Die Reportage ist ein lebendiger Bericht. Hier sind Gefühle und persönliche Eindrücke erlaubt.
Erklärung
Die Reportage lässt die Fakten verständlicher & lebendiger werden.
Merkmale
- Im Kern ist die Reportage an Fakten und Tatsachen orientiert. (Beantwortung der W-Fragen)
- Trotzdem enthält sie eine persönliche Perspektive: sie ist subjektiv & gibt persönliche Erlebnisse & Eindrücke wieder.
- Der Journalist hat das beschriebene Ereignis in der Regel selbst miterlebt und schildert aus eigener Erfahrung, weshalb man bei der Reportage eine große Nähe zum Geschehen hat.
Sprache:
- bildhaft & lebendig: viele Adjektive, Vergleiche, sprachliche Bilder & genaue Beschreibung der Umgebung
Zeitform: Präsens
Aufbau
Nicht chronologisch, sondern dramaturgisch.
Einleitung:
Meist szenischer Einstieg
- Schilderung einer Situation, Momentaufnahme
- soll Spannung wecken & zum Lesen motivieren
Hauptteil:
Das Thema wird im Laufe der Reportage meist aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet
- oft mit dramaturgischem Aufbau & Spannungsbogen
- und immer mit einem roten Faden.
Schluss:
- Beendigung aller begonnenen Geschichten mit einem Fazit
- Abschließende Beantwortung der Anfangsfrage
- Ausblick in die Zukunft
Beispiele
Flüchlinkskinder lernen Deutsch - Süddeutsche Zeitung
Einleitung:
Aachen (dpa) - Das ganz kleine Glück ist manchmal eine große Überraschung: "Ich schlafe, du schläfst, er/sie/es schläft ....", konjugiert Selam aus Eritrea mit ernsthafter Miene. Vielleicht etwas zu ernst für eine 16-Jährige. "Sehr gut", sagt die Lehrerin. Das kleine, zierliche Mädchen strahlt, sein Gesicht ist ein einziges Lächeln.
Das digitale Klassenzimmer - Zeit Online
Einleitung:
Neustrelitz/Berlin (dpa) - Für die Smartphones der Schüler gibt es ein kleines Wandregal neben der Tür des Klassenzimmers. Ausgerechnet eine Vorreiterschule in Sachen Digitalisierung lässt die Geräte im Unterricht nicht zu.
Die erste Nacht ohne Mama - FOCUS
Einleitung
Die Busse spucken 82 Kinder aus. Aufgekratzt stürzen sie zu den Gepäckklappen und wuchten ihre Taschen und Koffer heraus. Obendrauf sitzen Stofftiere. Grüne Krokodile mit Halstuch, flauschige Mäuse und bis auf die Füllwolle abgeliebte Hasen. Die sechs Betreuer, die wie Riesen aus dem 1,40 Meter hohen Gewimmel ragen, lassen keinen der Viertklässler aus den Augen.
Cochem an der Mosel. Ziel der ersten Klassenfahrt für die Grundschüler aus Bad Münstereifel. Drei Tage werden sie hier wandern, spielen und lernen. Und die erste Nacht weit weg von zu Hause verbringen. Schon bei der Abfahrt hat ein Mädchen deshalb geweint.
Hauptteil
Ordnung erhalten ist schwer
Untergebracht sind die Kinder in einer Jugendherberge am Hang, die aussieht wie ein Schiff, das moselabwärts unterwegs ist. Herbergsmutter Kerstin Völkel wartet schon vor der Tür und winkt alle herein. Immer zwei und zwei, ermahnen die Lehrer.
Diese Ordnung ist nur mühsam aufrechtzuerhalten. Kinder fallen übereinander, ein Junge nimmt einen anderen in den Schwitzkasten. Zunächst sollen die Koffer im Freien bleiben, damit das Chaos nicht noch größer wird. „Oh toll, haben wir einen Kofferträger?“, fragt Dennis.
Stofftiere lindern Heimweh
Keine Handys, keine Nintendos: Eine Klassenfahrt braucht Regeln. Außerdem gilt: 22 Uhr Nachtruhe, nicht auf den Gängen rennen, nicht schreien, gesittet zum Essen gehen. Die Viertklässler werden sich nicht daran halten.
