Kosten, denen in der Finanzbuchhaltung entweder kein Aufwand oder ein Aufwand in anderer Höhe gegenübersteht. Diese Kosten beruhen auf keinem Zahlungsvorgang und sind nur theoretische Aufwände.
Erklärung
Zusatzkosten und Anderskosten
Wenn in der Finanzbuchhaltung kein Aufwand gegenübersteht, wird von den sogenannten Zusatzkosten gesprochen. Diese Kosten fallen also zusätzlich an.
Es kann sich aber auch um Kosten handeln, bei denen in der Fibu ein Aufwand in anderer Höhe gegenübersteht. Dann fallen also Kosten in anderer Höhe an. Sie werden den Anderskosten genannt.
Bei kalkulatorischen Kosten handelt es sich um Kosten, die auf keinem Zahlungsvorgang beruhen. Es gibt für diese Kosten also keine Rechnung oder keinen Vertrag. Es sind also nur theoretische Aufwände.
Kalkulatorische Kosten beruhen auf keinem Zahlungsvorgang.
Zweck der kalkulatorischen Kosten
Ein wesentlicher Ansatz der Kostenrechnung ist es, alle Kosten verursachungsgerecht in der geeigneten Höhe zu erfassen. Dieser Ansatz führt dazu, dass wir kalkulatorische Kosten mit in die Kostenrechnung aufnehmen, um den tatsächlichen Werteverzehr besser berücksichtigen zu können. Die Folge ist eine präzisere Kostenrechnung.
Arten von kalkulatorischen Kosten
Es gibt verschiedene Arten von kalkulatorischen Kosten. Wichtig ist gleich zu Beginn die Unterscheidung zwischen Zusatz- und Anderskosten. Jede der beiden Kostenarten hat verschiedene kalkulatorische Kosten.
Anderskosten
Anderskosten | Definition |
Kalkulatorische Zinsen | Stellen Kosten für die Nutzung des betriebsnotwendigen Kapitals dar. In der Erfolgsrechnung werden nur die Zinsen für das Fremdkapital berücksichtigt. Für das Eigenkapital fallen in der Realität keine Zinsen an. Würde man das Geld auf dem Kapitalmarkt anlegen, würde man dafür Zinsen bekommen. Durch den entgangenen Zins entstehen hier also fiktive Kosten (Opportunitätskosten). |
Kalkulatorische Abschreibungen | Bilanzmäßige Abschreibungen werden im Rahmen handelsrechtlicher Vorgaben durchgeführt mit gewinnpolitischen Zwecken. Diese Abschreibungswerte eignen sich nicht für die Kostenrechnung. Die Werte sind ungeeignet und werden mit einem anderen Betrag angesetzt. |
Kalkulatorische Wagnisse | Jede unternehmerische Tätigkeit ist mit Wagnissen und Risiken verbunden und kann somit zu Verlusten führen. Hier wir in allgemeine Wagnisse und Einzelwagnisse unterschieden. Einzelwagnisse haben dabei Kostencharakter und dürfen kalkulatorisch erfasst werden. Die Verrechnung von kalkulatorischen Wagniszuschlägen trägt dazu bei, Zufallsschwankungen in der Betriebsergebnisrechnung zu vermeiden. |
Kalkulatorische Verechnungspreise | Verrechnungspreise führen zu einer gleichbleibenden Bewertung des Werkstoffverbrauchs. Dieser Verbauch unterliegt Schwankungen, was für einen Kostenvergleich hinderlich ist. Dafür ist die gleichbleibende Bewertung von Vorteil. |
Zusatzkosten
Zusatzkosten | Definition |
Kalkulatorischer Unternehmerlohn | Bei Kapitalgesellschaften beziehen die Vorstandsmitglieder oder Geschäftsführer Gehälter, die als Aufwand in der Buchhaltung verbucht werden. Bei Einzelunternehmen oder Personengesellschaften erhalten der Inhaber oder Gesellschafter keine Gehälter. Die Leistung wird bei Ihnen aus dem Gewinn der Unternehmung abgegolten. Diese Kosten müssen mit in den Preis für die Erzeugnisse einkalkuliert werden. Die Höhe des kalkulatorischen Unternehmerlohns richtet sich dabei nach dem Gehalt von Angestellten in einer vergleichbaren Position. Es handelt sich um einen echten Kostenbestandteil, dem kein Aufwand gegenübersteht. Daher handelt es sich um Zusatzkosten. |
Kalkulatorische Miete | Wenn ein Unternehmer sein Gewerbe in betriebseigenen Gebäuden oder in einem Gebäude aus seinem Privateigentum betreibt, kann es sinnvoll sein eine kalkulatorische Miete anzusetzen. Die Höhe dieser Miete orientiert sich an der Miete bei vergleichbaren Objekten in der Nähe. |
Kalkulatorische Kosten in der Ergebnistabelle
Die kalkulatorischen Kosten werden ebenfalls in der Ergebnistabelle berücksichtigt. Sie sind Teil der Abgrenzungsrechnung und befinden sich dort in der rechten Spalte, die hier gelb markiert ist.
Die Ergebnistabelle gibt eine Übersicht über die finanzielle Performance eines Unternehmens. Sie zeigt Einnahmen und Ausgaben und das daraus resultierende Betriebsergebnis.
Wenn kalkulatorische Kosten nicht berücksichtigt werden, werden bestimmte wirtschaftliche Aspekte des Unternehmens übersehen. Ein Unternehmen, das beispielsweise keine Miete zahlt, weil es eigene Gebäude nutzt, könnte denken, dass es weniger Kosten hat als ein vergleichbares Unternehmen, das Miete zahlt. Jedoch entgehen diesem Unternehmen potenzielle Mieteinnahmen, da es das Gebäude nicht vermietet. Ähnlich verhält es sich mit dem Unternehmerlohn: Ein Unternehmer, der sich kein Gehalt auszahlt, könnte denken, dass sein Unternehmen profitabler ist, als es in Wirklichkeit wäre, wenn er für seine Arbeit einen marktüblichen Lohn zahlen würde.
Durch die Berücksichtigung von kalkulatorischen Kosten in der Ergebnistabelle wird also ein realistischeres Bild der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens dargestellt und potenzielle versteckte Kosten oder entgangene Gewinne werden sichtbar gemacht.
Beispiel
Lea betreibt eine kleine Boutique. Sie hat das Ladenlokal von ihren Eltern geerbt und zahlt daher keine Miete. Sie entnimmt sich monatlich kein festes Gehalt, sondern nur Geld nach Bedarf. Bei der Preisgestaltung ihrer Produkte hat sie ursprünglich nur die direkten Kosten für Wareneinkauf, Strom und Mitarbeiter berücksichtigt.
Nun führt Lea kalkulatorische Kosten ein:
- Einen kalkulatorischen Unternehmerlohn für ihre Arbeit
- Eine kalkulatorische Miete für das Ladenlokal, da sie, wenn sie es vermieten würde, eine monatliche Mieteinnahme hätte
Durch diese Anpassungen erkennt Lea, dass ihre Produkte eigentlich teurer sein müssten, um ihre tatsächlichen Kosten zu decken und gleichzeitig einen angemessenen Gewinn zu erzielen.