Sachtexte sind nicht-fiktionale Texte, die informieren und Fakten liefern.
Bei der Sachtextanalyse ist es deine Aufgabe, den Inhalt darzustellen, sprachliche Mittel und ihre Funktion herauszuarbeiten sowie die Intention (Aussageabsicht) und die damit verbundene Argumentationsweise zu analysieren.
Aufbau
1. Einleitung
Das gehört in die Einleitung:
- Thema
- Titel
- Autor:in
- Fundstelle
- Datum
- Textsorte
2. Hauptteil
Achte im Hauptteil deiner Analyse vor allem auf diese Dinge:
- Verwende konkrete Textstellen, um deine Aussagen zu belegen
- Schreibe in einem sachlichen Stil
- Schreibe im Präsens
- Nutze den Konjunktiv 1 für indirekte Rede
Das gehört in den Hauptteil:
2.1 Aufbau & Inhalt
- Geordnete Wiedergabe des Inhalts
- Argumentationsstruktur
→ Welche Argumentationstypen werden verwendet?
Argumentationstyp | Erklärung |
---|---|
Faktenargument | Belegbare & überprüfbare Tatsachenaussage |
Normatives Argument | Allgemein akzeptierte und verbreitete Normen |
Autoritätsargument | Bezug auf Aussagen einer bekannten Autorität |
Analogisierendes Argument | Vergleich mit ähnlichem Thema |
Indirektes Argument | Entkräftung der Gegenposition |
Plausibilitätsargument | Nachvollziehbare und einleuchtende Aussage |
2.2 Sprachlich-stilistische Gestaltung
- Auffälligkeiten (z.B. viele Adjektive, Personalpronomen, etc.)
- Sprachstil (z.B. sachlich, nüchtern, unterhaltsam, wissenschaftlich, provokativ)
- Wortwahl (z.B. Fachsprache, Jugendsprache)
- Rhetorische Stilmittel
Wichtig: Es reicht nicht aus, die einzelnen Aspekte einfach nur aufzuzählen. Beschreibe hier unbedingt auch ihre Funktion!
2.3 Textintention
- Wirkung / Absicht des Textes (z.B. Informieren, Überreden, Überzeugen, Belehren)
- Adressaten (An wen richtet sich der Text?)
→ Denk daran, dass alle Teile deiner Analyse miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig bedingen!
(Die sprachlichen Mittel unterstützen die Position und Intention des Autors / der Autorin; diese wirkt sich wiederum auf den Inhalt aus usw.)
3. Schluss
Das gehört in den Schluss:
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Reflektierte Wertung (eigene Meinung zur Position des Autors / der Autorin)
- Bezugnahme zur Einleitung
- evtl. Vermutungen über weitere Entwicklungen
Beispiel
Analysiere den Text Wozu überhaupt Interpretation? von Hans-Dieter Gelfert.
1. Einleitung
Ein wichtiger Bestandteil des Deutschunterrichts und außerdem relevant im Abitur ist die Gedichtinterpretation und die Auseinandersetzung mit lyrischen Texten. Dabei kommt bei Schüler:innen oft die Frage auf, warum sie sich mit Interpretationen beschäftigen müssen. Der Kommentar Wozu überhaupt Interpretation? von Hans-Dieter Gelfert aus seinem Buch Wie interpretiert man ein Gedicht? von 1990 greift genau die Frage auf, wie notwendig und relevant Lyrik und Gedichtinterpretationen für den Deutschunterricht sind und welche Berechtigung sie haben.
2. Hauptteil
2.1 Aufbau & Inhalt
- Abschreckende Wirkung der Lyrik auf Schüler:innen und Student:innen
- Lyrik als wesentliches Kunstwerk und Bestandteil der literarischen Kultur einer Gesellschaft
- "denn erst an der Lyrik erweist sich, ob Literatur für den Leser überhaupt noch den Status des Kunstwerks hat."
