Das Thema "Medizinischer Umgang mit dem Tod" ist von zentraler Bedeutung in der medizinischen Versorgung, da jeder von uns unweigerlich damit konfrontiert wird - ob als Patient, Angehöriger oder medizinischer Fachangestellter. Es umfasst mehr als nur die biologischen Aspekte des Sterbens. Es handelt sich dabei auch um die emotionale Betreuung von Betroffenen und ihren Familien, die rechtlichen und ethischen Fragen rund um das Lebensende und die Selbstfürsorge des medizinischen Personals.
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Medizinischer Umgang mit dem Tod einfach erklärt
Sterben und Tod sind Teil des Lebens. In der Medizin geht es nicht nur darum, Leben zu retten, sondern auch darum, den Tod zu begleiten. Wenn eine betroffene Person nicht mehr geheilt werden kann, ist es unsere Aufgabe als medizinisches Fachpersonal, den Sterbeprozess so angenehm wie möglich zu gestalten. Das bedeutet, Schmerzen zu lindern, emotionale Unterstützung zu leisten und den Angehörigen beizustehen. Auch wenn wir den Tod nicht immer verhindern können, können wir doch viel dazu beitragen, dass der Patient in Würde und ohne unnötiges Leiden sterben kann. Es ist auch wichtig, dass wir selbst lernen, mit dem Tod umzugehen, da es eine sehr emotionale Erfahrung sein kann, einen Patienten zu verlieren.
Medizinischer Umgang mit dem Tod Definition
"Medizinischer Umgang mit dem Tod" bezeichnet die Gesamtheit der medizinischen, psychosozialen und ethischen Aspekte, die im Zusammenhang mit dem Tod eines Patienten stehen.
Todfeststellung
Die Todfeststellung ist eine ärztliche Pflicht, die nach der äußeren Leichenuntersuchung erfolgt. Bei der Untersuchung wird auf folgende Zeichen geachtet:
Todeszeichen | Beschreibung |
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Pupillenstarre |
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Totenflecken |
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Abkühlung |
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Totenstarre |
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Neben den Todeszeichen wird in der Medizin auch zwischen verschiedenen Todesbezeichnungen unterschieden:
- Klinischer Tod: Durch Aussetzen der Herzfunktionen. Kann durch Reanimationsmaßnahmen reversibel sein.
- Biologischer Tod: Durch Aussetzen aller Organ- und Zellfunktionen.
- Hirntod: Gehirn ist irreversibel geschädigt. Betroffene Person ist ohne Bewusstsein. Vitalfunktionen können aber aufrecht erhalten werden (z.B. durch künstliche Beatmung)
- Scheintod: Betroffene Person erscheint tot, weil Vitalfunktionen kaum erkennbar sind. Kann durch Reanimationsmaßnahmen reversibel sein.
Umgang mit Betroffenen
Der Umgang mit Patienten am Lebensende erfordert neben medizinischem Fachwissen auch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Respekt und Würde. Es geht darum, den Patienten auf seinem letzten Lebensweg bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen. Im Zentrum steht die palliative Pflege, die darauf abzielt, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Patienten so gut wie möglich zu erhalten. Hierbei geht es nicht nur um die Linderung körperlicher Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit, sondern auch um psychische, soziale und spirituelle Aspekte.
Dabei ist es besonders wichtig, das Behandlungsziel mit der betroffenen Person zu klären. Falls diese nicht mehr in der Lage ist, wird die Person durch Angehörige vertreten. Vertretungsrechte werden über die Patientenverfügung genau festgelegt.
Behandlungsziele
Hier geht es um die Frage, ob der Tod noch verhindert werden kann oder unausweichlich ist, sodass nur noch eine Schmerzlinderung erfolgen kann. Außerdem kann auch auf lebenserhaltende Maßnahmen verzichtet werden, wenn dies von der betroffenen Person oder durch die Patientenverfügung so gewünscht ist. Beispielsweise wird dann auf Wiederbelebungsmaßnahmen verzichtet.
