Reim & Reimschema

Reim

= Gleichklang von Wortbestandteilen (z.B. Haus - Maus)


Reimformen

Endreim: Reim kommt am Ende von Verszeilen vor

  • Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
    Es ist der Vater mit seinem Kind

Binnenreim: Reim tritt innerhalb von Verszeilen auf

  • Die Kraken erschraken, als wir tauchen gingen

Unreiner Reim: Reim klingt nicht genau identisch

  • heute - Freude

Bei einer Gedichtanalyse werden Reimpaare alphabetisch mit Buchstaben gekennzeichnet (a, b, c, ...).

Reimschemata

Reimschema

Erklärung

Paarreim

Beim Paarreim reimen sich jeweils zwei aufeinanderfolgende Verse.

Das Reimschema ist: a a b b

Kreuzreim

Beim Kreuzreim reimt sich ein Vers mit dem übernächsten Vers.

Das Reimschema ist: a b a b

Umarmender Reim

Beim umarmenden Reim gibt es zwei Reimpaare. Dabei wird ein Reimpaar vom anderen eingeschlossen (oder umarmt).

Das Reimschema ist: a b b a

Schweifreim

Beim Schweifreim gibt es sechs Verszeilen. Die ersten beiden Verse bilden einen Paarreim und die anderen vier Verse einen umarmenden Reim.

Das Reimschema ist: a a b c c b

Verschränkter Reim

Beim verschränkten Reim sind die einzelnen Reimpaare ineinander verschränkt.

Das Reimschema ist: a b c a b c

Haufenreim

Beim Haufenreim reimen sich alle Verszeilen in einer Strophe aufeinander.

Das Reimschema ist: a a a (nächste Strophe: b b b)


Beispiele

Paarreim

Erlkönig - Goethe

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? a
Es ist der Vater mit seinem Kind; a
Er hat den Knaben wohl in dem Arm, b
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. b

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? c
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? c
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? d
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. d

Die Wanderratten - Heine

Es gibt zwei Sorten Ratten: a
Die hungrigen und satten. a
Die satten bleiben vergnügt zu Haus, b
Die hungrigen aber wandern aus. b

Sie wandern viel tausend Meilen, c
Ganz ohne Rasten und Weilen, c
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf, d
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf. d

Waldgespräch - Eichendorff

Es ist schon spät, es wird schon kalt, a
Was reit’st du einsam durch den Wald? a
Der Wald ist lang, du bist allein, b
Du schöne Braut! Ich führ’ dich heim! b

„Groß ist der Männer Trug und List, c
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist, c
Wohl irrt das Waldhorn her und hin, d
O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.“ d

Hinweis:
Hier findest du eine Assonanz (Sonderform des unreinen Reims) in der 3./4. Verszeile: allein - heim
→ Es reimt sich nur der Diphthong ei

Kreuzreim

Ein Winternachtstraum - Bernstein

Soll ich Dich einem Sommertag vergleichen? a
Du bist die wunderbare Winternacht! b
Kein sommerer Vergleich kann sich erreichen a
in Wielands Höh' in winterlicher Pracht. b

Wie Wimpel wehen deine Aquarelle c
weit über das zerbrochne Deutschland hin; d
Papier wird Licht; es schneit! Schau, diese helle c
Februarnacht! Du schöne Malerin. d

Zwei Segel - Meyer

Zwei Segel erhellend a
Die tiefblaue Bucht! b
Zwei Segel sich schwellend a
Zu ruhiger Flucht! b

Wie eins in den Winden c
Sich wölbt und bewegt, d
Wird auch das Empfinden c
Des andern erregt. d

Begehrt eins zu hasten, e
Das andre geht schnell, f
Verlangt eins zu rasten, e
Ruht auch sein Gesell. f

Abschied - Goethe

Zu lieblich ist's, ein Wort zu brechen, a
Zu schwer die wohlerkannte Pflicht, b
Und leider kann man nichts versprechen, a
Was unserm Herzen widerspricht. b

