Kommissioniermethoden

Stell dir vor, du hast von deinen Eltern einen Einkaufszettel bekommen und musst die entsprechenden Artikel jetzt im Supermarkt zusammensuchen. Vielleicht gehst du zuerst zur Obst- und Gemüseabteilung, anschließend zu den Tiefkühlartikeln und zum Abschluss zu den Getränken. Möglicherweise ist aber auch deine Schwester dabei und ihr könnt euch aufteilen. Einen Artikel könnt ihr vielleicht auch doppelt in den Einkaufswagen legen, weil ihr und eure Oma den Artikel auch benötigen. Kommt dir das bekannt vor? Sehr cool, dann kennst du schon ein perfektes Alltagsbeispiel für verschiedene Kommissioniermethoden.

Aber wie sieht das im Lager eines Unternehmens aus? Welche Kommissioniermethoden gibt es? Und wann eignet sich welche Kommissioniermethode?

simpleclub hilft dir dabei, das Thema zu verstehen und all diese Fragen zu klären!

Kommissioniermethoden einfach erklärt

Die verschiedenen Aufträge, die im Lager eines Unternehmens eingehen, können auf verschiedene Art und Weise kommissioniert werden. Dabei werden vier verschiedene Methoden unterschieden, die man entweder der einstufigen oder der zweistufigen Kommissionierung zuordnen kann.

Bei der einstufigen Kommissionierung werden die Artikel immer auftragsorientiert kommissioniert. Einfach gesagt heißt das, dass Auftrag für Auftrag abgearbeitet wird, ohne dass Aufträge zusammengefasst werden. Hier lassen sich drei verschiedene Kommissioniermethoden unterscheiden:

  • Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung ohne Übergabestelle: Hierbei arbeitet ein Kommissionierer alleine Auftrag nach Auftrag ab. Er kommissioniert dabei in allen Kommissionierzonen.

  • Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung mit Übergabestelle: Hierbei bearbeiten mehrere Kommissionierer und Kommissioniererinnen gemeinsam, aber nacheinander Auftrag für Auftrag. Jeder bzw. jede ist dabei für eine Kommissionierzone zuständig. Zwischen den Kommissionierzonen gibt es Übergabestellen. Ist der Kommissionierer in der ersten Zone fertig, übergibt er den Kommissionierbehälter an die Kommissioniererin in der zweiten Zone. Die Kommissioniererin in der letzten Zone hat nun den gesamten Auftrag beisammen und kann ihn zur Verpackungsstelle bringen.

  • Auftragsorientierte, parallele Kommissionierung: Ähnlich wie zuvor besetzt je ein Kommissionierer bzw. eine Kommissioniererin eine Kommissionierzone. Die Übergabestellen entfallen, stattdessen wird in jeder Zone gleichzeitig (parallel) kommissioniert. An einer Sammelstelle werden dann anschließend die Artikel aus jeder Zone zu einem Auftrag zusammengeführt.

Bei der zweistufigen Kommissionierung werden die Artikel serienorientiert kommissioniert. Einfach gesagt heißt das, dass zunächst mehrere ähnliche Aufträge zusammengefasst werden (erste Stufe). Nach der Entnahme der Güter werden die Güter dann an der Sammelstelle wieder nach einzelnen Aufträgen aufgeteilt (zweite Stufe). Hier gibt es eine Kommissioniermethode:

  • Serienorientierte, parallele Kommissionierung: Je ein Kommissionierer bzw. eine Kommissioniererin besetzt eine Kommissionierzone. Mehrere Aufträge werden nun zusammengefasst und nach Zonen aufgeteilt. In jeder Zone wird gleichzeitig (parallel) kommissioniert. An einer Sammelstelle werden dann anschließend die Artikel aus jeder Zone zusammengeführt und wieder nach Aufträgen getrennt.

Kommissioniermethoden Definition

Kommissioniermethoden beschreiben, auf welche Art und Weise die einzelnen Artikel aus Aufträgen im Lager zusammengestellt werden.


Vorteile, Nachteile und Anwendung der Kommissioniermethoden

Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung ohne Übergabestelle

Bei der auftragsorientierten, seriellen Kommissionierung ohne Übergabestelle arbeitet ein Kommissionierer alleine Auftrag nach Auftrag ab. Er kommissioniert dabei in allen Kommissionierzonen.

Diese recht einfache Kommissioniermethode wird aufgrund ihrer Vor- und Nachteile eher in kleinen Lagern eingesetzt. Zudem eignet sie sich, wenn einzelne Aufträge besonders schnell und kurzfristig kommissioniert werden müssen (Eilaufträge).

Vorteile:

  • Kein besonderer organisatorischer Aufwand vor der Kommissionierung.
  • Die Einarbeitungszeit ist kurz.
  • Es gibt klare Verantwortlichkeiten.

Nachteile:

  • Hohe Wegzeit bei statischer Bereitstellung.
  • Recht hohe Auftragsdurchlaufzeit.

Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung mit Übergabestelle

Bei der auftragsorientierten, seriellen Kommissionierung mit Übergabestelle bearbeiten mehrere Kommissionierer und Kommissioniererinnen gemeinsam, aber nacheinander Auftrag für Auftrag. Jeder bzw. jede ist dabei für eine Kommissionierzone zuständig. Zwischen den Kommissionierzonen gibt es Übergabestellen. Ist der Kommissionierer in der ersten Zone fertig, übergibt er den Kommissionierbehälter an die Kommissioniererin in der zweiten Zone. Die Kommissioniererin in der letzten Zone hat nun den gesamten Auftrag beisammen und kann ihn zur Verpackungsstelle bringen.

Vorteile:

  • Jeder Kommissionierer und jede Kommissioniererin kennt sich besonders gut in der eigenen Zone aus.
  • Es gibt klare Verantwortlichkeiten.

Nachteile:

  • Die Kommissionierleistung sinkt, weil die Kommissionierer oder Kommissioniererinnen in den anderen Zonen auf die Übergabe warten müssen.
  • Aus manchen Zonen müssen ggf. deutlich mehr Positionen gepickt werden als aus anderen Zonen. Durch die unterschiedliche Auslastung in den einzelnen Kommissionierzonen kann es zu Leerlaufzeiten für einzelne Kommissionierer und Kommissioniererinnen kommen. Diese werden der Verteilzeit zugeordnet.
  • Recht hohe Auftragsdurchlaufzeit.

Auftragsorientierte, parallele Kommissionierung

Bei der auftragsorientierten, parallelen Kommissionierung besetzt ähnlich wie zuvor je ein Kommissionierer bzw. eine Kommissioniererin eine Zone. Die Übergabestellen entfallen, stattdessen wird in jeder Zone gleichzeitig (parallel) kommissioniert. An einer Sammelstelle werden dann anschließend die Artikel aus jeder Zone zu einem Auftrag zusammengeführt.

Vorteile:

  • Durch die parallele Kommissionierung lässt sich die Auftragsdurchlaufzeit deutlich verkürzen.
  • Leerlaufzeiten werden vermieden.
  • Jeder Kommissionierer und jede Kommissioniererin kennt sich besonders gut in der eigenen Zone aus.
  • Es gibt klare Verantwortlichkeiten.

Nachteile:

  • Hoher organisatorischer Aufwand, da Aufträge zunächst nach Zonen in Teilaufträge geteilt werden müssen. EDV-Systeme können diese Aufgabe übernehmen, führen jedoch auch zu Anschaffungskosten und/oder laufenden Kosten.

Diese Kommissioniermethode eignet sich besonders dann, wenn die Entnahmeorte sehr weit auseinanderliegen. Das ist häufig bei sehr großen Lagern der Fall oder dann, wenn die zu kommissionierenden Artikel in verschiedenen Gebäuden gelagert werden. Außerdem eignet sich diese Kommissioniermethode für Abholshops mit Kundenzugang. Hier kauft und bezahlt die Kundschaft in Verkaufsräumen zunächst die gewünschten Artikel und holt sie dann mit einem Abholschein am Lager ab. Das kennst du vielleicht aus einem Möbelhaus. Durch die auftragsorientierte, parallele Kommissionierung kann die Kundschaft die Artikel dabei in kurzer Zeit erhalten.

Serienorientierte, parallele Kommissionierung

Bei der serienorientierten, parallelen Kommissionierung besetzt je ein Kommissionierer bzw. eine Kommissioniererin eine Zone. Mehrere Aufträge werden nun zu Serien zusammengefasst und nach Zonen aufgeteilt. In jeder Zone wird gleichzeitig (parallel) kommissioniert. An einer Sammelstelle werden dann anschließend die Artikel aus jeder Zone zusammengeführt und wieder nach Aufträgen getrennt.

Vorteile:

  • Hohe Kommissionierleistung und Einsparung von Wegzeiten durch Serienbildung.
  • Jeder Kommissionierer und jede Kommissioniererin kennt sich besonders gut in der eigenen Zone aus.
  • Es gibt klare Verantwortlichkeiten.

Nachteile:

  • Sehr hoher organisatorischer Aufwand, da Aufträge zusammengefasst und nach Zonen in Teilaufträge geteilt werden müssen. EDV-Systeme können diese Aufgabe übernehmen, führen jedoch auch zu Anschaffungskosten und/oder laufenden Kosten.
  • Erhöhte Basiszeit durch vor- und nachbereitende Tätigkeiten.
  • Hohe geistige und psychische Belastung des Personals.

Die serienorientierte, parallele Kommissionierung eignet sich vor allem für Unternehmen mit hoher Umschlaghäufigkeit. Statt viele einzelne Bestellungen mit vielen Positionen und geringen Artikelmengen nacheinander abzuarbeiten, lässt sich durch die Serienbildung hier viel Zeit sparen. Das sieht man beispielsweise häufig in Zentrallagern von Großhändlern oder Supermarkt-Ketten.

