Québec und Frankreich

Die kanadische Provinz Québec ist Frankreichs engster Partner in der Frankophonie. Die französisch-québecische Zusammenarbeit ist daher besonders stark; manchmal wird sogar von einer „privilegierten“ Beziehung gesprochen.


Geschichte

Nachdem Frankreich mehrere Jahrhunderte eine riesengroße Kolonie in Nordamerika hatte, verlor es im 18. Jahrhundert den Einfluss an Großbritannien.
Deswegen schwächte die Beziehung zu Québec erst mal für lange Zeit ab.

Intensiver wurde sie dann wieder während der 1960er Jahre und der Révolution tranquille.
Zur Erinnerung: Das war eine Reihe von Reformen, die die Provinz politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich modernisierten.

Während dieser Zeit kam in der Bevölkerung Québecs großer Stolz für die französische Muttersprache und für die französischen Wurzeln auf.
Außerdem wollte man mehr Eigenständigkeit und weniger Abhängigkeit von Kanada schaffen.

Deswegen wurde eine Reihe von Gesetzen beschlossen:

  • 1961: Eröffnung der Délégation générale du Québec in Paris
    → Ziel: Interessen Québecs in Frankreich vertreten und die Kultur der Provinz in Frankreich und Europa bekannt machen
  • 1965: Vereinbarung über die französisch-québecische Zusammenarbeit im Bildungswesen
    Austausch von Studierenden, Schüler:innen, Lehrkräften und Professor:innen
  • 1967: Coopération culturelle
    → Französische Kunst wird in Museen in Québec ausgestellt
  • La loi 24 (1968): Québécer:innen können einfacher die französische Staatsbürgerschaft erlangen
  • La loi 63 (1969): Gesetz zur Förderung der französischen Sprache in Québec
    → Personen, die sich in Québec niederlassen, müssen Französischkenntnisse erlangen
  • La loi 22 (1974): Französisch wird die einzige offizielle Amtssprache in Québec

Ein besonders wichtiger Tag in der Geschichte dieser Beziehung war der 24. Juli 1967, an dem der damalige französische Präsident Charles de Gaulle seine Rede in Montréal mit diesen Worten beendete:

« Vive Montréal ! Vive le Québec ! Vive le Québec libre ! »

Dieser Satz zeigte die Bereitschaft der französischen Regierung, ein unabhängiges Québec anzuerkennen.
1994 bestätigte der damalige französische Präsident Jacques Chirac das nochmal.

Bis jetzt wurde aber immer knapp gegen die Unabhängigkeit gestimmt.

Heute

Einwanderung

Weil Québec die französische Sprache bewahren möchte, hat die Provinz seit 1968 eine eigene Einwanderungsbehörde.

  • Vor allem Förderung von Immigration aus frankophonen Ländern
    → Einwanderung vereinfachen
    Arbeitsmarkt wurde für Franzosen und Französinnen attraktiv gemacht
  • Jährlich mehr als 4.000 Einwander:innen aus Frankreich
  • 2008: Vereinbarung über gegenseitige Anerkennung von beruflichen Qualifikationen/Abschlüssen
  • Notwendig für Aufenthaltserlaubnis: Fortgeschrittene Französischkenntnisse und seit 2020 Bestehen eines Tests über die wichtigsten Werte Québecs
  • 2018: François Legault wurde Premierminister von Québec
    → Seitdem Einwanderungsgesetze stark verschärft

Das wichtigste Ziel dabei ist es, die französische Sprache, Kultur und die französischen Traditionen in Québec zu bewahren.

Austausch von Studierenden

Die Suche nach französischsprachigen Arbeitskräften läuft auch über die Universitäten.

Zum Beispiel über diese Wege:

  • L’office franco-québécois pour la jeunesse (seit 1968)
    → Betreut und berät junge Erwachsene bei Praktika, Jobs, Freiwilligendiensten etc. im Gastland
  • Le Conseil franco-québécois de coopération universitaire (seit 2008)
    → Fördert Kooperation zwischen Unis in Frankreich und Québec
  • Senkung der Studiengebühren für französische Studierende in Québec
    → Anstatt der sehr teuren Gebühren bezahlen sie nur wenig oder gar nichts
  • Le Programme Vacances Travail
    → Junge Franzosen und Französinnen können bis zu zwei Jahren in Kanada leben und arbeiten

Klischees und Stereotype

Woran liegt es eigentlich, dass 20% der französischen Einwander:innen Québec nach zwei Jahren verlassen und nach acht Jahren sogar nur noch 50% dort leben?

Vermutlich am Kulturschock, den viele Französinnen und Franzosen bekommen, wenn sie dort ein Frankreich 2.0 erwarten.
Die Provinz ist nämlich trotz des französischen Einflusses sehr nordamerikanisch geprägt.
Kanada ist zum Beispiel kein Sozialstaat wie Frankreich und auch die Kommunikationsstile der Menschen sind ziemlich unterschiedlich.
Da kommt es schon mal zu Missverständnissen.

Es gibt also noch ein bisschen Nachholbedarf in der gegenseitigen Wahrnehmung, denn viele Franzosen und Französinnen stellen sich Québec immer noch so vor:

« On joue au foot , les Québécois jouent au hockey ; on dîne le soir, et eux ils soupent ; on aime le vin, ils aiment la bière ; on fume des clopes, ils fument du pot. »

(„Wir spielen Fußball, die Québecer spielen Hockey; wir essen zu Abend und sie dinieren; wir mögen Wein, sie mögen Bier; wir rauchen Zigaretten, sie rauchen Gras.)

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