Du übst die alten Zauberlieder, c
Du lockst ihn, der kaum ruhig war, d
Zum Schaukelkahn der süßen Torheit wieder, c
Erneust, verdoppelst die Gefahr. d

Umarmender Reim

Die Stadt - Heym

Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein a
Zerreißet vor des Mondes Untergang. b
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang b
Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein. a

Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt, c
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein. a
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein a
Eintönig kommt heraus in Stille matt. c

Hinweis:
Hier musst du in der 2. Strophe darauf achten, dass sich das Reimpaar ein - sein auch mit Wolkenschein - klein aus der 1. Strophe reimt. Darum wird das Reimpaar wieder mit a bezeichnet.

Weltende - Hoddis

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut, a
In allen Lüften hallt es wie Geschrei. b
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei b
Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut. a

Schweifreim

Im Moose - Droste-Hülshoff

Als jüngst die Nacht dem sonnenmüden Land a
Der Dämmrung leise Boten hat gesandt, a
Da lag ich einsam noch in Waldes Moose. b
Die dunklen Zweige nickten so vertraut, c
An meiner Wange flüsterte das Kraut, c
Unsichtbar duftete die Heiderose. b

Und flimmern sah ich durch der Linde Raum d
Ein mattes Licht, das im Gezweig der Baum d
Gleich einem mächt'gen Glühwurm schien zu tragen. e
Es sah so dämmernd wie ein Traumgesicht, f
Doch wußte ich, es war der Heimat Licht, f
In meiner eignen Kammer angeschlagen. e

Ausgang - Fontane

Immer enger, leise, leise a
Ziehen sich die Lebenskreise, a
Schwindet hin, was prahlt und prunkt, b
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben, c
Und ist nichts in Sicht geblieben, c
Als der letzte dunkle Punkt. b

Der Einsiedler - Eichendorff

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht! a
Wie steigst Du von den Bergen sacht, a
Die Lüfte alle schlafen, b
Ein Schiffer nur noch, wandermüd, c
Singt übers Meer sein Abendlied c
Zu Gottes Lob im Hafen. b

Die Jahre wie die Wolken gehn d
Und lassen mich hier einsam stehn, d
Die Welt hat mich vergessen, e
Da tratst Du wunderbar zu mir, f
Wenn ich beim Waldesrauschen hier f
Gedankenvoll gesessen. e

Hinweis:
Hier findest du in der 4./5. Verszeile einen unreinen Reim: wandermüd - Abendlied

Verschränkter Reim

Der Kuß im Traume - Günderrode

Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen, a
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen b
Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen. c
Drum birg dich Aug' dem Glanze irrd'scher Sonnen! a
Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen b Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluthen. c

Sonett IX - Rilke

Mag auch die Spieglung im Teich a
oft uns verschwimmen: b
Wisse das Bild. c

Erst in dem Doppelbereich. a
Werden die Stimmen b
ewig und mild. c

Wann still die Nacht auf dunkeln Pfaden schreitet - Rückert

Wozu, o Mond, mit deinem Strahlenschimmer a
Hat dich ein Gott in Lüften aufgehangen, b
Als dass die Lieb' in deinem Licht soll wallen? c

Die Liebe wallt in deinem Lichte nimmer, a
Der Docht in deiner Lamp' ist ausgegangen, b
Und deine Scherben laß vom Himmel fallen. c

Haufenreim

Die Stadt - Heym

Gebären, Tod, gewirktes Einerlei, a
Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei, a
Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei. a

Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand, b
Die drohn im Weiten mit gezückter Hand b
Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand. b

Hinweis:
Ein Haufenreim kann wie hier über drei Verszeilen gehen, er kann sich aber auch über mehrere Verszeilen strecken. Und nicht vergessen: Ein neuer Reim wird auch durch einen neuen Buchstaben gekennzeichnet!

Zungenbrecher

Auf den sieben Robbenklippen a
sitzen sieben Robbensippen, a
die sich in die Rippen stippen, a
bis sie von den Klippen kippen. a

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