

Kirchlicher Widerstand

Es gab keinen Widerstand der Amtskirchen, sondern nur von einzelnen Personen und Gruppen, denn:

  • Gleichschaltung der evangelischen Kirche (Glaubensbewegung Deutscher Christen)
  • "Ruhigstellen" der katholischen Kirche (Reichskonkordat mit dem Vatikan, 1933)

→ Ein bekannter Vertreter des kirchlichen Widerstands war Dietrich Bonhoeffer, Mitglied der Bekennenden Kirche. Er lehnte mehrmals die Flucht ins Ausland ab, um insbesondere gegen den Holocaust zu sprechen und zu schreiben. Kurz vor Kriegsende wurde Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet.

Dietrich Bonhoeffer mit Schülern, 1932
Dietrich Bonhoeffer mit Schülern, 1932 By Bundesarchiv, Bild 183-R0211-316 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Formen

Der Widerstand war nicht als eine einzige Bewegung organisiert. Manche handelten alleine, andere in Gruppen. Somit unterscheiden sich auch die Handlungen, mit denen die Menschen Widerstand leisteten. Dazu zählten z.B.:

  • Widerstand im Geheimen, etwa durch Schutz oder Fluchthilfe für Verfolgte → z.B. Oskar Schindler, der ca. 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung rettete
  • Öffentliche Widerrede und Protest → z.B. Rosenstraßen-Protest in Berlin (1943) zur Freilassung "nicht-arischer" Ehepartner und Angehöriger
  • Kriegsdienst- und Befehlsverweigerungen, Desertionen
  • Sabotage, z.B. durch Verzögerung oder Behinderung der Arbeit in der Rüstungsindustrie
  • Attentate auf Adolf Hitler oder andere hochrangige Nationalsozialisten, z.B. Georg Elser, der Hitler bei einer Rede mit einem Sprengsatz zu töten versuchte
  • Flugblätter oder Parolen an Hausfassaden → z.B. Weiße Rose, studentische Widerstandsgruppe aus München
  • unangepasste Freizeitgestaltung durch Freizeiten, unerwünschte Kleidung oder "undeutsche" Musik → z.B. Swing-Jugend
  • Konsum und/oder Verbreitung ausländischer Nachrichten
  • Exil und Gegenrede aus dem Ausland → z.B. Thomas Mann und Familie
Emaillefabrik Oskar Schindlers, wo 1200 jüdische Menschen vor dem Tod bewahrt wurden
Emaillefabrik Oskar Schindlers, wo 1200 jüdische Menschen vor dem Tod bewahrt wurden By https://pixabay.com/de/photos/oskar-schindler-fabrik-lipowa-4-402330/

Aufarbeitung nach Kriegsende

Nach dem Krieg wurden viele Verbrechen und das weitgehende Schweigen der Bevölkerung verdrängt und vergessen. Lange Zeit wurden Menschen aus dem Widerstand von vielen als Verräter angesehen. Nur Hinterbliebene sorgten sich um die Erinnerung, politisch wurden Aktionen höchstens für eigene Zwecke instrumentalisiert, Entschädigungen gab es kaum.

  • Hilfswerk 20. Juli 1944 ab 1945: finanzielle Unterstützung von Witwen und Waisen, noch heute Stiftung für Demokratie und Rechtsstaat
  • Beginnender Wandel der öffentlichen Wahrnehmung durch Gutachten im Prozess gegen Otto Ernst Remer (1952), der Überlebende des Widerstands diffamiert hatte

→ erst nach Wiedervereinigung differenziertes Bild des Widerstands durch vermehrte Forschung, Anerkennung und Gedenken

Feierstunde für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1991
Feierstunde für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1991 By Bundesarchiv, B 145 Bild-F088782-0021 / Thurn, Joachim F. / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Sidefact

Der Film Schindlers Liste (1993), der die Geschichte Oskar Schindlers erzählt, ist der wohl erfolgreichste Studentenfilm aller Zeiten: Regisseur Steven Spielberg holte nach Jahrzehnten seinen Abschluss nach - und reichte den mit sieben Oscars und drei Golden Globes ausgezeichneten Klassiker der Filmgeschichte ein.

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