Vergangenheitsformen im Vergleich

Du willst etwas erzählen, was dir mal passiert ist? Du bist dir aber unsicher, welche Zeitform du wann verwendest? Du verwechselst die Zeitformen der Vergangenheit? Dich interessieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den Zeitformen der Vergangenheit?

Im Deutschen unterscheiden wir insgesamt drei Zeitformen, mit denen du die Vergangenheit ausdrücken kannst: das Perfekt, das Präteritum und das Plusquamperfekt.

simpleclub hilft dir, einen Überblick über die Zeitformen zu behalten!

Vergangenheitsformen einfach erklärt

Da wir im Deutschen drei verschiedene Zeitformen haben, mit denen wir die Vergangenheit ausdrücken können, folgt hier ein knapper Überblick darüber, wie du die Zeitformen bildest und wann du sie jeweils verwendest.

Wir beginnen mit dem Perfekt. Beim Perfekt ist es wichtig, dass du dir merkst, dass das die Zeitform ist, mit der du die vollendete Gegenwart ausdrücken kannst. Das will heißen, dass die Handlung, von der du erzählst, in der Vergangenheit stattgefunden hat, jedoch noch bis in die Gegenwart Einfluss gehabt hat.

Du kannst das Perfekt auch benutzen, um (meist umgangssprachlich) über die Vergangenheit oder Zukunft zu sprechen.

Für das Bilden dieser Zeitform ist es wichtig, dass du dir merkst, dass das Perfekt mithilfe der Hilfsverben *haben* oder *sein* im Präsens ausgedrückt werden und das Vollverb im Partizip II zu stehen hat. Je nach Verb sehen Partizip II-Formen immer anders aus.

Das Präteritum ist eine weitere Zeitform der Vergangenheit. Hierbei solltest du dir merken, dass du das Präteritum häufig in schriftsprachlichen Kontexten oder zur Bildung wichtiger Hilfsverben (z.B. beim Plusquamperfekt) verwendest. Mit dieser Zeitform drückst du Sachen aus, die vergangen sind und keinen Einfluss mehr auf die Gegenwart haben.

Für das Bilden dieser Zeitform ist es wichtig, dass du das **Vollverb** konjugierst bzw. beugst. Da wir verschiedene Arten von Verben unterscheiden (starke und schwache bzw. regelmäßige und unregelmäßige Verben), solltest du dir auch merken, welche Verben unregelmäßig sind und diese weitgehend auswendig lernen. Regelmäßige Verben haben einen regelmäßigen Aufbau und regelmäßig wiederkehrende Endungen.

Das Plusquamperfekt ist die dritte und letzte Zeitform im Deutschen, die du verwenden kannst, wenn du über die Vergangenheit sprichst. Du verwendest das Plusquamperfekt, wenn die Handlung zum Zeitpunkt des Sprechens schon abgeschlossen ist und selbst in der Vergangenheit als abgeschlossen gilt.

Bei der Bildung dieser Tempusform musst du einiges beachten: Um das Plusquamperfekt zu bilden, brauchst du immer zwei Teile: das konjugierte **Hilfsverb** *sein* oder *haben* im Präteritum und das **Partizip II** des Vollverbs. Bei Bewegungsverben oder Verben, die eine Zustandsänderung beschreiben, verwendest du häufig *sein*. In den meisten anderen Fällen verwendest du *haben*. Achte hier auf die richtige Konjugation im Präteritum.

Bei allen Zeitformen gilt: Es ist immer wichtig zu unterscheiden, ob du die Zeitformen in einem Haupt- oder Nebensatz verwendest: Abhängig vom Satztyp musst du die einzelnen Verbformen unterschiedlich anordnen, wodurch sich der Satzbau bzw. die Position der Verben im Satz verändert. Darüberhinaus können auch **Modalverben** die Satzstruktur sowie den Sinn des Satzes beeinflussen.

Definition Vergangenheitsformen im Vergleich

Das Präteritum, das Perfekt und das Plusquamperfekt sind die drei Zeitformen im Deutschen, mit denen wir die Vergangenheit ausdrücken können. In Bezug auf die Verwendung und die Bildung dieser Zeitformen musst du dir jedoch einige wesentliche Aspekte merken, damit keine Verwechlungsgefahr existiert!


