Gedichtformen - Teil 1

Ballade

Die Ballade ist eine Gedichtform. Es handelt sich um ein in Versen und Strophen gegliedertes und erzählendes Gedicht. Sie vereint verschiedene Merkmale der Epik, Lyrik und Dramatik.


Hauptgattungen

Volksballade

  • Mündliche Überlieferung
  • Nähe zum Lied

Kunstballade

  • Schriftlich festgehalten
  • Meist Kunstballaden des 18., 19. und 20. Jahrhunderts (von Bürger, Heine, Fontane, Goethe und Schiller)

Merkmale

Lyrische Merkmale

  • Aufbau aus mehreren Versen und Strophen
  • Regelmäßige Reimschemata
  • Wiederkehrende Reime an den Versenden
  • Festes Metrum (Jambus, Trochäus usw.)
  • Rhythmus und Form unterstreichen das Liedhafte
  • Viele Stilmittel
  • Oft ungewöhnlicher Satzbau

Epische Merkmale

  • Spannende Geschichten und Ereignisse
  • Spannung steigt im Laufe der Handlung und wird am Ende aufgelöst
  • Es gibt häufig einen Erzähler, der die Geschichte von außen erzählt → zeigt sich, wenn Figuren, Orte und Sonstiges beschrieben werden (vgl. Erzählperspektive)
  • Oft Präteritum als Zeitform

Erzähler nicht mit dem lyrischen Ich verwechseln!

Dramatische Merkmale

  • Held wird mit einem Konflikt bzw. einer problematischen oder bedrohlichen Situation konfrontiert
  • Auftreten von Figuren
  • Dialoge zwischen Figuren oder direkte Rede einzelner Figuren
  • wenige Ortswechsel und keine Zeitsprünge
  • Einteilung in Einleitung – die in die Ausgangssituation einführt – und Höhepunkt mit überraschender Wendung sowie die Auflösung des Konflikts

Allgemeine Merkmale:

  • Lebensveränderndes Ereignis
  • Ereignis ist meist schicksalhaft
  • Geschehen ist oft unerklärlich, geheimnisvoll und tragisch
  • Geister, Naturwesen oder Überirdisches spielen häufig eine Rolle

Sprachliche Gestaltung

  • Sehr lebendig gestaltet
  • Viele Dialoge
  • Viele Stilmittel → Metaphern, Personifikation, Vergleiche

Nicht jede Ballade muss alle diese Merkmale aufweisen!


Beispiel

Welche Merkmale einer Ballade weist "Der Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe auf?

Balladen Merkmale

  • 8 Strophen mit jeweils 4 Versen

  • Paarreim (aabb)

  • Meist Jambus als Metrum

  • Stilmittel (Repetitio, Alliteration)

  • Unüblicher Satzbau

  • Spannungsbogen

  • Ein Erzähler beschreibt von außen

    • Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

      Es ist der Vater mit seinem Kind;

      Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

      Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. (Strophe 1)

  • Dialoge

    • Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort

      Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –

      Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:

      Es scheinen die alten Weiden so grau. (Strophe 6)

  • Nur ein Schauplatz (nächtlicher Wald)

  • Held gerät in einen Konflikt

    • Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,

      Er hält in Armen das ächzende Kind,

      Erreicht den Hof mit Mühe und Not;

      In seinen Armen das Kind war tot. (Strophe 8)

  • Geschehen ist unerklärlich, geheimnisvoll, tragisch

  • Erlkönig → magisches Wesen

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