Keuchend schleppen die Kinder ihre schweren Koffer in den ersten Stock. Manche Mädchen sind komplett in Rosa ausstaffiert: rosa Hausschuhe, rosa Klamotten, rosa Handtuch, rosa Lippenstift. Die Jungs haben Flugzeuge aus Styropor eingepackt und „Kakerlakenpoker“. Stofftiere als heimwehlindernde Tröster zum Einschlafen haben alle dabei. Und Süßigkeiten. Und Knabberzeug. Gummibärchen, Schoko, Chips. Was sich auf den Zimmertischen türmt, sieht aus wie ganze Monatsrationen – dabei wurde schon die Hälfte weggeschleckt, alles durcheinander natürlich.
Dennis versucht, seine Polohemden und T-Shirts auf Bügel zu hängen. Nils kämpft mit dem Spannlaken. Es schnalzt immer wieder zurück und wickelt den glucksenden Jungen ein. Das Bettenbeziehen ist die größte Herausforderung für alle. Mit Quatscheinlagen dauert es mindestens eine Stunde: Robin übt zwischendurch Trampolinsprünge auf der Matratze, Sebastian wischt mit seinem Körper Staub unter dem Bett auf, einer schmiert Popel auf das Laken, und Nils lässt im Jungszimmer ein Deo explodieren. Die Mädchen halten sich kreischend die Nase zu: „Iiihh, das stinkt!“ Nils zielt mit dem Fußball auf sie.
Tröstende Worte als Medizin gegen Übelkeit
Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Der Speiseplan? Unverändert seit Generationen. Die Köchin verteilt Hähnchen mit Kartoffeln, zum Nachtisch grüne Götterspeise. Am nächsten Tag soll es Spaghetti bolognese geben. Doch die Kinder sind wählerischer als früher: „Die Kartoffeln waren noch grün“, behauptet ein Mädchen. „Das Hähnchen schmeckte voll eklig!“ Dreimal Nachschlag holen sie sich trotzdem.
Ein Mädchen übergibt sich während der Nachtwanderung. Höflich bittet sie vorher noch um eine Tüte. „Bei ihr weiß ich, dass sie wirklich krank ist und nicht nur zu viel gegessen hat“, sagt Christine Schmitz, eine von vier begleitenden Lehrerinnen. Auch zwei Referendare sind dabei. Sie kennen ihre Schützlinge und wissen genau, ob der Hähnchen-Haribo-Mix oder ein echtes Virus schuld ist. Nachahmungstätern, denen es plötzlich auch ganz schlecht geht und die dringend nach Hause wollen, erteilt Christine Schmitz eine freundliche Abfuhr. „Oft steckt Heimweh hinter den Magenschmerzen“, sagt sie. „Dagegen sind tröstende Worte die beste Medizin – manchmal hilft auch Rasierschaum, liebevoll auf dem Bauch verteilt, und weg ist die Übelkeit.“
Schüler-Stampede
Das kranke Mädchen ist ganz weiß um die Nase und wird noch in der Nacht von der Mutter abgeholt. Da warens nur noch 81. Bei einer Klassenfahrt sind die Eltern verpflichtet, sich auf Abruf bereitzuhalten für den Fall, dass ihre Kinder heimgeschickt werden müssen, weil sie krank werden oder weil sie etwas angestellt haben.
Mit Taschenlampen geht es jetzt an der Uferpromenade entlang. „Oh, schau mal, wie schön die Moldau ist“, ruft ein Junge begeistert und zeigt auf die Mosel, die sich dunkel zwischen den Berghängen windet, an ihrem Ufer schmale Fachwerkhäuser. Alles überragt die Reichsburg, die jetzt in der Nacht gelb angeleuchtet ist. Genießen kann dieses Panorama aber niemand, denn die Kinder unten auf dem Gehweg machen Lärm wie eine aufgeschreckte Affenherde. Sie rennen vor und zurück, wälzen sich im Gras, stoßen versehentlich einen Mülleimer um und gackern wie die Hühner.
Hier eine Ermahnung, dort eine Umarmung: Mit bewundernswerter Gelassenheit haben die Lehrerinnen die wilde Horde im Griff und stets alle im Blick. Ob sie jemals auf einer Klassenfahrt einen ernsten Unfall erlebt haben? Sie können sich nicht erinnern. Auch dieses Mal wird es bei kleineren Blessuren wie Nasenbluten, aufgeschlagenen Knien und blauen Flecken bleiben.
