Auerhaus Interpretation

Der Roman Auerhaus von Bov Bjerg kann als Adoleszenzroman bezeichnet werden. Themenschwerpunkte sind das richtige Leben, der Sinn des Lebens, die Frage nach den Gründen für den Selbstmord von Frieder. Dabei trägt das Auerhaus für die Bewohner eine zentrale Rolle für das Erwachsenwerden und wird als einen Art Schutzzone gesehen. Die Bewohner werden auf dem Weg von Einsamkeit und Traurigkeit begleitet.


Erzählform & Erzählverhalten

  • Höppner → personaler Ich - Erzähler
  • Vorausdeutungen und Anspielungen
  • Wirkt eher wie ein Beobachter als ein aktiv Handelnder → trotzdem Teil der erzählten Zeit
  • Erzählt die Geschehnisse aus seiner persönlichen Sicht = subjektives Erzählen→ kein neutraler bzw. außenstehender Erzähler
  • Durch Erinnerungen, Gedanken und Gefühle stellt er die anderen Figuren vor
  • Kein auktorialer Erzähler
  • Er entscheidet, welche Geschehnisse überhaupt erzählt werden
  • Stellt sich öfters vor, wie eine Situation weitergehen könnte z.B. alternative Zukunftsmöglichkeiten am Ende der Handlung

Sprache & Stil

  • Die Sprachebene ist – passend zu dem Ich-Erzähler – eine Form der Jugendsprache
  • Lieblingswörter des Erzählers: egal, jedenfalls, quasi
  • Einfache, kurze, unvollständige Sätze
  • Viele Dialoge → brechen die Erzählpassagen auf
  • Dialoge spiegeln die Bemühungen der Bewohner wider, Frieder durch das viele Reden im Leben zu halten

Interpretationsansätze

Auerhaus

  • In der Wirklichkeit existierendes Haus, in dem sechs Freunde in einer Wohngemeinschaft zusammenleben
  • Handlungs- und Lebensraum der Bewohner
  • Symbol → Übergangszeit zum Erwachsenwerden
  • Zeitlich begrenzte Schutzzone
  • Primärer Grund der Gründung der WG: Aufpassen auf Frieder, der versucht hat, sich umzubringen → dennoch hat das Auerhaus für jeden Bewohner eine ganz andere Bedeutung
  • Freiheit und Geborgenheit
  • Frieders Reaktion auf den "Darkroom" → Verweis auf seine offenen Wunden
  • Höppner versucht, die Auerhauszeit auf seine Art zu bewahren → sieht es dennoch nicht als gescheitert an, nur weil es zu Ende geht

"Als ob das Ende das Wichtigste wäre."

Das Auerhaus.

Suche nach dem Sinn des Lebens

"Hätte man sie vor einer Klausur gefragt: Wozu lebst du eigentlich?, hätten sie geantwortet: Das kommt nicht dran, das müssen wir nicht wissen". (S. 68)

Nach dem Motto: birth, school, work, death

  • Höppners Empfinden nach machen sich viele junge Erwachsene keine Gedanken über den Sinn des Lebens
  • Auerhaus-Bewohner wissen nicht, wie es bei ihnen weitergehen soll → wollen kein konventionelles Leben führen
  • Höppners Wunsch-Abspann zeigt dann doch, dass Job, Ehe und Kinder nicht die schlimmsten Zukunftsaussichten sind
  • Aber "Im richtigen Leben waren die Handlungen härter"
  • Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist mit dem Thema Vergänglichkeit verbunden

Einsamkeit und Traurigkeit

  • Schlüsselstelle: Nächtliche Heimfahrt vom Kino

  • Harry und Frieder beginnen ein Spiel, in dem sie sich als Jäger von negativ besetzten Personen oder Gefühlen befreien → symbolisch werden Angst, Traurigkeit und Einsamkeit erschossen

"Da, der große mit den Zacken! Vorsicht, das ist die Angst! [...] "Peng!". "Die Einsamkeit, die Einsamkeit, da, ganz dicht vor uns!"

  • Im richtigen Leben gelingt Frieder dies jedoch nicht
  • Es bleibt nicht bei der Imagination → Frieder schießt auf Fußgänger und einen Polizisten
  • Suchen unmittelbar nach dem Vorfall die Nähe zueinander, entfernen sich jedoch auch voneinander, weil sie spüren, was hätte passieren können
  • Höppner versteht nicht, warum er einen Todeswunsch hat → konnte sich nie wirklich in Frieder hineinversetzen und versteht nicht, wie jemand freiwillig seinem Leben ein Ende setzen möchte
  • Der Autor belässt es bei Andeutungen in Bezug auf die Gründe für Frieders Tod

Gesetzverstöße und die Frage nach Moral

"Wenn du aus dem Laden rauskommst, weißt du, was für ein Gefühl das ist? Du bist allmächtig!" (Frieder)

  • Überschreiten Grenzen
  • Gefühl der Allmacht
  • Keine Bedenken moralischer Art →moralische Unbekümmertheit
  • Angst vor den Konsequenzen beim Erwischen
  • Euphorie durch das Klauen "Die Welt stand mir offen. [...] Umsonst bis ans Ende der Welt"
  • Juristische Konsequenzen am Ende der Handlung, aber keine moralische Aufbereitung
  • Wirken unbedarft und unbekümmert
  • Dennoch haben sie nie das Ziel, anderen zu schaden → es dient lediglich sich selbst das Leben zu erleichtern und Luxus im Alltag zu verschaffen
Gesetztesbuch und Richterhammer
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