Probleme der Nachkriegsordnung - Erster Weltkrieg

Probleme der Nachkriegsordnung Erster Weltkrieg

Die Staatenordung, die nach dem Ersten Weltkrieg geschaffen wurde, sollte eigentlich dauerhaften Frieden in der Welt gewährleisten und einen erneuten zerstörerischen Krieg unmöglich machen.

Jedoch hatte diese Ordnung schwerwiegende Konstruktionsfehler, die nicht nur den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begünstigt haben, sondern auch teilweise Auslöser vieler moderner Konflikte des 20./21. Jahrhunderts sind.


Selbstbestimmungsrecht der Völker

  • in Wilsons 14 Punkte-Programm verankert: Ermöglicht einer Volksgruppe, über sich selbst zu bestimmen und einen eigenen Staat zu gründen → Wurde aber nur sehr vage formuliert

  • Problem: Volksgruppen leben stark vermischt und oft auf verschiedene Gebiete verteilt → Befeuert ungewollt nationallistische Strömungen

  • wird oft auch nur dann eingesetzt, wenn es nicht im Gegensatz zu machtpolitischen Interessen der Siegermächte steht, Beispiel:

    • Die Mehrheit der Bevölkerung der neugegründeten Republik Österreich will sich an das Deutsche Reich angliedern

    • auf der Pariser Friedenskonferenz wird dieser Zusammenschluss aber von Siegermächten verboten

  • Pariser Vorortverträge widersprechen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker, da den unterlegenen Staaten die Friedensbedingungen "diktiert/aufgezwungen" wurden

Revisionsforderungen

  • Friedensbedingungen werden von den Besiegten als unfair empfunden: Wird teilweise von Diktatfrieden gesprochen

  • viele Länder streben nach Revision und lehnen die Bestimmungen der Verträge ab, darunter auch alliierte Staaten

Deutschland

Bestimmungen des Versailler Vertrages werden von allen Parteien abgelehnt, Revision als oberstes außenpolitisches Ziel der Weimarer Republik, rechte Parteien nutzen die Bestimmungen für eigene Propaganda

Osmanisches Reich

türkische Unabhängigkeitsbewegung wehrt sich gegen die Bestimmungen des Vertrages von Sèvres und erreicht durch militärische Siege eine Revidierung durch den Vertrag von Lausanne → Gründung der Republik Türkei 1923

Italien

Italien sieht sich als Siegermacht um die Beute betrogen (trotz weitläufiger Gebietszusprechungen) → starker Zulauf der Revisionsbewegung, spätere Etablierung einer faschistischen Diktatur

USA

USA können ihre Vorstellungen einer auf demokratischen Prinzipien beruhenden Weltfriedensordnung nicht durchsetzen, der Versailler Vertrag wird nicht unterschrieben und sie treten dem Völkerbund nie bei → Verfolgung einer isolationistischen Politik bis zum Zweiten Weltkrieg

China

China war auf alliierter Seite 1917 in den Krieg eingetreten, Japan wird dennoch eine ehemalige deutsche Kolonie auf chinesischem Gebiet zugesprochen → China empört und unterschreibt Versailler Vertrag nicht

Spaltung der Welt: Konflikt zwischen den Ländern, die durch die Pariser Friedenskonferenz Gebiete oder ihre Staatlicheit erhalten hatten und den Ländern, die das Verlorene zurückgewinnen wollten

Militärische Konflikte zwischen den Weltkriegen

Da viele Länder mit den Ergebnissen der Pariser Friedenskonferenz unzufrieden waren und viele Probleme in Europa nicht gelöst wurden, kommt es schon in unmittelbarer Zeit nach der Konferenz (vor allem Osteuropa) zu einer ganzen Serie von Kriegen.

Hier sieht man eine Europakarte mit Kriegen in der Zwischenkriegszeit.

Kolonialpolitik

  • GB und Frankreich haben ihren Kolonien die Unabhängigkeit versprochen, wenn diese sich am Krieg auf alliierter Seite engagieren: Britische und insbesondere französische Armee von Kolonien abhängig

  • Kolonien leisten militärische, finanzielle und materielle Unterstützung → Leisten großen Teil der Kriegslast

  • Nach dem Krieg wollen beide Großmächte jedoch ihr Kolonialreich erhalten → Glauben nur duch großes und starkes Kolonialreich können sie eigene Sicherheit gewährleisten

  • Setzen ihre machtpolitischen Interessen auf der Pariser Friedenskonferenz durch → Erhalt und Erweiterung der beiden Kolonialreiche (GB erhält größte Ausdehnung)

  • Kolonien werden nicht in die Selbstständigkeit entlassen → Unabhänigkeitsbewegungen, z.B. in Indien und Irland

Hier seht ihr die britischen und französischen Kolonien ab 1920.

Sidefacts

Die Grenzen, die aus der Pariser Friedenskonferenz entstanden waren, wurden oftmals willkürlich und nur nach den Interessen der Großmächte gezogen, ohne dabei nationale und kulturelle Räume (z.B. im Nahen Osten oder in Osteuropa) zu berücksichtigen.

Beispiele für moderne Konflikte, deren Wurzeln in der damaligen Nachkriegsordnung liegen:

  • Jugoslawienkriege
  • Israel-Palästina Konflikt
  • Türkei-Armeinien Konflikt
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