Die Zeitgestaltung in einem Erzähltext sagt etwas darüber aus, in welchem Verhältnis Erzählzeit und erzählte Zeit stehen.
Merke
Erzählzeit = Zeitspanne, die man zum Lesen/Erzählen braucht
erzählte Zeit = Zeitspanne, die in der Geschichte selbst vorübergeht
Erklärung
- Zeitdeckung: Erzählzeit = erzählte Zeit
- Zeitraffung: Erzählzeit < erzählte Zeit
- Zeitdehnung: Erzählzeit > erzählte Zeit
Beispiele
Welche Art der Zeitgestaltung ist das?
Text A
In einer gewaltsamen Anstrengung hob er den Blick, der so schwer war, als wehrte er sich gegen einen plötzlichen Schlaf. Sein Blick erfasste sie von oben, glitt herab... (aus Das nackte Mädchen auf der Straße)
Lösung
Zeitdehnung, denn das Lesen nimmt viel mehr Zeit in Anspruch als das erzählte Geschehen. Es wird ganz ausgedehnt beschrieben, wie jemand eine andere Person anschaut, was in der Realität ganz schnell geht.
Text B
Doch vergingen wieder viele Tage, und auch das nahm ein Ende. (aus Ein Hungerkünstler)
Lösung
Zeitraffung, denn der Erzähltext fasst eine größere Zeitspanne ("viele Tage") zusammen.
Text C
"Haben Sie nicht gewusst, dass Sie die Gefangenen in den Tod schicken?"
"Ich habe ... ich meine ... Was hätten Sie denn gemacht?" (aus Der Vorleser)
Lösung
Zeitdeckung, denn das Lesen braucht genau so viel Zeit wie der Dialog im Erzähltext. Du kannst dir merken, dass es sich bei Dialogen in der Regel immer um eine Zeitdeckung handelt.