Märchen

Märchen sind frei erfundene Prosatexte, die eine Geschichte erzählen, in der wundersame Geschehnisse von Figuren vorkommen.


Die zwei Arten von Märchen

Volksmärchen

Kunstmärchen

  • Traditionelle Form des Märchens
  • Autor nicht namentlich bekannt
  • Wurden lange nur mündlich überliefert
  • Eine berühmte Sammlung deutscher Volksmärchen ist beispielsweise die Volksmärchensammlung „Kinder- und Hausmärchen" (1812) der Brüder Grimm.
  • Von einem namentlich bekannten Autor verfasst

Schau dir doch mal an, wie ein Kunstmärchen entsteht:

Schau dir doch mal an, wie ein Volksmärchen entsteht:

Merkmale von Märchen

1. Erzählweise

  • Einfache Sätze
  • Manchmal lassen sich Reime finden
  • Zeitform: Präteritum (Vergangenheit)

2. Ort und Zeit

  • Kein bestimmter Ort, sondern nur stereotype Schauplätze (Schloss, Wald, Garten, ...)
  • Keine bestimmte Zeit (Es war einmal ...)

3. Figuren

  • Meist keine Namen, sondern nur Bezeichnungen (Prinz, Hexe, König, ...)
  • Hauptfigur und Feind haben meist gegensätzliche Eigenschaften (gut vs. böse, schlau vs. dumm, arm vs. reich, fleißig vs. faul)

4. Zauberhafte Elemente

  • Zauberhafte Requisiten (Gegenstände) (Zauberspiegel, Ring, ...)
  • Zauberei (wundersame Erfüllung von Wünschen, Flüchen, Verwandlungen, ...)
  • Zauberhafte Tiere und Menschen (Fabelwesen, Hexen, ...)

Aufbau

Hier siehst du den typischen Aufbau eines Märchens mit Einleitung (W-Fragen werden beantwortet), Hauptteil (Zusammentreffen mit dem Feind) und Schluss (Happy End).

1. Einleitung

  • W-Fragen werden beantwortet: wer, was, wie, wo, wann, warum
  • Typischer Anfang: „Es war einmal...", „Vor langer Zeit..."

2. Hauptteil

  • Hauptfigur steht vor schwierigen Aufgaben, die sie alleine oder mithilfe anderer lösen muss
  • Zusammentreffen mit dem Feind

3. Schluss

  • Offene Fragen werden beantwortet (Schicksal des Feindes, Zukunft des Helden)
  • Freude des Helden und der Helfer wird gezeigt
  • Meist gibt es ein gutes Ende, das eine Moral (Lehre) mit sich bringt (Das Gute wird belohnt, das Böse bestraft)
  • Typisches Ende: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."

Beispiel: Rotkäppchen

Hier siehst du einen kleinen Ausschnitt des Märchens "Rotkäppchen". Wenn du dir den Ausschnitt durchliest, fallen dir sicher einige Merkmale von Märchen auf.

Es war einmal ein kleines süßes Mädchen, das hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wusste gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Samt, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf, bevor es heiß wird, und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Wege ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiss nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in allen Ecken herum!"

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