Sonderfall Multi-Order-Picking bzw. Batch-Kommissionierung

Bearbeitet ein Kommissionierer bei der auftragsorientierten, seriellen Kommissionierung ohne Übergabestelle mehrere Aufträge gleichzeitig, spricht man vom Multi-Order-Picking bzw. der Batch-Kommissionierung. Hierfür eignet sich vor allem ein PickTerm Cart, bei dem die Artikel bereits während der Kommissionierung nach Aufträgen getrennt werden können. So entfallen Wegzeiten, es erhöht sich aber gleichzeitig der organisatorische Aufwand.


Beispiel Kommissioniermethoden

Heute ist bei der Fritz Fröhlich e.K. ein besonderer Tag. Da einige Kommissionierer zur Fortbildung sind, hilft Fritz Fröhlich als Chef heute selbst im Fahrrad-Ersatzteillager aus. In der Mittagspause hat Lea die Chance, sich lange mit Fritz über die verschiedenen Kommissioniermethoden im Lager zu unterhalten. Fritz erzählt ihr, dass er vor einigen Jahren alleine gegründet hat. Da das Lager zu dieser Zeit recht klein war und er sowieso keinen Mitarbeiter hatte, hat Fritz die Aufträge in dieser Zeit selbst kommissioniert. Logischerweise hat er dabei auftragsorientiert, seriell und ohne Übergabestelle kommissioniert. Nach einigen Monaten hat er sich dann ein PickTerm Cart angeschafft, um alleine mehrere Aufträge gleichzeitig kommissionieren zu können (Multi-Order-Picking).

Da das Geschäft schnell brummte, halfen ihm nach einem Jahr regelmäßig seine beiden Geschwister beim Kommissionieren aus. Dazu teilte er das Lager in drei Kommissionierzonen. Fritz startete in der ersten Kommissionierzone und übergab dann den Rollwagen an seinen Bruder, der für die zweite Kommissionierzone zuständig war. Dieser übergab den Rollwagen daraufhin an seine kleine Schwester, die die restlichen Artikel aus der dritten Kommissionierzone entnahm und die Pakete anschließend an der Verpackungsstelle für die Abholung oder den Transport verpackte. Schnell merkten die drei Geschwister jedoch, dass bei dieser auftragsorientierten, seriellen Kommissionierung mit Übergabestelle vor allem Fritz Bruder in der zweiten Kommissionierzone hohe Leerlaufzeiten hatte.

Sie beschlossen daher nach drei Wochen, das System zu ändern und stellten auf eine auftragsorientierte, parallele Kommissionierung um. Von nun an kommissionierten die drei gleichzeitig und führten den Auftrag dann an einer Sammelstelle zusammen. Hier stand bereits ein geeigneter Karton bereit, in welchen sie die Artikel aus ihrer Zone packen konnten. Da auf diese Weise die Artikel viel schneller kommissioniert werden konnten, wurde die Fritz Fröhlich e.K. über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und wuchs schnell bis zur heutigen Größe. Auch heute wird hier noch auftragsorientiert, parallel kommissioniert und das mit großem Erfolg.

Lea ist begeistert von Fritz Geschichte. Sie erzählt ihm, dass sie während eines Praktikums mal im Zentrallager einer Supermarktkette gearbeitet hat. Dort wurden die Aufträge aus den einzelnen Filialen jede Stunde zu Serien zusammengefasst und serienorientiert, parallel kommissioniert. Statt für jede Filiale 20 Kartons Nudeln Auftrag für Auftrag zu kommissionieren, entnahm ein Mitarbeiter mit einem Kommissionierstapler einfach zwei Paletten mit jeweils 100 Kartons und transportierte diese zu einer Sammelstelle. Hier musste Lea die Kartons nur noch nach Aufträgen teilen.

Zusammenfassung Kommissioniermethoden

Kommissioniermethoden beschreiben, auf welche Art und Weise Aufträge kommissioniert werden. Dabei werden vier verschiedene Methoden unterschieden, die man entweder der einstufigen oder der zweistufigen Kommissionierung zuordnen kann.

Bei der einstufigen Kommissionierung werden die Artikel immer auftragsorientiert kommissioniert. Einfach gesagt heißt das, dass Auftrag für Auftrag abgearbeitet wird, ohne dass Aufträge zusammengefasst werden. Hier lassen sich drei verschiedene Kommissioniermethoden unterscheiden:

  • Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung ohne Übergabestelle
  • Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung mit Übergabestelle
  • Auftragsorientierte, parallele Kommissionierung

Bei der zweistufigen Kommissionierung werden die Artikel serienorientiert kommissioniert. Einfach gesagt heißt das, dass zunächst mehrere ähnliche Aufträge zusammengefasst werden (erste Stufe). Nach der Entnahme der Güter werden die Güter dann an der Sammelstelle wieder nach einzelnen Aufträgen aufgeteilt (zweite Stufe). Hier gibt es eine Kommissioniermethode:

  • Serienorientierte, parallele Kommissionierung

Jede Kommissioniermethode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und eignet sich daher für bestimmte Anwendungsfälle.

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