Informiere dich über Patientenverfügungen! Dadurch kannst du sicherstellen, dass im Ernstfall deine Wünsche berücksichtigt oder durch Angehörige vertreten werden. Außerdem schützt du deine Angehörige, die andernfalls schwierige Entscheidungen über dein Leben treffen müssen.
Palliativ- und Hospizmedizin
Die Palliativ- und Hospizmedizin treten ein, wenn die betroffene Person nicht mehr geheilt werden kann.
Ihre Aufgaben sind die Sterbebegleitung:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Behandeln und Lindern von Schmerzen
- Psychosoziale Betreuung
- Spirituelle Begleitung
- Gestalten von Sterberitualen
- Einbeziehen der Angehörigen
Begleitung im Sterbeprozess
Im Sterbeprozess ist es wichtig sowohl die Gefühle der betroffenen Person, als auch der Angehörigen, sowie des medizinischen Personals bestmöglich zu berücksichtigen.
Kommunikation mit Angehörigen
Die Kommunikation mit den Angehörigen ist ebenso wichtig, wie die direkte Patientenbetreuung. Sie sind oft emotional belastet und benötigen klare, ehrliche Informationen über den Zustand des Patienten. Sie brauchen Unterstützung bei Entscheidungen und müssen oft auch in die Pflege einbezogen werden. Eine gute Kommunikation hilft, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden und kann den Angehörigen helfen, den bevorstehenden Verlust zu verarbeiten. Sollte doch eine Konfliktsituation eintreffen, gilt der Wille des Patienten.
Der Tod eines Patienten kann für die Angehörigen einen tiefen Einschnitt bedeuten. Sie brauchen oft Unterstützung, um den Verlust zu bewältigen und sich auf die neue Situation einzustellen. Hier kann die Begleitung durch das medizinische Personal eine wichtige Rolle spielen, sei es durch Gespräche, das Angebot von Trauergruppen oder die Vermittlung von professioneller psychologischer Hilfe.
Selbstfürsorge des medizinischen Personals
Die Arbeit mit sterbenden Patienten und trauernden Angehörigen kann für das medizinische Personal sehr belastend sein. Es ist daher wichtig, auch auf die eigene psychische Gesundheit zu achten und geeignete Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Dies kann zum Beispiel regelmäßige Supervisionen, Teambesprechungen oder
auch private Ausgleichsmaßnahmen wie Sport oder Entspannungstechniken umfassen. Wichtig ist offen über das Thema Tod zu sprechen.
Umgang mit Sterbewunsch
Generell gilt in Deutschland:
Die Beihilfe zum Suizid oder eine aktive Strebhilfe sind in Deutschland strafbar.
Dennoch kann es sein, dass Betroffene aufgrund von körperlichen oder mentalen Symptomen einen Sterbewunsch äußern. Dann solltest du diese Schritte berücksichtigen:
- Wahrnehmen und Erkennen solcher Wünsche
- Verstehen oder akzeptieren der Ursachen und Folgen des Todeswunsches (bedeutet nicht, dass der Sterbewunsch befürwortet oder unterstützt wird)
- Angebot der palliativen Begleitung (nur, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht) und Beratung
- Suizidprävention durch Hilfsangebote
Auch hier ist eine offene Kommunikation sehr wichtig, um auf die Gedanken und Gefühle des Gegenüber gemeinsam einzugehen.
Die Palliativmedizin tritt generell nur im Endstadium von Erkrankten auf, d.h. dann, wenn eine Heilung oder Genesung aussichtslos ist. Leider können nicht alle die Palliativmedizin wahrnehmen. Speziell überraschende Todesfälle, z.B. durch Autounfällen können nicht palliativ betreut werden.
