Die Offenmarktpolitik ist das wichtigste Instrument der Geldpolitik. Sie umfasst verschiedene Maßnahmen, mit denen die EZB die Geldmenge in der Wirtschaft beeinflussen kann, um so das Preisniveau zu stabilisieren.
Allgemeines
Die Offenmarktpolitik umfasst verschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung des Preisniveaus:
- Kreditvergabe an Geschäftsbanken
- Kauf und Verkauf von Wertpapieren zwischen ESZB und Geschäftsbanken
- Ausgabe von Schuldverschreibungen
Die Geldbeschaffung der Geschäftsbanken bei der EZB wird als Refinanzierung bezeichnet.
Geldgeschäfte im Rahmen der Offenmarktpolitik | ||
Bezeichnung | Hauptrefinanzierungsgeschäft | Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte |
Ziel | Kurzfristige Versorgung der Geschäftsbanken mit Liquidität (Refinanzierung). | Langfristige Versorgung der Geschäftsbanken mit Liquidität (Refinanzierung). |
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Instrumente | Befristete Geldgeschäfte | Befristete Geldgeschäfte |
Rhythmus | Wöchentlich | Monatlich |
Laufzeit | Eine Woche | Drei Monate |
Hauptrefinanzierungsgeschäft
Wichtigstes Offenmarktgeschäft
Geschäftsbanken werden sehr kurzfristig mit Geld versorgt
→Zentralbank kann flexibel reagieren
Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (= Hauptrefinanzierungssatz) ist der erste Leitzins der EZB
Verfahren zur Zuteilung von Zentralbankgeld
Die Zuteilung von Zentralbankgeld erfolgt durch ein Ausschreibungsverfahren, bei dem die Geschäftsbanken Gebote über die gewünschten Beträge abgeben können. Man bezeichnet sie auch als Tenderverfahren.
- Mengentender: Zentralbank gibt Zins vor → Banken fragen Menge nach Bedarf nach
- Zinstender: Zentralbank gibt Menge vor (und Mindestzinssatz) → Banken bieten Zins für benötigte Menge → Zuschlag nach Höhe des Zinses, bis Menge verbraucht
Wenn Geschäftsbanken sehr kurzfristig (über Nacht) an Liquidität kommen müssen, können sie dies außerdem zu einem von der EZB festgelegten Spitzenrefinanzierungssatz tun.
Wirkung der Offenmarktpolitik
Kritik
Eigentlich darf die EZB Staaten nicht direkt finanzieren. Jedoch tat die EZB genau das während der europäischen Finanzkrise und kaufte Staatsanleihen im Wert von mehr als zwei Billionen Euro. Sie rechtfertigte sich damit, auf diese Weise den Euroraum zu stabilisieren.
Beispiel - Inflationsrisiko
Nehmen wir mal an, die EZB geht davon aus, dass ein Inflationsrisiko vorliegt. Dann wird der EZB-Rat bei der nächsten Kreditvergabe das Zuteilungsvolumen verringern und/oder den Hauptrefinanzierungssatz erhöhen.
Dadurch verringert sich dann die Bankenliquidität und die Zinsen steigen. Durch diese restriktive Wirkung wird die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gebremst und das Inflationsrisiko verringert.
Im umgekehrten Fall eines niedrigen Inflationsrisikos würde der EZB-Rat das Zuteilungsvolumen erhöhen und/oder den Hauptrefinanzierungssatz senken. Diese expansive Wirkung führt dann zu einer Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und bringt so die Wirtschaft in Schwung.