Aus dem Leben eines Taugenichts ist eine Märchennovelle, die der Epoche der Romantik zugeordnet werden kann. Zentrale Aspekte sind die Freude an Natur und Kunst, das Motiv des Wanderns, das Vertrauen auf die Lenkung Gottes und der Glaube an die wahre Liebe.
Gattung
- Joseph von Eichendorff selbst bezeichnete sein Werk als Novelle
Eine Novelle ist eine epische und vergleichsweise kurze Erzählung, die meist in Prosa geschrieben ist.
Epische Elemente
- Größtenteils Prosa ohne Verse und Metrum
- Offene Form
- Fiktiver Ich-Erzähler
- Rückblickender Erlebnisbericht
- Ähnlichkeiten zur Biografie
Lyrische Elemente
- Prosa wird immer wieder von Liedern und Gedichten unterbrochen
- Einige von ihnen wurden später bekannte Volkslieder, z.B. Wem Gott will rechte Gunst erweisen
→ Man spricht deswegen auch von musikalischer Prosa
Elemente eines Märchens
- Märchenhafte Schauplätze (Schlösser, Prachtgärten, Wälder...)
- Adlige Figuren (Graf, Gräfin…)
- Abenteuermotiv (Einfacher Müllerssohn bricht auf, um sein Glück zu suchen → Ähnlichkeiten z.B. zu Hans im Glück)
- Positives Ende (Es war alles, alles gut!)
→ Man spricht deswegen auch von einer Märchennovelle
Epoche
Die Novelle lässt sich der Literaturepoche der Romantik (1795-1840) zuordnen.
Zentrale Aspekte
- Betonung des Gefühls und der Fantasie
- Bedeutung der Natur
- Hervorhebung von Kunst, Literatur und Musik
→ Musikalische und emotionale Personen als Romantiker (u.a. Taugenichts, Aurelie, Prager Studenten...)
→ Philister (kleinbürgerlich-engstirnige Spießer) als Gegenbild zu den Romantikern (u.a. Portier, Müller, Gärtner...)
Romantisierung der Welt
- Keine historischen oder politischen Bezüge in der Novelle
- Städte (z.B. Rom) bleiben konturlos
- Personen bleiben oft namenlos (Der Taugenichts, der Portier, der Maler...)
- Taugenichts als Prototyp eines Romantikers handelt naiv und verstrickt sich in Missverständnisse (dennoch stets glückliche Fügungen)
- Zentrale Aspekte der Handlung (z.B. Aurelie ist keine Gräfin) werden nur beiläufig erwähnt → verwirrend für den Lesenden
→ Der Fokus wird somit auf die zentralen Aspekte der Novelle gelenkt
- Sinn des Reisens
- Freude an Natur und Kunst
- Wahre Liebe
- Gottvertrauen (Gott wird mich schon lenken)
Motiv des Wanderns
- Fahrt des Taugenichts ist geprägt durch eine ziellose Reiselust
- Zentral ist nicht das Erreichen eines Ortes, sondern das Unterwegssein
- Das Wandern ist lediglich Mittel zum Zweck (keine Ideologie) → hin und wieder weicht der Taugenichts auch auf Kutsche oder Schiff als Fortbewegungsmittel aus
- Kein Niederlassen an einem Ort für längere Zeit → getrieben vom Fernweh
Wahre Liebe zwischen dem Taugenichts und Aurelie
Bis zur Rückkehr nach Wien: Liebe wird als einseitig beschrieben
- Aurelie wird vom Taugenichts angebetet und idealisiert
- Er glaubt, dass sie adlig sei, und hält sie somit für unerreichbar
- Trotzdem singt er für sie und schenkt ihr täglich Blumen
- Aus der Sicht des Taugenichts wird sein Werben von Aurelie nicht erwidert
Der Taugenichts verlässt Wien, als er Aurelie mit einem anderen Mann auf dem Balkon des Schlosses sieht
- Dennoch bestimmt Aurelie während der gesamten Reise sein Denken und Handeln
- Andere Frauen interessieren den Taugenichts nicht
Die Idealisierung einer unerreichbar scheinenden Frau erinnert an den mittelalterlichen Minnesang
Zum Ende: Positive Wendung
- Aurelie erwidert die Gefühle des Taugenichts
- Aurelie ist nicht adlig (und somit nicht unerreichbar)
- Der Mann auf dem Balkon war nur der Sohn der Gräfin (Aurelie ist "Single")
→ Hochzeit / Happy End