Benutzerschnittstellen

Über eine Benutzerschnittstelle bzw. ein User Interface können Menschen mit Maschinen interagieren. Benutzerschnittstellen spielen also eine besonders wichtige Rolle in der Anwendungsentwicklung.

Doch was für Benutzerschnittstellen gibt es eigentlich? Und welche Richtlinien gibt es bei der Gestaltung von Benutzerschnittstellen?

simpleclub erklärt dir, worauf du achten solltest!

Benutzerschnittstellen einfach erklärt

Wenn du mit Software arbeitest, interagierst du mit dieser meistens über eine grafische Benutzeroberfläche, auch GUI (Graphical User Interface) genannt. Eine GUI ist ein Beispiel für eine Benutzerschnittstelle.

Benutzerschnittstellen (auch: Benutzeroberflächen, User Interface (UI) oder Bedienoberflächen) sind der Teil einer Software, über die ein Anwender mit ihr interagieren kann. Sie vermitteln also als Bindeglied zwischen Benutzer und Anwendungssystem.

Neben GUI gibt es aber noch viele weitere Arten von Benutzerschnittstellen. Beispielsweise ermöglicht ein Voice User Interface (VUI) die Steuerung über Sprache und leistet damit auch einen Beitrag zur Barrierefreiheit. Ein Brain Computer Interface (BCI) ermöglicht beispielsweise ein Übersetzen von Hirnströmen in Steuerbefehle. Du kannst dir das als ein rudimentäres Interagieren mit Software über deine Gedanken vorstellen.

Benutzerschnittstellen Definition

Eine Benutzerschnittstelle vermittelt als Bindeglied zwischen Anwendungssystem und User. Mit der Benutzerschnittstelle gibt eine Software die Art und Weise vor, wie User mit ihr interagieren können.


Benutzerschnittstellen Merkmale

Die Benutzerschnittstelle ist Teil eines Anwendungsprogramms. Sie ermöglicht es Menschen, mit Maschinen zu interagieren.

User können über die Benutzerschnittstelle Eingaben tätigen und umgekehrt auch Rückmeldungen vom Anwendungssystem erhalten.

Häufig werden für die Kommunikation auch mehrere Bedienelemente implementiert.

Hier wird dargestellt, wie eine Person durch ein Portal im Bildschirm greift und mit einer Benutzeroberfläche interagiert.

Benutzerschnittstellen Zielsetzungen

Eine Benutzerschnittstelle sollte immer an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der User angepasst sein. Sie soll den Usern erlauben mit dem Anwendungssystem, beispielsweise einer Software, zu interagieren.

Die Benutzerschnittstelle soll dazu beitragen, dem User zu ermöglichen mit seinen Fähigkeiten einen hohen Nutzen bei der Software-Anwendung zu erreichen.

Die Bedienelemente, die Kombination aus Eingabegerät und Ausgabegerät, sollen menschengerecht und aufgabengerecht gestaltet werden. Damit ist gemeint, dass Benutzerschnittstellen Menschen befähigen sollen, eigenständig ihre Aufgaben gut zu bewältigen.

Um die Zufriedenheit der User zu gewährleisten, soll die Benutzung einer Software an deren individuelles Verhalten angepasst sein. Das ist gegeben, wenn die Software über die Benutzerschnittstelle den Userwünschen entsprechend beeinflusst werden kann.

Als Hilfestellung können die Benutzerarten in Benutzermodellen zusammengefasst werden. Dabei wird unterschieden zwischen:

  • Anfänger,
  • Gelegenheitsbenutzer und
  • Experten.

Die Charakteristika der einzelnen Benutzermodelle siehst du in der nachfolgenden Abbildung zusammengefasst.

Hier werden Steckbriefartig die Benutzermodelle Anfänger, Gelegenheitsbenutzer und Experten dargestellt. Die Beschreibungen lauten: Der Anfänger hat keine Erfahrung mit dem System und erwartet Unterstützung bei der Benutzung. Der Gelegenheitsbenutzer benutzt die Software regelmäßig aber in unregelmäßigen Zeitabständen und stellt die größte Benutzergruppe dar. Die Experten haben mehrjährige Erfahrung mit verschiedenen Systemen und erledigen Aufgaben schnell und mit wenig Fehlern.
Benutzermodelle

Benutzerschnittstellen Verschiedene Arten

Es gibt verschiedene Arten von Benutzerschnittstellen. Dabei können Interaktionen beispielsweise über greifbare Objekte, Texteingabe über eine Tastatur, grafische Benutzeroberflächen mit Maus- und Tastatur- oder Touchbedienung erfolgen.

