Unter Mindestreserven versteht man in der Geldpolitik Guthaben, welche die Geschäftsbanken bei den nationalen Zentralbanken (NZBs) zwangsweise hinterlegen müssen.
Allgemeines
- Aus Sicht der Zentralbanken sind Geldeinlagen von Bankkundschaft Verbindlichkeiten gegenüber diesen.
- Geschäftsbanken sind dazu verpflichtet, einen bestimmten Anteil dieser Verbindlichkeiten bei den Zentralbanken zu lassen (=Mindestreserve).
- Höhe der Mindestreserve richtet sich nach Art und Höhe der mindestreservepflichtigen Verbindlichkeiten.
- Höhe ist abhängig vom Mindestreservesatz.
Der Mindestreservesatz lag im Euro-Währungsgebiet zwischen 1999 und 2011 unverändert bei 2 %. Diesem Instrument der Geldpolitik kommt also eher eine geringe Bedeutung zu. Derzeit beträgt der Satz 1 %.
Ziele der Mindestreservepolitik
Liquiditätsverknappung bei den Geschäftsbanken
→ EZB nimmt Geld aus dem Markt
→ Geld wird knapper und steigt dadurch im Wert
- Liquiditätspuffer
- Mindestreserve muss lediglich im Monatsdurchschnitt dem Mindestreserve-Soll entsprechen.
→ Möglichkeit dieses Soll vorübergehend zu über- bzw. unterschreiten (= Liquiditätspuffer).
→ Änderungen des Liquiditätsbedarfs können auch ohne Eingriff der Zentralbanken aufgefangen werden.
Die Geldmenge, welche die Geschäftsbanken zur Erfüllung der Mindestreservepflicht bei der Zentralbank aufweisen müssen, wird mit dem Durchschnittssatz der letzten Hauptrefinanzierungsgeschäfte verzinst.
Wirkungskette des Mindestreservesatzes
Beispiel
Jan hat 10.000 Euro auf einem Sparbuch bei Simple Bank AG angelegt. Nehmen wir an, für sein Sparbuch gilt nun ein Mindestreservesatz von 2 %, dann muss die Simple Bank AG 200 Euro davon bei der Deutschen Bundesbank einzahlen. Seine Bank kann also nicht mit den gesamten 10.000 Euro, sondern nur mit 9.800 Euro arbeiten.