Das Flottenwettrüsten zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Großbritannien startete 1898 mit dem 1. Flottengesetz und war ein ausschlaggebender Punkt in der Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen.
In der modernen Forschung wird derweil heiß diskutiert, inwiefern dieses Flottenwettrüsten als einer der Hauptursachen des 1. Weltkriegs gelten kann.
Hintergrund
Durch die drohende Isolation schränkt sich der außenpolitische Bewegsungsspielraum immer weiter ein.
- Falsche Annahme der deutschen Regierung: durch Spannungen der Großmächte untereinander, würden sich die anderen Großmächte nie gegen Deutschland zusammenschließen
- Irrglaube sollte die deutsche Außenpolitik stark belasten
- statt Isolation mit Annäherung zu begegenen: Politik der Stärke
- Bau einer großen Flotte
Weltpolitik
In der Diskussion über die Ursachen des 1. Weltkriegs wird dem Flottenbau eine große Bedeutung beigemessen.
- Frage: war der Aufbau einer großen Flotte eine unnötige Provokation oder auch gerechtfertigt?
Unnötige Provokation | Gerechtfertigt |
---|---|
|
|
Ziel der Flottenrüstung
- Deutschland sollte eine Weltmacht werden und sich die Anerkennung und den Respekt der anderen Großmächte verdienen
- sollte Großbritannien unter Druck setzen ein Bündnis mit Deutschland anzustreben, oder wenigstens keinem gegen Deutschland beitreten
Ablauf
Datum | Ereignis |
---|---|
1895 | Fertigstellung des Kaiser-Wilhelm-Kanals (Handels- und Kriegsschiffe von Nordsee in die Ostsee) |
1898 | Leiter des Reichsmarineamts Alfred von Tirpitz
Erstes Flottengesetz
|
1900 | Zweites Flottengesetz
|
1902-1904 | Statt ein Bündnis mit Deutschland anzustreben, schloss man
Gleichzeitig rüsteten auch sie auf → Rüstungswettlauf |
1906 | Neues Kriegsschiff: HMS Dreadnought
|
1908 | Großbritannien produziert 8 Schlachtschiffe pro Jahr (enorme Aufrüstung) → für Deutschland nicht mehr realisierbar |
Fazit der Flottenrüstung
Spätestens mit dem neuen britischen Flottenprogramm von 1908 waren die deutschen Bemühungen gescheitert.
- Verhältnis von 2/3 nicht erreicht
- Großer Unterschied zwischen den Träumen und großen Reden die von Tirpitz und Wilhelm II. bezüglich der Flotte gehalten wurden und der vergleichsweise nüchternen Realität
- Kein nennenswerter Kolonieerwerb
- Viel zu hohe Kosten → drohen deutschen Haushalt zu ruinieren
- Innenpolitische Krise → Aufstieg der Sozialdemokraten
- Verschlechterung der deutsch-britischen Beziehung
- „Es war der größte Fehler des 20. Jahrunderts, dass Deutschland Großbritannien herausforderte."
- anstelle von Annäherung an Deutschland, Verfestigung der britisch-französischen Bindung
- wurde als provokativ und aggressiv wahrgenommen
- anstelle einer diplomatischen Lösung der Konflikte, fühlten sich die Großmächte erstarkt und rüsten weiter auf