Tippe auf die Zeitformen und lies dir die Beispiele durch.

Verwendung der Zeitformen im Vergleich

Das Perfekt verwendest du...

  1. für Handlungen, die zum Sprechzeitpunkt bereits abgeschlossen und trotzdem noch wichtig für die Gegenwart sind und ggf. eine Auswirkung haben.

\rarr\rarr Beispiel: Ich habe das Bild endlich fertig gemalt.

  1. für Ereignisse, die erst in der Zukunft an einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen sein werden.

\rarr\rarr Beispiel: Bis Dienstag habe ich meine Hausaufgaben gemacht!

Das Präteritum ist die „etwas vergessene Zeitform" im Deutschen, da wir diese im Alltag kaum benutzen!

Du verwendest das Präteritum vor allem in der Schriftsprache, wenn du über Vergangenes beschreiben möchtest.

Genauer gibt es zwei Situationen, in denen du das Präteritum verwendest:

  1. Du verwendest es, wenn du Handlungen beschreibst, die bereits in der Vergangenheit abgeschlossen wurden

\rarr\rarr Beispiel: Sie lachte sich schlapp.
2. Außerdem verwendest du das Präteritum, wenn du über Fakten oder Zustände in der Vergangenheit sprichst

\rarr\rarr Beispiel: Das Haus war türkis.

Du verwendest das Perfekt hauptsächlich beim Sprechen im Alltag, wenn du zum Beispiel deinen Freunden erzählst, was du in der Vergangenheit erlebt hast.

\rarr\rarr Perfekt: Lea ist hingefallen und wieder aufgestanden.

In der Schriftsprache greifst du meist eher auf das Präteritum zurück.

\rarr\rarr Präteritum: Lea fiel hin und stand wieder auf.

Das Plusquamperfekt benutzt du, wenn du auf mehrere in der Vergangenheit liegende Ereignisse zurückblickst, die jedoch alle aufeinander folgten!

Das jeweils jüngere Ereignis kannst du sowohl im Präteritum (Vergangenheitsform) als auch im Perfekt (vollendete Gegenwartsform) ausdrücken. Signalwörter wie bevor und nachdem weisen dich in der Regel darauf hin, dass du das Plusquamperfekt verwenden musst

  • Sie hatte lange in der Schule gegessen, bevor sie nach Hause ging.
  • Nachdem sie viel gelernt hatte, hat sie die Fragen der Lehrerin ohne Probleme beantwortet.

Zeitformen in Haupt- und Nebensätzen

Du kannst jede Zeitform sowohl im Haupt- als auch im Nebensatz verwenden. Das ist vor allem dann sinnvoll zu wissen, wenn du eine zeitliche Abfolge in der Vergangenheit ausdrücken willst - schaue dir dafür nochmal die beiden oberen Sätze an!

Achte insbesondere beim Perfekt und Plusquamperfekt immer auf den Satzbau und die Reihenfolge der Hilfs- und Vollverben in Haupt- und Nebensatz:

  • Im Hauptsatz steht das konjugierte **Hilfsverb** *haben* oder *sein* an zweiter Satzgliedstelle, während das **Partizip II** am Ende des Satzes steht.
  • Im Nebensatz steht das konjugierte **Hilfsverb** *haben* oder *sein* am Ende des Satzes - das **Partizip II** ist dem Hilfsverb in aller Regel direkt vorangestellt.

Beim Präteritum kannst du dir merken, dass du dieses in der Regel ja nur mit einem konjugierten bzw. gebeugten **Vollverb** bildest; ein Hilfsverb hast du hier nicht. Daher gilt hier:

  • Im Hauptsatz steht das konjugierte **Vollverb** an zweiter Satzgliedstelle
  • Im Nebensatz steht das konjugierte **Vollverb** am Ende des Nebensatzes

Bildung der Zeitformen im Vergleich

Das Präteritum

Bei der Bildung der Formen im Präteritum musst du beachten, dass es regelmäßige und unregelmäßige Verben gibt.

