Um zwei unterschiedliche Medien wie Buch und Film miteinander in Beziehung setzen zu können, ist es wichtig, zunächst kritisch zu reflektieren, anhand welcher Punkte beides miteinander verglichen werden soll.
Vergleichsaspekte
- Figuren
- Sind die Figuren gleich benannt oder gibt es Unterschiede?
- Sind weitere Figuren hinzu gekommen?
- Erzähltechnik/Erzählperspektive
- Erzählt der Film aus Sicht einer Figur?
- Wird die Buchvorlage "beibehalten"?
- Ausweitung oder Streichung von Szenen
- Welche Szenen sind gleich geblieben?
- Welche Szenen sind neu?
- Anfang und Ende der Geschichte
- Sind Anfang und Ende gleich oder hat sich etwas verändert?
- Schauplatz
- Wurden die Schauplätze verändert?
Beispiel
Vergleich zwischen dem Buch Die Welle von Morton Rhue (1984) und dem Film Die Welle von Dennis Gansel (2008):
Vergleicht man den Roman von Morton Rhue und den Film des deutschen Regisseurs Dennis Gansel miteinander, lassen sich gravierende Unterschiede feststellen.
Schauplatz
Während sich die Geschehnisse im Buch an einer amerikanischen High School abspielen, ist in dem Film die Handlung auf ein deutsches Gymnasium übertragen worden.
Figuren
Rollen | Buch | Film |
---|---|---|
Lehrer | Ben Ross | Rainer Wenger |
seine Frau | Christy Ross | Anke Wenger |
Schüler (Anhänger der Welle) | Robert | Tim |
Schüler (Anhänger der Welle) | / | "Bomber" |
Schüler (Gegner der Welle) | David | Marco |
Schülerin (Gegnerin der Welle und Freundin von David bzw. Marco) | Laurie | Karo |
Schülerin (Anhängerin der Welle) | Amy | Lisa |
Direktor | Mr. Owens | Frau Dr. Kohlhage |
Anfang
Der Ausgangspunkt für die Handlung im Buch, nämlich der Geschichtsunterricht von Mr. Ross, wird im Film zu einer Autokratie-Projektwoche unter der Leitung von Lehrer Rainer Wenger. Der Emotionen auslösende Film über den Holocaust entfällt. In dem Film kommt Herr Wenger auf die Idee des Experiments, als er feststellt, wie die Schülerinnen und Schüler auf seine Ausführungen zu autokratischen Systemen reagieren.
Ende
Im Buch kündigt der Lehrer an, dass die Schülerinnen und Schüler gleich ihren wahren Führer sehen. Über Fernsehmonitore wird das Porträt von Adolf Hitler eingeblendet und es laufen Filmaufnahmen aus dem 3. Reich ab. Ein Unruhestifter wird von den Wachen nach draußen gebracht, erst dadurch kommen Laurie und David in die Aula. Mr. Ross erklärt dann, dass er das Experiment beenden möchte. Außerdem entschuldigt er sich auch bei seinen Schülerinnen und Schülern und sagt, dass es ihm leid tue und er zu weit gegangen sei.
Im Film hingegen zählt Herr Wenger noch einmal auf, was die Welle alles leiste und wie sie sich gegen das Schlechte in der Welt wende. Er heizt die Atmosphäre unter seinen Anhängern sehr stark auf. Marco, der zu Beginn von der Welle überzeugt war, sich nun aber zum Gegner entwickelt hat, widerspricht Herr Wenger. Marco behauptet, dass Herr Wenger alle manipuliere und ausnutze. Daraufhin wird er auf Befehl von Herr Wenger auf die Bühne gezerrt. Anschließend fragt Herr Wenger, was sie nun mit dem Verräter tun sollen. Alle erwarten, dass ihr Lehrer ihnen das sagen werde. Er hingegen nutzt diesen Moment, um seinen Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wohin dieser bedingungslose Gehorsam führen kann. Er fragt Bomber: „Warum hast du ihn nach oben gebracht?“. Bomber reagiert verwirrt und antwortet, weil Herr Wenger es befohlen habe. Da will Herr Wenger von ihm wissen, ob er Marco auch töten würde, wenn er es ihm befähle. Die Schülerinnen und Schüler reagieren betroffen und in die Stille hinein erklärt ihr Lehrer ihnen, dass sie das Experiment beenden müssen, da sie alle – auch er selbst – zu weit gegangen seien. Anschließend fordert Herr Wenger alle auf, nach Hause zu gehen. Tim verkraftet das Ende der Welle nicht und hat plötzlich eine Pistole in der Hand. Er sagt, dass die Welle sein Leben gewesen sei und begeht Selbstmord.
Diese Szene ist die größte Veränderung zwischen dem Buch und dem Film Die Welle.