In deiner Ausbildung wirst du häufig mit dem Thema venöse Blutentnahme konfrontiert. Dies ist eine wichtige und häufig durchgeführte medizinische Prozedur, die eine hohe Genauigkeit erfordert. Es ist wichtig, die richtigen Techniken zu kennen, um eine venöse Blutentnahme sicher und effektiv durchzuführen.
Du möchtest lernen, wie du die venöse Blutentnahme vorbereitest und sie korrekt durchführst? Du fragst dich, wie du die richtige Vene findest und welche Komplikationen es gibt?
simpleclub hilft dir dabei, die venöse Blutentnahme richtig vorzubereiten und durchzuführen.
Venöse Blutentnahme einfach erklärt
Die venöse Blutentnahme ist eine medizinische Prozedur, bei der Blut aus einer Vene entnommen wird. Dazu wird eine Nadel in eine Vene gestochen und das Blut in eine Spritze oder einen Blutentnahmekit aufgenommen. Die entnommene Blutprobe wird dann für verschiedene medizinische Tests und Analysen verwendet. Vor der Blutentnahme muss der Patient in der Regel für eine bestimmte Zeit fasten und seine Arme richtig positionieren. Während der Blutentnahme muss die Nadel richtig platziert werden, um Schmerzen und Komplikationen zu minimieren.
Die venöse Blutentnahme wird häufiger durchgeführt, als die arterielle Blutentnahme. Die sauerstoffarmen Venen kannst du leichter erreichen als die sauerstoffreichen Arterien.
Venöse Blutentnahme Definition
Die venöse Blutentnahme ist eine medizinische Prozedur, bei der Blut aus einer Vene entnommen wird, um es für diagnostische Zwecke zu untersuchen, oder den Patienten zu behandeln. Dabei wird eine Nadel in die Vene gestochen, um das Blut abzunehmen.
Venöse Blutentnahme
Gründe
Eine venöse Blutentnahme kann aus vielen verschiedenen Gründen durchgeführt werden.
Sie kann zur Diagnose und Überwachung von Krankheiten verwendet werden, aber auch um die Wirksamkeit verschiedener Behandlungen zu bewerten. Sie kann auch Teil einer Routineuntersuchung sein, um das allgemeine Wohlbefinden einer Person zu überprüfen oder bestimmte Risikofaktoren für Krankheiten zu bewerten.
Außerdem erfolgt eine venöse Blutentnahme im Rahmen einer Blutspende.
Es können folgende Parameter untersucht werden:
- Blutbild
- Gerinnungstests
- Elektrolyte (Blutsalze, z. B. Natrium,
Kalium, Calcium) - Leber-, Nieren-, Muskel- und Bauchspeicheldrüsenwerte, Entzündungswerte und Antikörper
- Fette und Cholesterin, Vitamine, Mineralstoffe, Blutgruppen
- Medikamenten-, Drogen-, Hormonspiegel
Punktionsorte
Die venöse Blutentnahme kann an verschiedenen Venen erfolgen. Hierfür werden die oberflächlich liegenden Venen punktiert. Die bevorzugen Orte sind die Ellenbeugen, der Unterarm und der Handrücken. Hier siehst du die Venen die besonders gut dafür geeignet sind.
Vorbereitung
Für die optimale venöse Blutentnahme, müssen der Patient und das Material vorbereitet werden.
Patienten
Zur Vorbereitung des Patienten gehören folgende Punkte:
- Die Aufklärung vor der Blutentnahme über die Vorbereitung und Durchführung, sowie mögliche Komplikationen.
- Der Patient sollte nüchtern erscheinen. Das heißt der Patient sollte 8-12h nichts gegessen und keine zucker- oder fetthaltigen Getränke konsumiert haben. (meistens morgendliche Blutentnahme)
- Die korrekte Positionierung des Armes.
Ungeplante Blutentnahmen, bei denen der Betroffene zuvor gegessen hat, können zu Abweichungen von den Blutzucker- und Fettwerten führen. Der Patient muss nicht unbedingt nüchtern sein, wenn es nicht um diese Blutwerte geht.
Manche Hormonspiegel (TSH, Cortisol) verändern sich im Tagesverlauf. Hier wird ebenso die morgendliche Blutentnahme bevorzugt.
