Plusquamperfekt

Plusquamperfekt

Pia nahm letzte Woche an einem Klavierwettbewerb teil. Sie war unfassbar aufgeregt, obwohl sie davor sehr viel geübt hatte. Im Rahmen dieses Wettbewerbs sollte sie ein Lied spielen, welches sie zuvor selbst kombiniert und geschrieben hatte. Glücklicherweise überzeugte sie die Jury und all die Sorgen, die sie sich vorher gemacht hatte, waren wie weggeblasen!

Ist dir etwas aufgefallen? Pias Klavierwettbewerb fand in der Vergangenheit statt, jedoch ereignete sich bereits vor dem Wettbewerb schon so vieles, das miterzählt werden musste - es lag sozusagen in der „Vorvergangenheit“! Wenn auch du mal über ein Ereignis in der Vergangenheit (im Präteritum) erzählen möchtest und in der Vergangenheit auf ein weiteres Ereignis zurückblickst, dann benutzt du die Vorvergangenheit - das Plusquamperfekt!

Aber wie bildet man das Plusquamperfekt? Warum benutzt man das Plusquamperfekt? Wie und wann genau benutzt man das Plusquamperfekt im Alltag? Und in welchen Texten kann man das Plusquamperfekt nutzen?

Auf diese und weitere Fragen bietet simplelclub dir die Antwort!

Plusquamperfekt einfach erklärt

Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform des Deutschen, mit der du die Vorvergangenheit, also die Vergangenheit vor der Vergangenheit, ausdrücken kannst. Das mag kompliziert wirken, ist es aber gar nicht!

Du verwendest das Plusquamperfekt immer dann, wenn die Handlung zum Zeitpunkt des Sprechens schon abgeschlossen ist und selbst in der Vergangenheit als abgeschlossen gilt. Als Pia zum Beispiel zum Klavierwettbewerb ging, hatte sie vorher schon viel geübt! Wie du siehst, kannst du das Plusquamperfekt auch dann nutzen, wenn du mehrere in der Vergangenheit liegende Ereignisse zeitlich ordnen möchtest.

Bei der Bildung dieser Tempusform musst du einiges beachten: Um das Plusquamperfekt zu bilden, brauchst du immer zwei Teile: das konjugierte **Hilfsverb** *sein* oder *haben* im Präteritum und das **Partizip II** des Vollverbs. Bei Bewegungsverben oder Verben, die eine Zustandsänderung beschreiben, verwendest du häufig *sein*. In den meisten anderen Fällen verwendest du *haben*. Achte hier auf die richtige Konjugation im Präteritum.

Um das **Partizip II** zu bilden, musst du in den meisten Fällen ein ***ge-*** vor den Verbstamm hängen. Der Verbstamm ist der Teil des Verbs, an dem du das Verb immer erkennst. Den Verbstamm findest du heraus, wenn du das betreffende Verb im Präsens einmal durchkonjugierst und dann schaust, welche Buchstabenabfolge immer wieder auftaucht! Aber Achtung: Du kannst nicht bei jedem Verb den Verbstamm herausfinden, mache Formen des **Partizips II** musst du auch auswendig lernen!

Außerdem unterscheiden wir verschiedene Bildungen des **Partizips II**: Bei regelmäßigen Verben hängst du an das Ende immer ein ***-/e)t*** an, während du bei unregelmäßigen Verben meist eher ein ***-en*** anhängst. Teilweise kann sich dabei sogar der Verbstamm verändern!

Plusquamperfekt Definition

Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform des Deutschen, mit der du Prozesse und Handlungen, die selbst in der Vergangenheit schon vergangen waren, ausdrücken kannst. Diese Zeitform hilft dir also dabei, die Vergangenheit zu ordnen und Ereignisse in der Vorvergangenheit klarer zu benennen.


Klicke auf die Zeitformen und schaue dir die Beispiele an.

Verwendung des Plusquamperfekts

Das Plusquamperfekt benutzt du, wenn du auf mehrere in der Vergangenheit liegende Ereignisse zurückblickst, die jedoch alle aufeinander folgten. Das jeweils jüngere Ereignis kannst du sowohl im Präteritum (Vergangenheitsform) als auch im Perfekt (vollendete Gegenwartsform) ausdrücken. Signalwörter wie bevor und nachdem weisen dich in der Regel darauf hin, dass du das Plusquamperfekt verwenden musst.

