Bei Faust haben sogar einzelne Szenen eine tiefere Bedeutung, wie z.B. der Prolog im Himmel. Außerdem unterteilt man den Text beim Interpretieren meistens in die Gelehrtentragödie und die Gretchentragödie.
Epochenzuordnung
Da das Drama über einen längeren Zeitraum verfasst wurde, kann man es nicht eindeutig in eine Epoche einordnen.
Epoche | Merkmale |
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Weimarer Klassik |
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Sturm und Drang |
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Romantik |
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Form
Faust ist ein offenes Drama, es beinhaltet aber auch teilweise Elemente des geschlossenen Dramas.
Offenes Drama | Geschlossenes Drama |
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Besondere Szenen
Zueignung
- Das Widmungsgedicht Zueignung ist letztlich ein innerer Monolog (ein Selbstgespräch), in dem der Dichter seinen Leser:innen erklärt, warum er sein Lebenswerk vollendet hat.
→ autobiographischer Schlüssel
Vorspiel auf dem Theater
- Der Direktor, der Dichter und die lustige Person diskutieren darüber, was ein Theaterstück ausmacht
- In den drei gegensätzlichen Positionen stecken Teilwahrheiten
- Ihr Zusammenwirken ergibt den ästhetischen (=künstlerischen) Anspruch an die Kunst des Theaters im Hinblick auf die Erwartungen der Zuschauer:innen
→ kunstästhetischer Schlüssel
Prolog im Himmel
- Der Prolog im Himmel lässt den Zuschauer:innen erahnen, dass Mephisto etwas im Schilde führt, um Faust vom rechten Weg abzubringen
- Die darin abgeschlossene Wette zwischen dem Herrn und Mephisto bildet die Rahmenhandlung und den Ausgangspunkt für die in den folgenden Szenen einsetzende Handlung
- Es wird Neugier und Spannung erzeugt, ob sich Faust wohl als guter Mensch erweisen wird
- Weiterhin werden wichtige Figuren wie Faust und Mephisto eingeführt und es soll das pessimistische Weltmodell und Menschenbild Goethes verdeutlicht werden
Die Wette
Ausgangssituation
Faust
- Umfassender Lebensfrust
- Enttäuscht von den Beschränkungen des Daseins
Mephisto
- Will an Faust das Streben als Wesenszug der Menschheit widerlegen
Inhalt der Wette
- Der Herr glaubt an das Gute in jedem Menschen: Nicht einmal der zweifelnde Doktor Faust würde sich vom rechten Weg abbringen lassen
- Der Teufel Mephisto dagegen ist überzeugt, dass er Faust auf Abwege führen könne
→ Er schließt darüber eine Wette mit dem Herrn ab
Gelehrtentragödie
Eingangsmonolog
Faust lebt ohne materielle Güter, ohne soziale Anerkennung, ohne Lebensfreude (V.370 f.) und ohne Glauben (V. 369).
Er zweifelt an dem Erkenntniswert der Wissenschaft, die weit davon entfernt sei, grundsätzliche Dinge der Erde zu erklären und die Schöpfungsidee zu verstehen ("Was die Welt im Innersten zusammenhält" V. 382).
Faust klagt, er habe zwar an vier Fakultäten studiert, müsse nun aber einsehen, dass er trotzdem nichts wisse (V.354 f.).
Ihm wird die Unmöglichkeit bewusst, die allumfassende Erkenntnis zu erlangen, aufgrund der Begrenztheit des Menschen.
→ Existenzkrise
Gretchentragödie
Gretchenfrage:
"Nun sag, wie hast du's mit der Religion?"
Gretchen
- Glaube bedeutet für sie Sicherheit und ist für sie Teil des Selbstverständnisses
- Sie ist konventionell und naiv im Glauben
Faust
- Glaubensfrage scheint ihm bedeutungslos
- Er zeigt sich tolerant und versucht, Unglauben zu vernebeln