Um das Präteritum bei regelmäßigen Verben zu bilden, streichst du beim Infinitiv des Verbs, also der Grundform, das –(e)n weg. Damit hast du dann die Ausgangsform gebildet bzw. den Verbstamm identifiziert. An diese werden dann nur noch die Endungen des Präteritums gehängt und schon hast du das Präteritum gebildet.

Person

Endungen

Ich

-te

Du

-test

Er/Sie/Es

-te

Wir

-ten

Ihr

-tet

Sie

-ten

Leider gibt es keine Regelmäßigkeiten bei den unregelmäßigen Verben. Ganz allgemein wird das Präteritum der unregelmäßigen sowie sog. „starken“ Verben oft (nicht immer!) nach diesem Muster gebildet:

Person

Endungen

Ich

/

Du

-st

Er/Sie/Es

/

Wir

-en

Ihr

-t

Sie

-en

Bei unregelmäßigen Verben im Präteritum ist es manchmal jedoch schwierig, einen einheitlichen Verbstamm zu finden, da sich der Stammvokal etwa verändert (er wird zum Umlaut, er wird durch einen anderen Vokal ersetzt, ...).

Bei den unregelmäßigen Verben gibt es noch ein paar weitere Besonderheiten zu beachten. Endet ein Wortstamm auf z.B. s, ß oder z, lässt du entweder die Endung -s, -ß oder -z weg oder du fügst ein -e ein. Endet ein Wortstamm auf d oder t, fügst du auch ein -e ein. Endet ein Wortstamm auf ie, lässt du das -e der 1. oder 3. Person Plural weg.

Wir haben im Deutschen über 200 unregelmäßige Verben, auf die diese Besonderheiten (unterschiedlich) zutreffen.

Perfekt und Plusquamperfekt

Das Plusquamperfekt und das Perfekt sind sich in ihrer Bildung sehr ähnlich - sie beide benötigen ein Hilfsverb (haben oder sein) und das Partizip II. Lediglich bei der Konjugation des Hilfsverbs ist darauf zu achten, dass es in der richtigen Zeitform steht.

Hilfsverben haben und sein

Für das Perfekt benötigst du die **Hilfsverben** haben oder sein im Präsens.

sein

haben

  1. Pers. Sg.: ich

bin

habe

  1. Pers. Sg.: du

bist

hast

  1. Pers. Sg.: er/sie/es

ist

hat

  1. Pers. Pl.: wir

sind

haben

  1. Pers. Pl.: ihr

seid

habt

  1. Pers. Pl.: sie

sind

haben

Wenn du das Plusquamperfekt benutzen möchtst, brauchst du die **Hilfsverben** haben oder sein im Präteritum.

sein

haben

  1. Person Sg.: ich

war

hatte

  1. Person Sg.: du

warst

hattest

  1. Person Sg.: er/sie/es

war

hatte

  1. Person Pl.: wir

waren

hatten

  1. Person Pl.: ihr

wart

hattet

  1. Person Pl.: sie

waren

hatten

Je nach **Vollverb** musst du ein anderes **Hilfsverb** verwenden. Entweder *sein* oder *haben*. Aber welches brauchst du wann?

Das Hilfsverb sein verwendest du bei folgenden Verbtypen:

  • Bewegungsverben: Diese Verben beschreiben die Fortbewegung von einem Ort zu einem anderen.

    \rarr\rarr Beispiele: laufen, gehen, schwimmen, fahren, fliegen, springen, krabbeln, flüchten, ...

  • Verben der Zustandsänderung: Diese Verben beschreiben die Veränderung von einem Zustand in einen anderen.

    \rarr\rarr Beispiele: sterben, wachsen, trocknen, gefrieren, verblühen, ...

Das Hilfsverb ***haben*** ist der Normalfall. Du verwendest es bei allen anderen Verben.

Partizip II

Wir brauchen das Partizip II, um Verbformen im Perfekt und Plusquamperfekt ausdrücken zu können.

Grundsätzlich gilt dafür:

  • regelmäßige Verben: ge + Verbstamm + (e)t

    \rarr\rarr Beispiele: *ge*send*et*, *ge*lern*t*

  • unregelmäßige Verben: ge + Verbstamm + en

    \rarr\rarr Beispiele: *ge*lauf*en*, *ge*geb*en*

  • Mischverben: ge + veränderter Verbstamm + (e)t

    \rarr\rarr Beispiele: *ge**dach**t*, *ge**brann**t*

Bei der Bildung des Partizips II gibt es jedoch einige weitere Besonderheiten, die hin und wieder beachtet werden müssen:

  • Bei Verben, die auf -ieren enden, fällt das *ge-* meist weg.

    \rarr\rarr Beispiele: studieren/studiert; servieren/ serviercolor8{t}

Manche Verben haben einen trennbaren Verbzusatz. Beim Konjugieren kann dieser Zusatz vom restlichen Verb abgetrennt werden. Dazu gehören: vor-, an–, ab–, hin–, her–, ein– und viele mehr.

  • Bei der Bildung des Partizip II hängst du diesen trennbaren Zusatz **vor** die Partizipform.

    \rarr\rarr Beispiele: vorstellen/vorgestellt, einschlafen/eingeschlafen

Es gibt auch Verben mit nicht-trennbarem Verbzusatz. Dazu gehören Verben, die mit diesen Präfixen anfangen: be-, emp(f)-, ent-, er-, ge-, miss-, ver-, zer-.

  • Bei der Bildung des Partizip II lässt du das *ge-* einfach weg

    \rarr\rarr Beispiele: verstehen/verstanden, benennen/ benannt

Vergangenheitsformen mit Modalverben

***Modalverben*** sind eine besondere, aber im Alltag häufig verwendete Art von Verben: ***Modalverben*** verändern die Bedeutung des Vollverbs im Satz, das dann am Ende des Satzes steht. Im Deutschen unterscheiden wir sechs Modalverben: dürfen, können, sollen, mögen, müssen und wollen.

Perfekt

Präteritum

Plusquamperfekt

Bildung des Perfekts mit **Modalverb**:

Hilfsverb (haben/sein) im Präsens + Infinitiv des ***Vollverbs*** + Infinitiv des **Modalverbs**

Bildung des Präteritums mit **Modalverb**:

Konjugierte Form des des **Modalverbs** im Präteritum + Infinitiv des ***Vollverbs***

Bildung des Plusquamperfekts mit **Modalverb**:

Hilfsverb (haben/sein) im Präteritum + Infinitiv des ***Vollverbs*** + Infinitiv des **Modalverbs**

Beispiele:

  • Ich habe lernen müssen.

  • Wir haben essen wollen.

  • ...

Beispiele:

  • Sie ***durfte*** gehen.

  • Sie ***konnten*** malen.

  • ...

Beispiele:

  • Du hattest üben müssen.

  • Ihr hattet fahren mögen.

  • ...


Beispielsätze

Tippe zweimal auf das Buch!

Pia **hat** heute **gelernt** (= Perfekt, wegen Gegenwartsbezug), dass man das erste Auto im Jahr 1886 erfand (= Präteritum, weil abgeschlossene Handlung). Davor **hatte** es hauptsächlich Kutschen **gegeben** (= Plusquamperfekt, wegen Vorvergangenheit).

Weitere Beispielsätze:

  • Nachdem sie zu viel **gerannt** **war** (1. Handlung: rennen im Plusquamperfekt), hatte sie sehr großen Durst (2. Handlung: Durst haben im Präteritum).

  • Pia ist letzte Woche krank gewesen (2. Handlung: krank gewesen sein im Perfekt). Sie **hatte** eine Erkältung **gehabt** (1. Handlung: eine Erkältung haben im Plusquamperfekt).

  • Bevor Pia zur Schule ging (2. Handlung: zur Schule gehen im Präteritum), **hatte** sie sich die Haare gewaschen **geputzt** (1. Handlung: Haare waschen im Plusquamperfekt).

Zusammenfassung

Der Vergleich aller Zeitformen der Vergangenheit zeigt dir, dass du die Vergangenheit nicht nur mit einer einzigen Zeitform ausdrücken kannst und solltest!

Es ist sehr wichtig, dass du lernst, dass das Präteritum, das Perfekt sowie das Plusquamperfekt in verschiedenen Kontexten genutzt und unterschiedlich gebildet werden.

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