Materialien
Für die venöse Blutentnahme sollten folgende Materialien vorbereitet werden:
- Einmalhandschuhe
- Tablett
- Staubinde
- ggf. Keilkissen zur Lagerung des Unterarms
- Probenröhrchen (mit Vor- und Nachnamen
sowie Geburtsdatum der Patientin beschriftet, in der richtigen Reihenfolge bereitgelegt) - Kanüle(n)
- Adapter (Verbindungsstück zwischen Kanüle und Probenröhrchen)
- Ständer zum aufrechten Lagern der Röhrchen
- Abwurfgefäß für Kanülen
- Tupfer
- Hautdesinfektionsspray
- Pflaster
Für die Blutgewinnung sind verschiedene Systeme auf dem Markt. Häufig werden S-Monovetten® zur Blutentnahme verwendet. BD Vacutainer® Blutentnahmeröhrchen werden nur noch sehr selten benutzt.
Die Probenröhrchen sind auf die Messapparate des Labors abgestimmt. Die verwendeten Systeme haben außerdem immer Sicherheitskanülen.
Proberöhrchen
Die Röhrchen sind mit verschiedenen Substanzen befüllt, je nachdem, welche Bestandteile des Blutes untersucht werden sollen. Im Folgenden siehst du die Farben der Entnahmeröhrchen und deren Funktion.
Röhrchen | Bluttests | S-Monovette | BD Vacutainer |
---|---|---|---|
Nativblut / Vollblut/Serum (ohne Trenngel) | z.B. Blutgruppenbestimmung z.B. Messung von Arzneimittelspiegeln z.B. Serologische Untersuchungen z.B. Lipidprofil, Nierenwerte | ||
Serum (mit Trenngel) | Klinische Chemie z.B. Antikörper, Enzyme, Elektrolyte, Metabolite, Proteine , Hormone | ||
Citrat | z.B. Gerinnungsparameter (INR, PTT, Thrombinzeit) | ||
Heparin | z.B. Schwermetalle, Histamin | oder | |
EDTA | z.B. Blutbilder und Blutgruppenbestimmungen, HbA1c, genetische Untersuchungen, HIV, Hepatitis | ||
Natrium-Fluorid | z.B. Glucose, Laktat, Vollblutanalysen | ||
BSG | z.B. Blutsenkungsgeschwindigkeit |
Die Probenröhrchen werden in einer festgelegten Reihenfolge gefüllt, um korrekte Werte zu enthalten:
- Serumröhrchen: beim Einstechen werden Gerinnungsstoffe frei, die in das erste Probenröhrchen gelangen. Gerinnungstests würden gestört werden.
- Citratröhrchen: da es keine Gerinnungsstoffe aus der Haut enthalten soll.
- EDTA-Röhrchen
- Fluoridröhrchen: genauer Blutzuckertest. Fluorid verhindert, dass der Blutzuckerwert gesenkt wird, und die roten Blutkörperchen die Glukose aus der Probe nicht verbrauchen.
Die Reihenfolge kannst du dir mit dem Merkspruch SCHEF einprägen.
- Serum
- Citrat
- Heparin
- EDTA
- Fluorid
Durchführung
Die venöse Blutentnahme umfasst folgende Schritte:
- Handschuhe anziehen.
- Arm auf Polster legen und Staubinde an Oberarm des Patienten anlegen (Stauung von max.
60 Sek. beachten). - Geeignete Vene ertasten.
- Desinfektion: Hautdesinfektionsmittel aufsprühen oder mit satt getränktem Tupfer auftragen und
15\text{ s} Einwirkzeit (nicht nachtasten). Die Nadel sollte in Richtung des venösen Flusses in einem Winkel von ca.10-30 Grad eingeführt werden. - Kanüle nach unten halten und Vene punktieren (kommt nicht sofort Blut: Kanüle leicht zurückziehen).
- Sobald Blut fließt, leicht entstauen (um Hämolyse, Auflösung von Blutkörperchen, zu verhindern).
- Korrektes Röhrchen bis zur Markierung füllen, leicht schwenken.
- Röhrchen stehend lagern.
- Stauband abnehmen und Patient auffordern, mit Tupfer einige Minuten Druck auszuüben.
- Nadel raus, abtupfen, Nadel in den Behälter abwerfen.
Außerdem sollte der Patient oder die Patientin vorher gefragt werden, ob sie lieber im Sitzen oder Liegen behandelt werden wollen.
Kontraindikationen
Die Kontraindikationen bei der venösen Punktion sind relativ. Eine relative Kontraindikation bedeutet, dass die Anwendung nicht durchgeführt werden sollte, da Faktoren vorliegen, die gegen diese diagnostische oder therapeutische Maßnahme sprechen. Wenn möglich, sollte also in folgenden Fällen eine Punktion vermieden werden.
