Kolonialismus und Algerienkrieg

Viele europäische Großmächte hatten Kolonien in Afrika, Asien, in der Karibik und anderen Teilen der Welt. Frankreichs Kolonialreich war extrem groß und die Kolonialgeschichte war besonders prägend. Auch heute haben noch circa 75 Millionen Menschen auf der Welt Französisch als Muttersprache.


Kurz und knapp

  • Frankreich war die zweitgrößte Kolonialmacht der Welt
  • Die Kolonien waren auf der ganzen Welt verteilt, die meisten lagen in Afrika
  • Ab 1950: Unabhängigkeitsbewegungen und daraus folgende Unabhängigkeitskriege (z.B. Indochinakrieg und Algerienkrieg)
  • Afrikanisches Jahr 1960: Viele Kolonien wurden unabhängig
  • Heute:
    • Zu Frankreich gehören immer noch mehrere Überseedepartments
    • Westafrika ist ein sehr wichtiger Teil der Frankophonie

Der Kolonialismus hat für Frankreich schon im 16. Jahrhundert begonnen. Die ersten eroberten Gebiete lagen in Nordamerika. Frankreich herrschte über einen großen Teil des heutigen Kanadas und den heutigen USA.

Die Jahrhunderte danach setzte Frankreich den Kolonialismus fort und eroberte Territorien auf der ganzen Welt.

Am größten war das französische Kolonialreich Anfang des 20. Jahrhunderts, also in den 1920er und 1930er Jahren.

Dazu gehörten viele Länder in Westafrika, zum Beispiel Senegal, Kamerun, die Elfenbeinküste, Mali, Niger, Algerien und viele mehr.

Aber auch in Asien hatte Frankreich damals Kolonien. Diese Gebiete nannte man Französisch-Indochina und dazu gehörten die heutigen Länder Vietnam, Laos und Kambodscha.

Frankreich ist das einzige europäische Land, das bis heute noch einige ehemalige Kolonien behalten hat. Sie heißen Überseegebiete und liegen in der Karibik, Süd- und Nordamerika, im Indischen Ozean, im Südpazifik und sogar in der Antarktis.

Gründe für Kolonialismus

Warum wollte Frankreich eigentlich Kolonien besitzen? Dafür gibt es viele Gründe. Einige davon sind diese hier:

  • Ausbeutung von Menschen (Sklaverei und Zwangsarbeit) und Rohstoffen (z.B. Bodenschätze)
  • Handel
  • Machtpolitik
  • Landbesitz
  • Missionierung (Verbreitung von Religion) der angeblich unzivilisierten Bevölkerung der Kolonien
  • Nationalismus (französische Denkweisen sollten auf der ganzen Welt verbreitet sein)
  • Von Problemen im eigenen Land ablenken

Unabhängigkeit

Um die Kolonien zu erlangen und zu behalten, wurde die Bevölkerung der Länder meist brutal unterdrückt und die Kolonialmächte, auch Frankreich, wandten extreme Gewalt an. Dabei starben viele Menschen.

Die Einwohner und Einwohnerinnen der Kolonien wollten, dass ihre Länder wieder unabhängig von Frankreich werden. Dieser Wille wurde in den 1950er Jahre besonders stark.
In mehreren Fällen wurden aus Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung und der Kolonialmacht sogar Kriege.

Besonders groß und schlimm waren der Indochinakrieg und der Algerienkrieg.

Beim Indochinakrieg verlor Frankreich gegen die Aufständischen aus Vietnam und damit auch seinen Einfluss in Asien.

Algerienkrieg

Ursachen

Auch die Bevölkerung Algeriens wollte die Unabhängigkeit. Das nordafrikanische Land war nämlich Frankreichs wichtigste Kolonie. Deswegen lebten dort auch viele Französinnen und Franzosen, die pieds-noirs (übersetzt „Schwarz-Füße“) genannt wurden. Sie waren eine Minderheit im Land, kontrollierten aber trotzdem große Teile des öffentlichen Lebens. Das war in den Augen der Algerier und Algerierinnen natürlich ungerecht.

