Außenpolitik

Durch die Unterzeichnung des Versailler Vertrags 1919 wurde das Deutsche Reich außenpolitisch isoliert. Die größten Ziele der Außenpolitik unter Gustav Stresemann waren:

• Revision des Versailler Vertrags
• Regelung der Reparationszahlungen
• Reintegration

Ausgangslage

Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg und der Novemberrevolution 1918 musste das Deutsche Reich den Friedensbedingungen des Versailler Vertrags zustimmen.

• Es verlor seine Großmachtstellung, war außenpolitisch isoliert und durfte beispielsweise nicht dem Völkerbund beitreten.
• Durch die hohen Reparationszahlungen, die Ruhrbesetzung und anschließende Hyperinflation fiel Deutschland in eine wirtschaftliche Krise.

Außenpolitische Lager

Dabei bildeten sich 3 Lager heraus, die jeweils unterschiedlich mit den außenpolitischen Herausforderungen umgehen wollten:

• Das links-kommunistische Lager...
  • ... sie waren antiwestlich eingestellt und wollten mit dem kommunistischen Russland zusammenarbeiten
  • ... dabei gehörten sie zur sogenannten "Kommunistischen Internationalen" (Zusammenschluss aller kommunistischen Parteien)
• Das Lager der Mitte...
  • ... sie waren prowestlich eingestellt und wollten mit ihm zusammenarbeiten
  • ... Dies wurde auch "Verständigungs-/ Erfüllungspolitik" bezeichnet
• Das rechte Lager...
  • ... dagegen lehnte die "Erfüllungspolitik" komplett ab und wollte auf den deutschen Interessen verharren
  • ... stand sowohl dem Westen als auch dem kommunistischen Russland kritisch gegenüber
  • legte den Fokus vor allem auf die nationale Souveränität

Gustav Stresemann

Der wohl prägendste Außenpolitiker der Weimarer Republik war Gustav Stresemann (DVP).

• Jedoch lässt er sich keinem der besprochenen Lager zuordnen:
  • Monarchist oder Demokrat?
  • Nationalist oder Europäer?
  • Anfangs: überzeugter Monarchist, Flottenenthusiast und Annexionist (bsp. Korrektur der Ostgrenzen und Anschluss Österreichs)
  • am Ende: aufgeschlossener Republikaner, Verständigungs- und Friedenspolitiker (bekommt Friedensnobelpreis)

→ Heißt: Er will den Versailler Vertrag revidieren und das Deutsche Reich zu einer Großmacht zurückführen, das jedoch auf friedlichem Wege in Zusammenarbeit mit Westen und Osten

Hauptziele

• Revision des Versailler Vertrags
• Regelung der Reparationszahlungen
• Beendigung der Isolation → deutsches Reich als gleichberechtigte Großmacht

Außenpolitische Erfolge

1922: Vertrag von Rapallo

Sowohl das Deutsche Reich als auch Sowjetunion galten nach dem 1. Weltkrieg als Verlierer und waren außenpolitisch isoliert. Das Deutsche Reich musste den Friedensbedingungen des Versailler Vertrags zustimmen und Russland wurde 1917 von einer Revolution erschüttert und tat sich seitdem schwer.

Inhalt des Vertrags:

• Wiederaufnahme von Wirtschafts- und Handelsinteressen (auch für Absatzmärkte)
• Verzicht auf gegenseitige Reparationszahlungen
• Industrieller Warenaustausch

1924: Dawes-Plan

Durch die im Versailler Vertrag festgeschriebenen Reparationszahlungen und die Hyperinflation 1923 stürzte das Deutsche Reich in eine wirtschaftliche Krise. Die Siegermächte erkannten, dass das Deutsche Reich mit den Reparationszahlungen überfordert war.

Inhalt des Plans:

• Zahlungsplan, der das Deutsche Reich nicht überlastet (niedrigere Raten)
• Deutsche Reichsbank bekam Wiederaufbaukredit von 800mio Reichsmark (dadurch stark abhängig von amerikanischen Anleihen)
• Besetzung des Ruhrgebiets wird beendet

→ Grundlage für Wirtschaftsaufschwung

1926: Locarno-Verträge

Durch die Niederlage im 1. Weltkrieg und den Versailler Vertrag war das Deutsche Reich außenpolitisch isoliert und in Feindschaft zu Frankreich. Stresemann wollte die internationalen Beziehungen jedoch wieder normalisieren und sich mit dem Westen (besonders Frankreich) aussöhnen.

Inhalt der Verträge:

• Anerkennung der Westgrenze (=Verzicht auf Elsass-Lothringen)
• Entmilitarisierung des Rheinlandes
• Keine gewaltsame Erweiterung der Ostgrenze (Stresemann wollte diese Grenze nicht endgültig akzeptieren)

→ Ende der außenpolitischen Isolation

→ Stresemann und Briand erhalten Friedensnobelpreis

→ Aufnahme in den Völkerbund

1926: Berliner Vertrag

Der Berliner Vertrag war eine Art Freundschaftsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion und eine Art Fortsetzung des Rapallo-Vertrags von 1922.

Inhalt:

• Handelspolitische und militärische Zusammenarbeit
• Neutralität bei Krieg Russlands mit Drittstaat

1929: Young-Plan

Trotz der Erleichterungen der Reparationszahlungen des Dawes-Plan und dem Wirtschaftsaufschwung in den Golden Twenties schaffte es das Deutsche Reich nicht die jährlichen Raten zu zahlen.

Inhalt:

• Reduzierung der Reparationsraten von 2,5 auf 2mio Goldmark

→ Traf besonders bei rechten Parteien auf Widerstand und Protest, weil das Deutsche Reich so bis 1988 Reparationszahlungen zahlen müsste

1932: Konferenz von Lausanne

Nach der Weltwirtschaftskrise war das Deutsche Reich auch mit den neuverhandelten Reparationszahlungen vom Young-Plan überfordert.

Inhalt:

• Aufhebung des Young-Plans
• Abschluss der deutschen Reparationsverpflichtungen

Sidefact

Von den ursprünglich geforderten 132 Milliarden Goldmark leistete das Deutsche Reich nach alliierten Angaben nur etwa 25 Milliarden ab.