→ Plausibilitätsargument / Normatives Argument
- "denn erst an der Lyrik erweist sich, ob Literatur für den Leser überhaupt noch den Status des Kunstwerks hat."
- Grund der Abneigung von Schüler:innen gegenüber Gedichtinterpretationen
- Erkenntnisgewinn durch Sprache als Mittel der Interpretation
- "Nun ist sicher richtig, dass das Wesen eines Gedichts, seine spezifisch ästhetische Individualität, unaussprechlich ist. Aber soll man deshalb darüber schweigen?" [...] "So ist auch das Reden über Gedichte nicht nur erlaubt, sondern notwendig, weil dies die spezifisch menschliche Form der Aneignung ist."
→ Indirektes Argument
- "Nun ist sicher richtig, dass das Wesen eines Gedichts, seine spezifisch ästhetische Individualität, unaussprechlich ist. Aber soll man deshalb darüber schweigen?" [...] "So ist auch das Reden über Gedichte nicht nur erlaubt, sondern notwendig, weil dies die spezifisch menschliche Form der Aneignung ist."
2.2 Sprachlich-stilistische Gestaltung
- einerseits: Fachbegriffe ("das Artifizielle", "ästhetische Sensibilität", "ästhetische Individualität", "differenzierte Wahrnehmung") & überwiegend hypotaktischer Satzbau
→ spiegelt die Komplexität des Themas Lyrik wieder - andererseits: Umgangssprache ("für Lyrik keinen Nerv habe", "Zerschwatzen", "besudeln")
→ spricht jüngere Zielgruppe an - dramatische Adjektive ("betrüblicher", "niederschmetternd", "unersetzlicher", "gänzlichen", "überwältigende")
→ unterstreichen die Problematik eines Deutschunterrichts ohne Lyrik und stärken somit die Position des Autors - Rhetorische Stilmittel:
- Rhetorische Frage ("Aber soll man deshalb darüber schweigen?")
→ soll die Lesenden zur Position des Autors hin beeinflussen - Metapher ("so dass die ohnehin sehr kleine Insel der Lyrikleser bald ganz aus der kulturellen Landschaft verschwände")
- Vergleich ("wie ein Farbenblinder, der Malerei studiert")
→ veranschaulichen das komplizierte Thema
- Rhetorische Frage ("Aber soll man deshalb darüber schweigen?")
2.3 Textintention
- Die Absicht des Textes ist es, die eigene Meinung darzustellen (Lyrik ist für die Gesellschaft wichtig und hat ihre Berechtigung) und die Lesenden davon zu überzeugen
- Der Text kritisert aber nicht nur, sondern liefert auch gleich einen Verbesserungsvorschlag (Lyrikunterricht / Gedichtinterpretation soll für Schüler:innen interessanter gestaltet werden)
- Die Zielgruppe sind einerseits Schüler:innen, denn sie betrifft das Thema am meisten, aber auch Lehrkräfte und Erwachsene, um ihre Lust an Lyrik zu wecken
3. Schluss
Der Text ist argumentativ schlüssig aufgebaut (These - Begründung - Beispiel) und die Meinung des Autors wird deutlich.
Allerdings wirkt die Argumentation wenig überzeugend, was unter anderem daran liegt, dass keine genaue Zielgruppe definiert ist. Für Schüler:innen ist der Text an vielen Stellen zu anspruchsvoll und unverständlich geschrieben und die Argumente sind zu wenig lebensnah. Auch für Erwachsene wird nicht eindeutig klar, warum der Verlust der Lyrik als Kunstwerk für die Gesellschaft so schwerwiegend ist, da die Argumente wenig stichhaltig sind.
Aus diesem Grund bietet der Kommentar zwar eine interessante Perspektive auf die Bedeutsamkeit von Gedichtinterpretation, wird jedoch schlussendlich nicht alle Schüler:innen dazu motivieren können, sich mit Lyrik zu beschäftigen.