Beispiele für verschiedene Benutzerschnittstellen findest du in den nachfolgenden Absätzen.

Command Line Interface (CLI)

Ein heute eher weniger relevantes Interface ist die Bedienung über Kommandozeile und Prompt. Du kennst dies vielleicht von sehr alten Computersystemen, die vor der Bedienung über eine Maus verbreitet waren. Die Interaktion erfolgt über vordefinierte Befehle.

Ein Beispiel dafür ist das Versionsverwaltungstool Git, welches hauptsächlich über eine Kommandozeile, also ein CLI, bedient wird.

CLI

Text User Interface (TUI)

Auch das Text User Interface verliert an Relevanz. Hier erfolgt die Kommunikation ausschließlich über die Tastatur. Du kennst ein solches Interface vielleicht von Bootloadern oder BIOS-Setup-Programmen.

TUI

Graphical User Interface (GUI)

GUIs, oder auch grafische Benutzeroberflächen finden die meiste Anwendung. Hier können Anwendungen über Klicken oder Tippen auf grafische Steuerelemente (Symbole, Icons oder Schaltflächen) mit Maus bzw. Trackpad/Trackball und Tastatur oder über Touchscreens gesteuert werden.

Du kennst GUIs wahrscheinlich von den meisten Softwareanwendungen, beispielsweise von gängigen Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogrammen oder auch von Betriebssystemen wie Mac oder Windows.

GUI

Voice User Interface (VUI)

Ein Voice User Interface ermöglicht die Steuerung von Anwendungen über Sprache. Dies kann insbesondere im Hinblick auf die Barrierefreiheit sinnvoll sein.

Du kennst solche Interfaces beispielsweise von Sprachassistenten auf Smartphones.

VUI

Natural User Interface (NUI)

Ein Natural User Interface basiert auf intuitiver Bedienung durch Bewegungen, Berührung, Gesten und Sprache. Diese werden dabei über verschiedenen Sensoren erfasst. NUI kann als Weiterentwicklung von GUI und VUI betrachtet werden.

NUI

Perceptual User Interface (PUI)

Bei Perceptual User Interfaces liegt der Fokus auf der Wahrnehmung. Die Steuerung soll vollständig ohne Tastatur, Maus oder Controller auskommen.

Eingaben können über Bewegungen spezifischer Körperteile oder Sprache getätigt werden. Beispielsweise könnten über die Erfassung eines blinzelnden Auges Mausklicks simuliert werden.

Dies ermöglicht es Menschen mit körperlichen Einschränkungen den Zugang zu Anwendungssystemen zu erleichtern und unterstützt damit die Barrierefreiheit.

PUI

Haptic User Interface (HUI)

Ein Haptic User Interface (auch Tangible User Interface) ermöglicht die Interaktion über greifbare oder anfassbare Gegenstände oder Oberflächen. Solche Interfaces kennst du vielleicht aus verschiedenen Ausstellungen oder Aktionsmuseen.

HUI

Brain Computer Interface (BCI)

Über ein BCI können anhand von gemessenen Gehirnströmen Steuersignale abgeleitet werden.

Dafür werden Gehirnsignale erfasst, interpretiert und als Befehl weitergeleitet.

Solche Interfaces werden vor allem eingesetzt, um bei der Wiederherstellung von motorischen Funktionen zu unterstützen. Sie ermöglichen Usern beispielsweise Software, künstliche Gliedmaßen oder einen Rollstuhl über ihre Gedanken zu bedienen.

BCI

Benutzerschnittstellen Normen

Es gibt auch Normen, in denen nähere Informationen zu Benutzerschnittstellen zu finden sind.

Die DIN EN ISO 9241 definiert den Begriff der Benutzungsschnittstelle als "alle Bestandteile eines interaktiven Systems (Software oder Hardware), die Information und Steuerelemente zur Verfügung stellen, die für den Benutzer notwendig sind, um eine bestimmte Arbeitsaufgabe mit dem interaktiven System zu erledigen."

In der DIN EN ISO 9241 sind auch Richtlinien und Zielsetzungen festgehalten. Beispielsweise die Gebrauchstauglichkeit und die Grundsätze der Dialoggestaltung.

Gebrauchstauglichkeit

Ein wesentliches Kriterium für die Abstimmung des Designs der Benutzeroberfläche ist die Gebrauchstauglichkeit.