- An einer Plegie- oder Pareseseite (bei Lähmungen)
- In Hämatomen (Blutergüssen)
- Am Shuntarm (bei Dialysepatienten)
- In Verbrennungen, Verletzungen oder Hautinfektionen
- An der Seite mit Z.n. Lymphknotenentfernung
Komplikationen
Bei der venösen Blutentnahme kommt es selten zu Komplikationen. Dennoch solltest du wissen, welche Komplikationen möglich sind. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- Lokale Infektion
- Punktion einer Arterie
- Hämatom oder Blutung
- Venenschädigung
- Nervenschädigung
- Vasovagale Synkope (Ohnmacht)
Häufige Fehlerquellen
Folgende Fehlerquellen kommen bei der venösen Blutentnahme häufig vor, und sollten vermieden werden:
- Patienten "pumpen" und Faust machen lassen (sorgt für Hämolyse).
- Handschuhe vergessen (Eigenschutz).
- Nach der Desinfektion die Vene nochmal tasten (Infektionsgefahr).
- Stauung zu fest und zu lange (sorgt für Hämolyse).
- Patientenetikett vergessen (Laborergebnisse können Patienten nicht zugeordnet werden oder werden vertauscht).
Fehlerquellen, können zu präanalytischen Fehlern führen. Das bedeutet, dass diese Fehler die Laboranalyse verfälschen. Dazu gehört zum Beispiel das zu lange Stauen, "pumpen" oder die falsche Patientenidentifikation.
Andere Arten der Blutentnahme
Es gibt neben der venösen Blutentnahme andere verschiedene Möglichkeiten beim Patienten Blut abzunehmen. Diese sind folgende:
- Kapillare Blutentnahme (Entnahme aus einer Kapillare)
- Arterielle Blutentnahme (Punktion der Arterien)
- Abnahme aus peripheren Zugängen (Blutentnahme aus Verweilkathetern)
- Abnahme aus zentralen Zugängen (Abnahme aus zentralen Venenkathetern oder Portsystemen)
Beispiel erschwerte venöse Blutentnahme
Bei der venösen Blutentnahme, können dir folgende Schwierigkeiten begegnen:
- Rollvenen: Hier hilft es die Rollvene und das anliegende Bindegewebe mit einer Hand festzuhalten, um die Vene zu treffen.
- Brüchige Venen: Hier kann es schnell zu Hämatomen kommen, daher diese Venen nicht beklopfen und nicht zu stark stauen.
- Unsichtbare Venen: Die Vene kann oft durch großflächiges Abtasten gefunden werden.
Tipps und Tricks
- Wenn du die Venen nicht direkt sehen kannst, kannst du sie meistens ertasten.
- Wenn die Venen schwer zu finden sind, lagere die Extremität tief.
- Handschuhe die gut sitzen, erleichtern Palpation der Vene.
- Wenn du nervös wirst, weil die Entnahme nicht gelingt, frage ggf. Kollegen, ob sie die Entnahme durchführen können. Probiere es nicht zu oft.
Zusammenfassung Venöse Blutentnahme
Bei der venösen Blutentnahme wird Blut mithilfe einer Nadel aus den Venen entnommen.
Es wird Blut wird aus den Oberarmvenen oder den Handrückenvenen entnommen.
Die venöse Blutentnahme umfasst folgende Schritte:
- Handschuhe anziehen.
- Arm und Polster legen und Staubinde am Oberarm des Patienten anlegen (Stauung von max.
60 sek.). - Geeignete Vene ertasten.
- Desinfektion: Hautdesinfektionsmittel aufsprühen oder mit satt getränktem Tupfer auftragen und
15\text{ s} Einwirkzeit (nicht erneut tasten!). - Kanüle nach unten halten und Vene punktieren (kommt nicht sofort Blut Kanüle leicht zurückziehen).
- Sobald Blut fließt, leicht entstauen (um Hämolyse zu verhindern).
- Korrekte Röhrchen bis zur Markierung füllen, leicht schwenken.
- Röhrchen stehend lagern.
- Stauband abnehmen und Patienten auffordern mit Tupfer Druck auf den Einstich auszuüben.
- Nadel raus, Pflaster aufkleben, Nadel in den Behälter abwerfen.
Bei der venösen Blutentnahme, kann es zu Komplikationen, wie z.B. lokale Infektionen, Arterienpunktion, Schädigung der Vene, Schädigung des Nerven und zu einer vasovagalen Synkope kommen.