Existenzialistischer Ansatz | Die Marquise im Widerstreit zwischen der Wirklichkeit, dem Gefühl und dem Göttlichen |
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Gesellschaftskritischer Ansatz | "Marquise von O…" als Geschichte einer erfolgreichen weiblichen Emanzipation oder als Geschichte einer Unterwerfung? |
Psychoanalytischer Ansatz | Die Marquise im Konflikt zwischen Ich und Über-Ich |
Gesellschaftskritik
- Heinrich von Kleist zeigt, wie der Krieg Menschen verändern kann → auch ein anständiger Mensch wie Graf F... lässt sich dazu hinreißen, eine Frau zu vergewaltigen
- bürgerliche Normen werden höhergestellt als das Schicksal eines Individuums → weil die Schwangerschaft einer unverheirateten Frau als Schande gilt, wird die Betroffene rücksichtslos von ihrer Familie verstoßen
Frauenbild
- Durchsetzung der Frauen gegenüber Rollenbildern → Obristin setzt sich immer stärker gegen ihren Mann durch
- Eigenständige und selbstbestimmte Frauenfiguren → Marquise widersetzt sich dem Vater
Freud-Modell: Es - Über-Ich - Ich
Es |
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Über-Ich |
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Ich |
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Graf von F...:
- wird gelenkt vom Es
- wird von den Normen der Gesellschaft gedrängt
- versucht den Ausbruch seines triebhaften Handelns wiedergutzumachen
- will Marquise von der Schande bewahren
Marquise von O...:
- ist vom Über-Ich geleitet
- ist bereit, gegen Normen zu verstoßen
Obristin:
- gespalten zwischen Gefühlen von Hartherzigkeit und Rührseligkeit
- überbringt den Rauswurf, aber initiiert auch die Versöhnung
Obrist:
- Identitätskrise → kann Familie nicht vor Soldaten bewahren, er muss sich militärisch ergeben und der Graf will seine Tochter nehmen
Sprache von Kleist
- Berichtender Stil mit vielen Angaben
- Distanziertes Schreiben
- Emotionen müssen vom Leser interpretiert werden
- Bewusste Auslassung von Handlungsinhalten
- Nichtgesagtes eröffnet Interpretationsspielraum
- Andeutungen
- Sprachlosigkeit → Zeichen für gesellschaftliche Zwänge
- Körperliche Reaktionen zeigen innere Zustände