Die Gebrauchstauglichkeit (nach DIN EN ISO 9241-11) ist gegeben, wenn ein UI Usern im Nutzungskontext ermöglicht, dass Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend erreicht werden können.

Hier wird im Zentrum eines Dreiecks ein Superheld dargestellt, der ein Schild hält, auf dem Gebrauchstauglichkeit steht. An je einer Ecke des Dreiecks stehen die Begriffe Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung.
Gebrauchstauglichkeit

Effektivität ist gegeben, wenn Aufgaben genau, vollständig und mit einer genauen Lösung erledigt werden können, und das Ziel der Nutzung erreicht wird.

Effizienz meint, dass eine Aufgabe mit geringem Zeitaufwand und in wenigen Arbeitsschritten erledigt wird.

Zufriedenstellung ist gegeben, wenn die Bedienung frei von Beeinträchtigungen ist und einen positiven Eindruck hinterlässt.

Dialoggestaltung (Interaktionsprinzipien)

In DIN EN ISO 9241-110 werden die Grundsätze der Dialoggestaltung aufgelistet. Diese spielen für Benutzerschnittstellen eine wichtige Rolle.

Die Grundsätze lauten:

  • Aufgabenangemessenheit - Die Bedienung der Software ist der Aufgabe angemessen (Entlastung der User, leicht nachvollziehbare Abbildung der Aufgabenschritte).

  • Steuerbarkeit - Dem User wird mit allen notwendigen Hilfen und Werkzeugen die Möglichkeit geboten den Ablauf zu steuern.

  • Erwartungskonformität - Die Bedienung wird individuell auf die Erwartungen der User abgestimmt.

  • Selbstbeschreibungsfähigkeit - Es werden für die Bedienung erforderliche Rückmeldungen und Hilfen geboten.

  • Individualisierbarkeit - Es werden Möglichkeiten für die individuelle Anpassung an die Userbedürfnisse bereitgestellt.

  • Lernförderlichkeit - Der User wird angeleitet und die Bedienung erfolgt nach einem klaren nachvollziehbaren Prinzip, sodass der User beim Erlernen der Funktionalitäten unterstützt wird.

  • Fehlertoleranz - Die Software erkennt und unterstützt bei der Korrektur und Vermeidung von fehlerhafter Bedienung.


Benutzerschnittstellen Anwendung

Ein Anwendungsbeispiel ist ein Fahrkartenautomat, der auch eine Sprachsteuerung implementiert.

Die Benutzerschnittstelle implementiert verschiedene Möglichkeiten mit dem Automaten zu interagieren, um möglichst effektiv, effizient und zufriedenstellend die Erfüllung der Aufgabe (Kauf der gewünschten Fahrkarte) zu ermöglichen.

Tippe auf Lea und auf die verschiedenen Schaltflächen.

Die Benutzerschnittstelle kann an verschiedene Nutzergruppen angepasst werden und erlaubt die Auswahl des Bedienelements (Touchscreen, Buttons mit Blindenschrift, Sprachsteuerung). Dadurch wird Individualisierbarkeit und ein gewisses Maß an Barrierefreiheit erreicht.

Für die Lernförderlichkeit und die Steuerbarkeit können Hilfedialoge implementiert werden.

Zusätzlich wird darauf geachtet, dass die Benutzerschnittstelle ermöglicht, in wenigen, gut nachvollziehbaren Arbeitsschritten zum abgeschlossenen Kauf der gewünschten Fahrkarte zu kommen.

Benutzerschnittstellen Zusammenfassung

Eine Benutzerschnittstelle (häufig auch User Interface) stellt das Bindeglied zwischen User und Anwendungsprogramm dar und ermöglicht eine Steuerung sowie die Interaktion und Kommunikation zwischen ihnen.

Es gibt verschiedene Arten von Benutzerschnittstellen. Beispiele dafür sind:

Tippe auf die Schaltflächen.

Benutzerschnittstellen sollten auf die Bedürfnisse, Fähigkeiten, individuellen Verhalten und Wünsche der intendierten User angepasst sein und diesen eine effiziente, effektive und zufriedenstellende Erledigung von Aufgaben im Nutzungskontext erlauben.

In der DIN EN ISO 9241 werden Informationen festgehalten, die für den Einsatz von Benutzerschnittstellen wichtig sind. Dazu zählen der Begriff der Gebrauchstauglichkeit als Bewertungskriterium für Benutzerschnittstellen und die Grundsätze für die Dialoggestaltung.

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