Beginn

Der Algerienkrieg, auf Französisch La Guerre d'Algérie, begann offiziell am 1. November 1954. Algerische Nationalist:innen verübten in dieser Nacht 70 Attentate. Die Nationalist:innen wollten die Unabhängigkeit ihres Landes. Deswegen gründeten sie Le Front de Libération Nationale, kurz FLN (auf Deutsch „Nationale Befreiungsfront“).

Natürlich gab es aber auch einen Teil der algerischen Bevölkerung, der gegen die Unabhängigkeit war. Diese Menschen wurden les harkis genannt.

Verlauf

Aber nicht nur der FLN ging brutal vor, auch Frankreich kämpfte extrem gewaltsam.
Am 13. Mai 1958 kam es so zum Putsch d'Alger, einem Staatsstreich. Durch diesen Putsch wollte Frankreich die algerische Regierung stürzen und eine eigene bilden. Diese Aufgabe wurde an Charles de Gaulle übergeben.

Kleine Info:
De Gaulle führte während des Zweiten Weltkriegs als General den Widerstand gegen die deutsche Besetzung an. Später wurde er auch Präsident von Frankreich. Heute gilt er deswegen als Nationalheld.

Doch damit war der Krieg noch nicht vorbei. Das geschah nämlich erst am 18. März 1962. Der Krieg war bei der französischen Bevölkerung so unbeliebt geworden, dass die Regierung schließlich der Unabhängigkeit Algeriens zustimmte.
Der Konflikt hatte nämlich auch auf Frankreich selbst übergegriffen. Es wurden zum Beispiel Attentate in Paris begangen. Auch mit den Menschenrechtsverletzungen und der Folter durch das französische Militär waren viele Franzosen und Französinnen nicht einverstanden.

Folgen

Es wird geschätzt, dass 500.000 bis eine Millionen Menschen während des Kriegs starben. Der Konflikt war geprägt von Brutalität, Terrorismus und Gewalt auf beiden Seiten.
Außerdem wurden hunderttausende Menschen gezwungen umzusiedeln oder sie mussten ihr Heimatland Algerien verlassen, weil es komplett verwüstet war.

Durch Algeriens Unabhängigkeit begann in Frankreich eine politische Krise.

Afrikanisches Jahr

Ende der 1950er Jahre kam es dazu, dass sich die Kolonien für Frankreich wirtschaftlich nicht mehr lohnten, weil zum Beispiel alle Bodenschätze und andere Ressourcen dort aufgebraucht waren.

Als Folge dessen wurden 1960, im sogenannten Afrikanischen Jahr, 14 afrikanische Kolonien von Frankreich unabhängig. Dazu gehörten unter anderem Kamerun, Togo, Tschad, Burkina Faso, Madagaskar, die Republik Kongo, Mali und die Elfenbeinküste (ihr offizieller Name ist übrigens der Französische: Côte d'Ivoire).

Frankreich entließ diese Länder also in die Unabhängigkeit, half ihnen aber meist nicht bei einer Regierungsbildung oder Aufbauarbeiten, nachdem die Länder teilweise jahrhundertelang fremdregiert wurden. Das stellte die ehemaligen Kolonien vor politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme, die weitenteils noch heute spürbar sind.


Und heute?

Heute leben circa 55% der 300 Millionen Französischsprachigen (das beinhaltet nicht nur Muttersprachler:innen, sondern auch Länder, in denen Frankreich offizielle Sprache ist) auf dem afrikanischen Kontinent. Es wird geschätzt, dass es bis 2050 sogar 85% sind. Die ehemaligen französischen Kolonien in Afrika sind also ein sehr wichtiger Teil der Frankophonie.
Weil die Förderung und Bewahrung der frankophonen Kultur und der französischen Sprache groß geschrieben wird, kooperieren die Länder der Frankophonie wirtschaftlich, politisch, in Form von Austauschprogrammen und auf viele andere Weisen.

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