  • Sie hatte lange in der Schule gelernt, bevor sie in der Mittagspause ihre beste Freundin getroffen hat.
  • Nachdem sie viel gelernt hatte, beantwortete sie die Fragen der Lehrerin ohne Probleme.

Du kannst das Plusquamperfekt sowohl im Haupt- als auch im Nebensatz verwenden, wenn du eine zeitliche Abfolge in der Vergangenheit ausdrücken willst - schaue dir dafür nochmal die beiden oberen Sätze an!

Achte immer auf den Satzbau und die Reihenfolge der Hilfs- und Vollverben in Haupt- und Nebensatz:

  • Im Hauptsatz steht das konjugierte **Hilfsverb** *haben* oder *sein* an zweiter Satzgliedstelle, während das **Partizip II** am Ende des Satzes steht.
  • Im Nebensatz steht das konjugierte **Hilfsverb** *haben* oder *sein* am Ende des Satzes - das **Partizip II** ist dem Hilfsverb in aller Regel direkt vorangestellt.

Bildung des Plusquamperfekts

Um das Perfekt im Deutschen zu bilden, brauchst du zwei Teile:

  • Konjugiertes Hilfsverb *sein* oder *haben* im Präteritum

  • Partizip II des Vollverbs

konjugierte Form von *sein/haben* + Partizip II

haben oder sein?

Je nach **Vollverb** musst du ein anderes **Hilfsverb** verwenden. Entweder *sein* oder *haben*. Du weißt aber nicht, welches du wann verwenden sollst? Hier eine knappe Erklärung:

Das Hilfsverb ***sein*** verwendest du bei folgenden Verbtypen:

  • Bewegungsverben: Diese Verben beschreiben die Fortbewegung von einem Ort zu einem anderen.

    \rarr\rarr Beispiele: laufen, gehen, schwimmen, fahren, fliegen, springen, krabbeln, flüchten, ...

  • Verben der Zustandsänderung: Diese Verben beschreiben die Veränderung von einem Zustand in einen anderen.

    \rarr\rarr Beispiele: sterben, wachsen, trocknen, frieren, verblühen, ...

Das Hilfsverb ***haben*** ist der Normalfall, dieses verwendest du bei fast allen anderen Verben.

\rarr\rarr Beispiele: essen, spielen, lesen, sehen, schlafen, lernen, ...

Konjugation der Hilfsverben haben und sein

Das Hilfsverb *sein* oder *haben* musst du konjugieren, also an das Subjekt deines Satzes anpassen. Bedenke, dass du entsprechende Verben im Präteritum verwenden musst!

sein

haben

  1. Person Sg.: ich

war

hatte

  1. Person Sg.: du

warst

hattest

  1. Person Sg.: er/sie/es

war

hatte

  1. Person Pl.: wir

waren

hatten

  1. Person Pl.: ihr

wart

hattet

  1. Person Pl.: sie

waren

hatten

Pia lightbulb

Partizip II

Je nachdem, ob Vollverb des Satzes regelmäßig oder unregelmäßig ist, entscheidet sich auch, wie du das Partizip II des entsprechenden Verbs bildest.

  • regelmäßige Verben: ge + Verbstamm + (e)t

    \rarr\rarr Beispiel: *ge*send*et*, *ge*lern*t*

  • unregelmäßige Verben: ge + Verbstamm + en

    \rarr\rarr *Beispiele: *ge*lauf*en*, *ge*geb*en*

  • Mischverben: ge + veränderter Verbstamm + (e)t

    \rarr\rarr Beispiel: *ge**dach**t*, *ge**brann**t*

Achtung: Bei unregelmäßigen Verben kann sich der Verbstamm im Partizip II ändern - es muss aber nicht zwangsläufig so sein!

\rarr\rarr singen/gesungen; aber: braten/gebraten

Bei Mischverben ändert sich der Verbstamm immer.

\rarr\rarr denken/gedacht

Besonderheiten Bildung des Partizip II

Bei der Bildung des Partizips II gibt es noch einige weitere Besonderheiten, die hin und wieder beachtet werden müssen:

  • Bei Verben, die auf -ieren enden, fällt das *ge-* meist weg.

