Gitanos

Die Gitanos sind in Spanien lebende Rom:nja, die ab dem 10. Jahrhundert aus Indien über den Balkan nach Westeuropa gezogen sind. In Spanien leben etwa zwischen 600.000 und 800.000 Gitanos.


Herkunft

Das Wort gitanos kommt von egiptano, weil man am Anfang dachte, dass die Gitanos aus Ägypten kämen. Die traditionelle Sprache der Gitanos ist Caló. Wo genau das herkommt, weiß man nicht, aber man spricht von einer Mischsprache aus der Roma-Sprache (romaní) und den romanischen Sprachen (davon vor allem Spanisch).

Die Gitanos begannen vor ungefähr 1000 Jahren, von Indien aus westlich zu wandern. Die meisten waren Bauern, Hirten, Musikanten, Jagdhelfer oder Buchhalter. Auf den vielen Reisen haben sie den indischen Einfluss der Musik, Literatur, Kunst und des Handels mitgebracht.

Die ersten Gitanos kamen ab dem Jahr 1462 in Spanien an. Während der Reconquista wurden sie von den Königen Isabella I und Ferdinand II dazu aufgefordert, sich innerhalb von zwei Monaten einen festen Wohnsitz zu suchen oder das Land zu verlassen.

Auch in den folgenden Jahrhunderten wurden sie gesetzlich verfolgt und diskriminiert. Als ethnisch-kulturelle Minderheit (minoría) wurden sie noch während der Franco-Diktatur unterdrückt.

Heute leben etwa 40% der Gitanos in Andalucía und besonders in den Städten Granada, Almería und Murcia, aber auch in den Großstädten Madrid und Barcelona.

Der Flamenco stammt ursprünglich aus Andalusien und wurde lange mit den Gitanos assoziiert. Da die Gitanos gute Tänzer und Musiker waren, zogen sie oft durch die Dörfer und traten auf Volksfesten auf.

Die Kultur der Gitanos wird daher oft auf traditionelle Tänze, Gitarrenmusik und ein freies Leben reduziert. Das entspricht aber keineswegs der Wahrheit.

Marginalisierung

Obwohl heute die Gleichberechtigung der Gitanos gesetzlich festgelegt ist, gibt es immer noch viele Vorurteile gegenüber ihrer Bevölkerung.

Es herrscht immer noch eine Marginalisierung der Gitano-Minorität in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens:

Bildung (educación)

  • Noch bis vor ungefähr dreißig Jahren war es für Kinder aus Gitano-Familien ungewöhnlich, zur Schule gehen zu können
  • Die Analphabetenrate (taza de analfabetismo) besonders unter älteren Generationen ist immer noch sehr hoch
  • Die Abbrecherquote (taza de abandono) in der Educación Secundária Obligatoria (ESO) ist auch sehr hoch - nur etwa 20% der Schüler:innen aus Gitano-Familien machen einen Abschluss

Arbeitsstelle (empleo)

  • Eine Bildungsbenachteiligung (desventaja educativa) wirkt sich in vielen Fällen negativ auf die Arbeitssuche der Gitanos aus
  • Traditionelle Werte und Lebensweisen haben dazu geführt, dass Gitano-Gemeinschaften in der Vergangenheit in vielen Fällen von der Arbeitswelt isoliert waren

Wohnsitz (vivienda)

  • Gitano-Gemeinschaften wohnen oft auch geografisch von der Gesellschaft abgeschottet
  • 4% der Gitanos wohnen in Elendsvierteln (chabolas) und sogar 12% in nicht zum Wohnen geeigneten Behausungen (infraviviendas) am Stadtrand
  • So sind sie auch infrastrukturell nicht gut angebunden

Gesundheit (salud)

  • Durch ihren Minderheitsstatus haben die Gitanos oft nicht dieselben Chancen auf eine ausreichende Krankenversicherung

Vorurteile (prejuicios)

  • Der Gitano-Kultur werden noch heute oft traditionelle Rollenverhältnisse von Mann und Frau nachgesagt
  • Die Funktion der Gitano-Frau wird dabei auf die der Mutter und Ehefrau reduziert
  • Diese Denkmuster sind aber längst überholt - die berufliche Karriere der Frau hat an Bedeutung gewonnen und es herrscht eine Tendenz zu weniger Kindern und einer späteren Heirat

Soziale Integration

In den vergangenen Jahren wurde die Integration und Gleichbereichtigung der Gitanos immer mehr angegangen. Zum Beispiel wurden verschiedene staatliche Programme (programas gubernamentales) gegründet und gefördert. Außerdem wurden Vertreter:innen der Gitano-Kultur ins spanische Parlament gewählt.

Heute studieren immer mehr Kinder aus Gitano-Familien an Universitäten und es herrscht ein gesetzlich festgesetztes Recht auf Bildung. Auch viele Erwachsene, die in ihrer Jugend nicht zur Schule gehen konnten, belegen Kurse, um das Lesen und Schreiben zu lernen.

Da Gitanos in der spanischen Gesellschaft aber immer noch keine Gleichberechtigung erhalten, setzen sich Organisationen wie die Fundación Secretariano Gitano (FSG) weiterhin für ihre Integration ein.

Fundación Secretariado Gitano

Die Fundación Secretariado Gitano wurde 1983 gegründet und ist eine gemeinnützige soziale Organisation, die sich für die Inklusion und Förderung der Gitanos-Gemeinschaft in Spanien einsetzt.

Die Ziele der Organisation sind:

  • Hilfe bei der Arbeitssuche
  • Verbesserung der Wohnsituation
  • Zugang zur Bildung
  • Soziale Inklusion
  • Gleichberechtigung der Gitano-Minorität in der Gesellschaft
  • Verbesserung der Geschlechtergleichberechtigung
  • Versorgung der Gitano-Gesellschaft mit ausreichenden Krankenversicherungen
  • Förderung der Jugend
  • Kommunikation gegen Vorurteile gegenüber der Gitanos
  • Weitergabe des kulturellen Erbes

Wichtige Begriffe

  • Außenseiter:in - el marginado, la marginada
  • Bürgerrecht - el derecho de ciudadanía
  • Elendsviertel - la chabola
  • fordern - reivindicar
  • Gemeinschaft - la comunidad
  • Gleichbehandlung - la igualdad de trato
  • Handwerk - el oficio
  • in eine Schublade stecken - encasillar en
  • Minderheit - la minoría
  • niederlassen - domiciliarse
  • Stadtrand - las fueras de la ciudad
  • Verfolgung - la persecucción
  • voreingenommen - prejuiciado/-a
  • wehren gegen - reaccionar contra
  • (zu)gehören - pertenecer a
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