Bei der Deutung der Novelle kann man den textsortenorientierten Ansatz, den soziologischen Ansatz, den kommunikationstheoretischen Ansatz und den Gender-Ansatz betrachten. Außerdem ist interessant, welche Rolle das Stück "Othello" spielt.
Textsortenorientierter Ansatz
Die Geschichte erfüllt folgende Merkmale einer Novelle:
- Beschränkte Anzahl von Personen
- Glaubhaft in der Wirklichkeit
- Unerhörte Begebenheit (Vulkanausbruch)
- Weitere unerwartete Ereignisse (z.B. Männerstimme am Telefon)
- Dingsymbol (Das Haus in der Dorotheenstraße)
Soziologischer Ansatz
- Zeigt Veränderungen innerhalb der Gesellschaft aufgrund der Arbeitswelt
- Arbeitswelt wird großräumiger
- Karrieredenken nimmt zu
- Persönliche Beziehungen können unter der modernen Arbeitswelt leiden → Entfremdung
Kommunikationstheoretischer Ansatz
- Technische Kommunikation im Fokus
- Ursprünglicher Gedanke technischer Innovationen: Distanz zwischen Menschen verkürzen (z.B. durch Fortbewegungsmittel wie Flugzeuge oder Hilfsmittel wie Telefon, Handy, etc.) → trotz technischer Innovationen vergrößert sich die Distanz zwischen Gottfried & Xenia
- Gestörte Kommunikation zwischen Gottfried & Xenia: sprechen nicht über ihre Gedanken und Gefühle
Gender-Ansatz
1. Gottfried
- männliche Krise
- abhängig von Treue seiner Frau
- depressive Züge (fühlt sich einsam und unglücklich)
- wachsende Verunsicherung
2. Xenia
- weibliche Emanzipation
- bricht aus zurückhaltender und untergeordneter Rolle als Ehefrau aus
Das Drama im Drama: Othello
Shakespeares Othello als Kontrast- und Identifikationsfigur
"Put out the light" = wichtiges Zitat
- steht metaphorisch für Ermordung
- wird von Gottfried Klausen als Aufforderung wahrgenommen
Die Tragödie handelt von den objektiv unberechtigten Zweifeln eines Mannes an der Treue seiner Frau. Unter dem Einfluss von Intrigen ermordert der Feldherr Othello seine Frau Desdemona, bevor er sich selbst das Leben nimmt, als er von ihrer Unschuld erfährt.
Shakespeares Theaterstück thematisiert die mangelnde Bereitschaft des Menschen, der Stimme der Vernunft zu folgen.
Der Vernunftmensch Gottfried Klausen erlebt den Besuch einer Aufführung von Othello als Provokation, weil er Othellos Unvernunft nicht nachvollziehen kann und daher nicht akzeptieren will.
Aus Gründen, die mit der inzwischen vermuteten Untreue seiner Frau Xenia zusammenhängen könnten, besucht er eine weitere Aufführung, verlässt diese jedoch fluchtartig vor dem Monolog, in dem Othello seine Tötungsabsicht mit den Worten "Put out the Light" bekräftigt.
Klausen hat Angst vor dem Verlust der Kontrolle über seine Gedanken und Gefühle, kann aber den Satz "Put out the light" nicht vergessen.
Das Ende macht einen Racheakt von Gottfried an seiner Frau möglich, aber der tatsächliche Ausgang der Geschichte bleibt offen.