Französinnen und Franzosen sind generell sehr streikfreudig und die Proteste der Gelbwesten bestimmen schon seit einigen Jahren die französischen Nachrichten.
Das Land beschäftigt sich derzeit zudem viel mit den anstehenden nationalen Wahlen 2022.
Gilets jaunes
Bestimmt hast du schon mal von den gilets jaunes, also den Gelbwesten gehört.
Das ist eine große Protestbewegung in Frankreich, die seit November 2018 aktiv ist. Der Name kommt von den gelben Warnwesten, die die Protestierenden tragen.
Ursprünglich demonstrierten sie gegen eine Benzin- und Dieselsteuer, die eingeführt werden sollte, um die Energiewende voranzutreiben.
Seitdem kamen aber noch andere Forderungen dazu:
- Generelle Steuersenkungen
- Anhebung des Mindestlohns und der Renten
- Einführung direkter Referenden zur stärkeren politischen Mitbestimmung der Bevölkerung
Das Besondere an den Gelbwesten: Es ist eine Bürger:innenbewegung, die sich online organisiert, keiner Partei angehört, kein offizielles Programm und keine Anführerin oder Anführer hat.
Die politische Ausrichtung reicht von extrem links bis extrem rechts.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hingegen sagte, er werde nicht nachgeben. Damit gab er das Bild ab, der Bevölkerung, vor allem der Mittel- und Unterschicht, nicht zuzuhören.
Mittlerweile ist Macron den gilets jaunes aber in diesen Punkten entgegengekommen:
- Subventionierung des Mindestlohns
- Finanzielle Entlastung von Rentnern und Rentnerinnen
- Regierung kippte Steuererhöhung auf Kraftstoffe
Die gilets jaunes konnten also bisher einige ihrer Forderungen durchsetzen. Das passierte aber nicht nur friedlich. Immer wieder werden Schaufensterscheiben eingeworfen, Läden und Häuser verbarrikadiert oder Rauchbomben gezündet. Krawalle, Brandstiftung und Vandalismus stehen nicht selten auf der Tagesordnung.
Die Bewegung wird nämlich oft von Radikalen der politischen Ränder unterwandert.
Streiks
Auch die geplante Rentenreform wurde erst einmal ausgesetzt.
Emmanuel Macron versprach bei seinem Amtsantritt, mehrere Sozialreformen durchsetzen zu wollen. Dazu gehört eine Rentenreform, die das komplizierte französische Rentensystem vereinfachen soll.
Es gibt nämlich super viele Sonderregelungen für verschiedene Berufsgruppen. Durch die Reform sollen sie zusammengefasst werden, was aber auch bedeutet, dass für viele Französinnen und Franzosen die Vorteile ihrer Berufsgruppe wegfallen, zum Beispiel in Form von weniger Rente oder eines höheren Renteneintrittsalters.
Davon betroffen wären vor allem Menschen, die im öffentlichen Dienst arbeiten, zum Beispiel bei der Bahn oder in Krankenhäusern.
Da man in Frankreich sehr streikfreudig ist, wurde natürlich auch gegen diese Reform gestreikt. Ende 2019 lag das öffentliche Leben wochenlang lahm, die métro in Paris sogar über Monate.
Die Reform ist derzeit ausgesetzt, nach der Corona-Pandemie will die Regierung aber wieder darüber diskutieren.
Soziale Ungerechtigkeit
Frankreich hat mit zunehmender sozialer Ungerechtigkeit zu kämpfen und der Spalt zwischen Arm und Reich wird immer größer.
Das liegt auch an der geografischen Abgrenzung der sozialen Klassen, bewusst und unterbewusst.
Im Umland der Metropolen bilden sich immer mehr reiche Vororte. Es ist also nicht mehr nur das Stadtzentrum wohlhabend, sondern mittlerweile auch viele Teile des Randgebiets.
Durch die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten werden viele Menschen, die zuvor schon aus dem Stadtzentrum verdrängt worden waren, in ärmere Vororte verdrängt.
Die Menschen leben dann nicht nur aufgrund ihrer Wohnorte aneinander vorbei, sondern oft auch kulturell, weil sie beispielsweise unterschiedlichen ethnischen Gruppen angehören.
Außerdem wird in Frankreich immer noch viel Wert auf eine Ausbildung an einer privaten Universität gelegt. Weil diese aber extrem teuer sind, können sich das nur wenig Menschen leisten. So entstehen dann wiederum erhebliche Nachteile auf dem Arbeitsmarkt.
Grand Paris Express
In Paris ist der Kontrast zwischen Arm und Reich am stärksten.
Dazu kommt, dass viele Vororte schlecht angebunden sind und Menschen es somit schwer haben, für die Arbeit in das Stadtzentrum zu pendeln.
Das Probelm geht die Stadt an, indem sie ein riesen Bauprojekt gestartet hat: Den Grand Paris Express.
Dabei handelt es sich um den Ausbau des Métro-Netzes. Es werden weitere 200 km und 6 Linien gebaut, um die banlieues und die Innenstadt zu verbinden.
Damit wird das Métro-Netz von Paris das größte Europas.
Präsidentschaftswahl 2022
Soziale Ungerechtigkeiten spiegeln sich auch im Wahlverhalten der Bevölkerung wider.
Deswegen wird bei der nächsten Präsidentschaftswahl 2022 mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der rechtspopulistischen Marine Le Pen (Rassemblement National) und dem aktuellen Präsidenten Emmanuel Macron (La République En Marche) gerechnet.
Die an Wohlstand verlierende Mittelschicht orientiert sich politisch immer weiter rechts und Gegenbewegungen immer weiter links. Deswegen ist die politische Landschaft in Frankreich sehr gespalten, was Macron mit seiner Zentrumspartei ändern möchte.
Vielleicht kann aber auch die aktuelle Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die für die Parti Socialiste antritt, in den Wahlausgang eingreifen.
Olympia 2024
2024 finden die olympischen Sommerspiele in Paris statt.
Dabei gab es eine ziemlich große Diskussion um das Logo der Spiele.
Zunächst sollte darauf nämlich der Eiffelturm zu sehen sein. Dann wurde es aber zu einem Bild der Marianne, der Schutzpatronin Frankreichs, geändert, um besser das ganze Land zu repräsentieren.
Dieses Logo soll neben dem Gesicht auch das olympische Feuer darstellen.
Aber viele Leute machen sich darüber lustig. Der Grund: Das Logo sieht dem Logo einer bekannten Dating-App ziemlich ähnlich.
Naja, du kannst dir ja selbst ein Bild davon machen: