Das Drama handelt von dem Zusammenleben der verschiedenen Religionen Judentum, Islam und Christentum und der Frage nach der einen wahren Religion. Im Mittelpunkt steht der weise Jude Nathan.
1. Aufzug
Der reiche Jude Nathan kehrt von einer Geschäftsreise zurück nach Jerusalem. Er erfährt von der Christin Daja, dem Kindermädchen von Nathans Tochter Recha, dass sein Haus gebrannt hat und Recha fast darin verbrannt wäre. Zum Glück wurde sie von einem Tempelherrn gerettet. Dieser Tempelherr wurde kurz zuvor vom Sultan Saladin begnadigt, weil ihn der Tempelherr so sehr an seinen Bruder Assad erinnert hat. Da sich noch keiner so richtig beim Tempelhernn bedanken konnte, soll Daja ihn einladen.
Nathan unterhält sich mit seinem Schachkumpel Al-Hafi, der neuedings Schatzmeister des Sultans ist. Er ist mit diesem Job aber gar nicht so zufrieden, weil er den Sultan dafür kritisiert, dass er gar nicht allen Menschen Gutes tun kann und immer ein Teil unterdrückt wird.
Daja lädt den Tempelherrn zu Nathan ein, aber er lehnt ab, weil er nichts mit einem Juden zu tun haben will.
2. Aufzug
Sultan Saladin spielt mit seiner Schwester Sittah im Palast Schach, aber er ist überhaupt nicht bei der Sache und verliert. Saladin möchte den Waffenstillstand in Jerusalem zwischen den Religionen verlängern, aber man findet keine richtige Einigung.
Al-Hafi kommt dazu und es stellt sich heraus, dass der Sultan große Geldsorgen hat. Darum soll Al-Hafi jetzt losgehen und sich Geld von den Reichen leihen. Der Sultan schlägt dabei Nathan vor, aber Al-Hafi will Nathan nicht in die Sache mitreinziehen und meint, dass er nichts hergeben würde.
Nachdem der Tempelherr Dajas Einladung abgelehnt hat, versucht Nathan sein Glück und beginnt ein Gespräch mit ihm. Am Anfang ist der Tempelherr noch abweisend, aber bald legt er sein vorurteilsbehaftetes Denken ab und versteht sich richtig gut mit Nathan. Beide kritisieren die Intoleranz zwischen den drei Religionen. Der Tempelherr nimmt Nathans Einladung schlussendlich an und verspricht, Recha zu besuchen. Außerdem verrät er Nathan seinen Namen: Curd von Stauffen. Nathan kommt der Name und die ganze Art des Tempelherrn irgendwie bekannt vor und er beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen.
3. Aufzug
Der Tempelherr besucht Recha und die beiden sind über ihre Gefühle zueinander verwirrt, weshalb der Tempelherr auch schnell wieder abzieht.
Nathan wurde zum Sultan Saladin einberufen. Saladin fragt ihn, welche die einzig wahre Religion ist. Nathan steckt in einer Zwickmühle: Wenn er sagt, dass das Judentum die einzig wahre Religion ist, beleidigt er damit Saladin. Wenn er sagt, dass der Islam die einzig wahre Religion ist, könnte der Sultan ihn fragen, warum er dann noch Jude ist.
Nathan beschließt deshalb, mit einer Geschichte zu antworten und erzählt dem Sultan die Ringparabel...
Ein Mann besitzt einen Ring, der die Kraft hat, seinen Besitzer vor Gott und den anderen Menschen angenehm zu machen. Einzige Bedingung: Der Besitzer muss auch an diese Kraft des Rings glauben. Der Ring wird immer weitervererbt, vom Vater an den liebsten Sohn. Irgendwann passiert es, dass ein Vater drei Söhne gleich lieb hat und keinen davon verletzen will. Darum lässt er zwei weitere Ringe anfertigen, die genau identisch aussehen und gibt jedem der drei Söhne einen Ring. Die streiten sich nach dem Tod des Vaters darum, welcher Ring nun der echte ist.
Nathan vergleicht die drei Ringe mit den drei Religionen, da auch sie alle nur auf Überlieferungen, Geschichten und Glaube basieren.
Die drei Brüder ziehen vor einen Richter. Dieser rät ihnen, sich so zu verhalten, als besäßen sie den echten Ring und ein tolerantes und humanistisches Leben zu führen.
Saladin ist von dieser Geschichte begeistert und bittet um Nathans Freundschaft.
Der Tempelherr wartet auf Nathan und erzählt ihm dann, dass er sich in Recha verliebt hat und sie heiraten möchte. Aber Nathan gibt ihm dafür noch keine Erlaubnis, weil er erst genaueres über die Herkunft des Tempelherrn herausfinden will. Das weiß der Tempelherr aber nicht und deshalb ist er ziemlich enttäuscht und frustriert. Er erzählt Daja davon und die offenbart ihm Nathans Geheimnis: Recha ist in Wahrheit Christin und nur Nathans Pflegetochter. Der Tempelherr verfällt in vorurteilsbehaftete Denkmuster und findet das total unerhört!
4. Aufzug
Der Tempelherr ist noch ganz aufgebracht von den neuen Infos und sucht den Patriarchen (hochrangiger Bischof) auf. Er fragt ihn, ob es in Ordnung sei, dass ein Jude ein christliches Mädchen erzieht. Der Patriarch verneint das und meint, dass der Jude auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte.
Als nächstes geht der Tempelherr zu Saladin und die beiden schließen Freundschaft. Der Tempelherr erzählt entrüstet von Rechas Herkunft und Nathans Geheimnis. Der Sultan bemüht sich aber, den Tempelherrn mal wieder runter zu bringen und wieder zurück zu einem toleranten Denken zu erziehen.
Rechas Herkunft wird endlich aufgedeckt, als ein Klosterbruder Nathan erzählt, dass er es war, der Recha damals zu ihm gebracht hat. Rechas Mutter ist gestorben und ihr Vater musste in den Krieg ziehen.
Nathan will noch mehr über Rechas Verwandtschaft erfahren und der Klosterbruder verspricht ihm ein Gebetsbuch, in dem das alles drinstehen soll.
5. Aufzug
Der Tempelherr, der sich inzwischen wieder etwas beruhigt hat, geht erneut zu Nathan und gesteht ein, dass Nathan immer Rechas wahrer Vater bleiben wird. Außerdem gibt er zu, dass er dem Patriarchen von der Geschichte erzählt hat und bereut seine Tat. Er bitte nochmal darum, Recha heiraten zu dürfen, aber Nathan meint, dass Rechas Bruder bekannt geworden ist und der Tempelherr ihn um Erlaubnis fragen muss.
Daraufhin treffen sich Nathan, Recha, der Tempelherr, Sittah und Saladin im Palast des Sultans. Recha weiß nun auch schon von ihrer Herkunft, versichert Nathan aber, dass er ihr wahrer Vater bleiben wird.
Mit Hilfe des Gebetsbuchs vom Klosterbruder kann Nathan jetzt endlich die Verwandtschaftsverhältnisse klären:
Recha und der Tempelherr sind in Wahrheit Geschwister. Ihre Eltern waren eine Christin und Assad, der Bruder von Saladin und Sittah. Damit ist Saladin der Onkel von Recha und dem Tempelherrn und es ergibt auch Sinn, warum der Tempelherr Saladin so sehr an Assad erinnert hat.
Alle sind glücklich, dass die Familie wieder vereint ist und umarmen sich.