Wenn man den Roman deutet, kann man auf den biographischen Bezug, das Schamgefühl der Eltern, die Identitätssuche des Erzählers und die Doppeldeutigkeit des Titels eingehen.
Biographischer Bezug
- Eltern von Hans-Ulrich Treichel wurden aus ihrer Heimat vertrieben
- Während der Flucht haben sie ihren Sohn verloren
→ Story als Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit
Schamgefühl der Eltern
Auf der Flucht der Eltern ist "etwas Schreckliches" passiert: Vermutlich wurde die Mutter von den Russen vergewaltigt.
Nicht nur die Mutter fühlt sich nach dem Übergriff furchtbar, sondern auch der Vater, weil er es nicht verhindern konnte.
→ Schamgefühl
Die Suche nach Arnold kann als eine Art Ersatzhandlung angesehen werden, weil die Eltern es nicht schaffen, offen über das Erlebte zu sprechen (keine Traumabewältigung → Ablenkung).
Es bleibt offen, ob der Erzähler aus der Vergewaltigung entstanden ist. Das würde erklären, warum ihm seine Eltern so wenig Liebe und Zuneigung entgegenbringen. Dagegen spricht, dass Hans-Ulrich Treichel nach der Veröffentlichung des Romans angegeben hat, dass der Erzähler das eheliche Kind der Eltern sein soll.
Identitätssuche des Erzählers
Der Erzähler ist auf der Suche nach seiner Identität.
Es mangelt ihm an Individualität, denn er...
- steht stets im Schatten von Arnold
- bleibt im Buch namenlos
- ist im Familienalbum auf den Fotos kaum zu sehen
Der Gedanke, dass das Findelkind ihm ähnlich sehen soll, schockiert ihn total. Denn damit wäre er ja noch weniger einzigartig.
→ Das Unwohlsein zeigt sich auch körperlich:
- Gesichtskrämpfe (gleicht Arnold wie aus dem Gesicht geschnitten)
- Übelkeit (sonntägliche Autofahrten)
Doppelte Bedeutung des Titels
Der Verlorene = Arnold
→ wurde von seinen Eltern auf der Flucht verloren
Der Verlorene = Erzähler
→ fühlt sich verloren durch die schwierige Familiensituation und die Vernachlässigung von seinen Eltern