Die Novelle zeigt Gustl als Antihelden und kritisiert den militärischen Ehrenkodex.
Schnitzlers Lieutenant Gustl als Antiheld
- Der Leser kann direkt in die Gedanken von Gustl blicken und erfährt schnell, dass er eigentlich eine ziemlich einfältige Persönlichkeit hat
- Lieutenant Gustl ist unfähig, eine echte Beziehung aufzubauen
- Seine Gedanken sind voller Klischees und Stereotypen
- Er weist frauenfeindliche und antisemitische Züge auf
Gustls Gedankengänge
- verlaufen zirkulär → sie bewegen sich immer im Kreis (wie Gustl auch räumlich in der Stadt Wien)
- sind von wiederkehrenden Themen geprägt: seine Affären, die Beziehung oder vielmehr Nichtbeziehung zu seiner Familie, das Leben in der Kaserne, der militärische Ehrenkodex und der geplante Selbstmord
- führen ihn zwar zu mancher Einsicht, aber nicht zu innerer Umkehr → Als er erfährt, dass der Bäckermeister tot ist, nimmt er sein altes, eingefahrenes Leben wieder auf
→ Die Novelle zeigt Leutnant Gustl in einer existentiellen Krise, aus der er glücklich, aber ohne etwas gelernt zu haben, wieder hervortritt
Kritik am militärischen Ehrenkodex
- Die Offiziere bildeten eine Klasse für sich, die alles Zivile verachteten
- Indem die Beleidigung durch einen Zivilisten den Lieutenant in ein moralisches Dilemma stürzt, wird der Ehrenkodex als lächerlich und lebensfremd entlarvt
Die literarische Technik des inneren Monologs
Innerer Monolog = Die Wiedergabe von in Wirklichkeit unausgesprochenen Gedanken, Assoziationen und Ahnungen der Personen in direkter Ich-Form
Entspricht der Methode der freien Assoziation, wie sie die Psychoanalyse verwendete, die zur Zeit Schnitzlers aufkam → Gedankenfetzen, Träume, Verdrängtes, Erinnerungen, Hoffnungen und Sehnsüchte werden in rascher Abfolge und möglichst ungefiltert erzählt oder zu Papier gebracht
Der innere Monolog kann als literarische Ausdrucksform der psychoanalytischen Revolution bezeichnet werden