Den Regionalzug, mit dem es am nächsten Tag nach Trier geht, füllen die Kinder bis auf den letzten Platz. „Rat mal, was DD heißt?“, fragt Vanessa ihren Sitznachbarn und lacht sich schon vorher kaputt. „Ist ein ganz fieses Wort ... Dummdödel!“ Zwei Jungs machen Knutschgeräusche in ihren Armbeugen. Die Mädchen erzählen sich Gruselgeschichten von Vampirkatzen und Mörderpuppen. Die meisten Fahrgäste lächeln verständnisvoll, nur wenige schauen genervt zur Seite.
Party mit Chips und Kartenspielen
In Trier stehen die Porta Nigra, die Kaiserthermen und der Dom auf dem Programm. Etwas viel für Zehnjährige, oder? Weit gefehlt. Als der Führer von dem eingemauerten Einsiedler Simeon erzählt, hängen die Schüler an seinen Lippen. In diesem Alter ist Begeisterung noch nicht uncool. Nur hinterher wird Fiona sagen, dass ihr Trier nicht so gefallen habe, „weil der Führer so Mundgeruch hatte“. Und Cassandra jammert, weil ihr vom Laufen die Füße wehtun. „Wir machen heute keine langen Wanderungen mit den Schülern mehr“, sagt die bereits pensionierte Lehrerin Christa Brück. „Sie sind das Wandern oft nicht mehr gewöhnt.“ Deshalb wurden die drei Tage mit Stadtbesichtigung, Besuch im Vulkanmuseum Mendig, Spiele- und Vorleseabenden durchgeplant. „Wenn sie zu viel Freizeit haben, machen sie nur Quatsch“, sagt ihre Kollegin, „und wir müssen sie ja irgendwie müde kriegen.“ Trotzdem ist es halb zwei Uhr nachts, bis die Letzten in den Betten liegen. Bis zu zehnmal müssen die Betreuer in ein Zimmer kommen, um zur Ruhe zu mahnen und Heimwehkranke zu trösten. Um sechs rennen die Ersten schon wieder über die Gänge. Für die Lehrer ein 24-Stunden-Job. Extra bezahlt bekommen sie die Klassenfahrt nicht.
„Wir Jungs haben gestern noch eine Party gefeiert“, erzählt Eldin. Mit Chips-Essen und Kartenspielen. „Doch die ist voll in die Hose gegangen, weil die Mädchen nicht gekommen sind.“ Er ist ein bisschen in Lena verknallt. „Aber ein anderer Junge will sie auch“, sagt er bedauernd. Wen Lena denn von ihnen am besten fände? „Och, gar keinen“, sagt Eldin. „Die findet uns beide doof.“
Heimreise
Auf der Rückfahrt nach Bad Münstereifel prahlt Nils, er habe jetzt drei Tage nicht geduscht. „Und ich hab das Zähneputzen manchmal vergessen“, versucht Anne mitzuhalten. Es ist nicht Aufgabe der Lehrer, auch noch auf Körperpflege zu achten. Schließlich ist es ja nicht ernsthaft gesundheitsschädlich, wenn die Wechselwäsche bei der Rückkehr noch unbenutzt im Koffer liegt.
Schluss
Drei Tage ohne Fernsehen, Handy und Nintendo gehen zu Ende. Keiner hat deswegen groß gejammert. Zehn Jahre ist wohl ein Alter, in dem das noch nicht schwerfällt. Nur Eldin wollte unbedingt im Internet seine Lieblings-Mystery-Serie „Das Haus Anubis“ anschauen. Doch dafür reichte sein Taschengeld nicht aus. Jeder durfte nur fünf Euro mitnehmen. Die meisten haben sich lieber saure Apfelringe davon gekauft.
Als die zwei Busse wieder Richtung Heimat fahren, sind Freundschaften in die Brüche gegangen und neue geschlossen worden. Manche haben sich ein wenig verliebt. Auf zu Hause freuen sich alle – die Lehrer, weil ein langes Wochenende bevorsteht, die Kinder, weil drei Tage Hühnchen und Götterspeise genug sind. „Heute Abend“, sagt Anne, „wünsche ich mir Nudelauflauf von meiner Mama.“