    \rarr\rarr Beispiele: studieren/studiert; servieren/ serviercolor8{t}

Manche Verben haben einen trennbaren Verbzusatz. Beim Konjugieren kann dieser Zusatz vom restlichen Verb abgetrennt werden. Dazu gehören: vor-, an–, ab–, hin–, her–, ein– und viele mehr.

  • Bei der Bildung des Partizip II hängst du diesen trennbaren Zusatz **vor** die Partizipform.

    \rarr\rarr Beispiele: vorstellen/vorgestellt, einschlafen/eingeschlafen

Es gibt auch Verben mit nicht-trennbarem Verbzusatz. Dazu gehören Verben, die mit diesen Präfixen anfangen: be-, emp(f)-, ent-, er-, ge-, miss-, ver-, zer-.

  • Bei der Bildung des Partizip II lässt du das *ge-* einfach weg

    \rarr\rarr Beispiele: verstehen/verstanden, benennen/ benannt

Das Plusquamperfekt mit Modalverben

***Modalverben*** sind eine besondere, aber im Alltag häufig verwendete Art von Verben: ***Modalverben*** verändern die Bedeutung des Vollverbs im Satz, das dann am Ende des Satzes steht. Im Deutschen unterscheiden wir sechs Modalverben: dürfen, können, sollen, mögen, müssen und wollen.

Wenn du einen Satz im Plusquamperfekt und mit Modalverb bildest, kommt es zu einem grammatisch seltenem Phänomen: In diesem Fall brauchen wir zwei Infinitive (= Grundform von Verben) in einem Satz!

Beispiele zu den einzelnen ***Modalverben***:

\rarr\rarr müssen: Ich hatte ***lernen*** müssen.

\rarr\rarr sollen: Pia hatte schneller ***sein*** müssen.

\rarr\rarr können: Mein Cousin hatte gut Handball ***spielen*** können.

\rarr\rarr wollen: Wir hatten im Juli nach Spanien ***reisen*** wollen.

\rarr\rarr möchten: Sie hatte nach Österreich ***fahren*** mögen.

\rarr\rarr dürfen: Pia hatte mit ihren Freunden in den Freizeitpark ***fahren*** dürfen.

Bildung des Plusquamperfekts mit **Modalverb**:

Hilfsverb (haben/sein) + Infinitiv des ***Vollverbs*** + Infinitiv des **Modalverbs**

Achtung:

Wenn du das Plusquamperfekt mit Modalverb im Nebensatz benutzt, hast du einen Haufen an Verben am Ende des Nebensatzes stehen! Schau mal, hier ein Beispiel:

Nachdem Pia ihr Fahrrad hatte ***reparieren*** können, fuhr sie nach Hause.


Beispielsätze im Plusquamperfekt

  • Nachdem sie zu viel **gearbeitet** **hatte** (1. Handlung: arbeiten), war sie sehr müde (2. Handlung: müde sein).
  • Pia ist letzte Woche krank gewesen (2. Handlung: krank gewesen sein). Sie **hatte** eine Erkältung **gehabt** (1. Handlung: eine Erkältung haben).
  • Pia **hatte** etwas **gekocht** (1. Handlung: kochen), bevor ihre beste Freundin zu ihr nach Hause kam (2. Handlung: Freundin kommt nach Hause).
  • Pia hat eine Eins in der Deutscharbeit geschrieben (2. Handlung: eine Eins geschrieben haben), weil sie zuvor mit simpleclub **gelernt** **hatte** (1. Handlung: mit simpleclub lernen).
  • Bevor Pia schlafen ging (2. Handlung: schlafen gehen), **hatte** sie sich die Zähne **geputzt** (1. Handlung: Zähne putzen).

Zusammenfassung Plusquamperfekt

Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform, die du nutzen kannst, um Handlungen und Ereignisse, die selbst in der Vergangenheit schon vergangen waren, auszudrücken. DIe Bildung dieser Zeitform mag auf den ersten Blick schwierig wirken, ist es aber nicht! Du brauchst in der Regel ein ***Hilfsverb*** (entweder *haben* oder *sein*) und das das ***Vollverb*** des Satzes im **Partizip II**. Bei der Bildung des **Partizips II** gibt es jedoch einige Regeln, die du beachten solltest - schau dir also diese noch einmal genauer an.

Außerdem ist es wichtig, dass du die Satzbauregeln kennst, wenn du Sätze im Plusquamperfekt bildest - vor allem dann, wenn du sogar noch ein ***Modalverb*** verwendest!

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