Sterbe- und Trauerphasen
Die Psychiaterin Kübler-Ross hat ein Phasenmodell entwickelt, was den Umgang mit dem Tod darstellen soll.
In dieser Phase lehnen die Betroffenen den Gedanken an den Tod komplett haben. Sie haben eine Abwehrhaltung und wollen die Situation nicht wahrhaben.
Die Betroffenen empfinden Wut und Zorn. Diese Gefühle können sich sowohl gegen medizinisches Personal, als auch gegen Angehörige richten.
Die Betroffenen versuchen alles, um dem Tod aus dem Weg zu gehen. Sie verhandeln und berufen sich oftmals auf spirituelle oder religiöse Hilfe.
Die Betroffenen verstehen, dass der Tod sich nicht verhindern lässt und empfinden tiefe Traurigkeit und Depressivität.
Nachdem die anderen Phasen überwunden sind, können Betroffene den Tod akzeptieren und verarbeiten.
Merke: In Trauerphasen gibt es kein richtig und falsch! Jeder Mensch trauert anders und auf seine/ihre Weise.
Im Umgang mit Trauernden solltest du auf die Wünsche der Betroffenen eingehen. Schenke z.B. ein offenes Ohr, wenn es Redebedarf gibt und akzeptiere, wenn Betroffene nicht reden wollen.
Umgang mit dem Tod Anwendung
Im Zusammenhang mit dem Thema Tod kommen viele verschiedene Emotionen zum Vorschein. Natürlich gibt es deshalb keinen Leitfaden, zum richtigen Umgang mit Gefühlen und Emotionen. Jeder Mensch geht anders mit diesen Gefühlen um. Wenn du jemandem Helfen willst, ist es wichtig herauszufinden, welche Bedürfnisse dein Gegenüber hat.
Beispiel:
Du möchtest einem Angehörigen dein Beileid und Mitgefühl ausrichten. Dieser reagiert abwehrend und genervt.
Was du tun kannst:
- Vermittle der betroffenen Person, dass du versuchst ihre Gefühlslage zu verstehen
- Die Abwehrhaltung zeigt dir, dass du der Person Freiraum geben solltest
- Biete der Person an, dass sie sich jederzeit bei dir melden kann falls sie reden möchte
Beispiel:
Du begegnest dem Bruder eines kürzlich verstorbenen Jugendlichen auf einer Feier. Nach einiger Zeit kommt ihr in ein Gespräch:
Das solltest du nicht vergessen:
- Du weißt nicht was in den Betroffenen vor sich geht. Nur, weil Trauernde gut gelaunt und fröhlich auf dich wirken, ist der Trauerprozess nicht zwangsläufig abgeschlossen
- Jede Emotion in der Trauerphase hat seine Berechtigung (betroffene Person ist vielleicht gerade in der Verdrängungsphase)
- Versuche das Thema Tod nicht anzusprechen, außer die betroffene Person zeigt dir, dass sie darüber reden möchte
Beispiel für medizinische Angestellte:
Die Angehörigen eines verstorbenen Mädchens beschuldigen dich nicht genug für ihr Kind getan zu haben. Sie sind zornig und wütend und klagen lautstark über Ungerechtigkeit.
Was du tun kannst:
- Erinnere dich, dass Gefühle wie Wut und Zorn eine normale Reaktion in der Trauerbewältigung sind
- Erinnere dich, dass medizinische Angestellte immer das Bestmögliche tun, um der Betroffenen zu helfen
- Wenn du dich mental stark und gefestigt fühlst, kannst du versuchen die Gefühle der Betroffenen abzufangen
\rarr zeig Verständnis, nimm die Worte der Angehörigen an, bis die Wut verflogen ist
Zusammenfassung medizinischer Umgang mit dem Tod
Der "Medizinische Umgang mit dem Tod" ist ein komplexes und vielschichtiges Feld, das sowohl medizinisches Fachwissen als auch Einfühlungsvermögen und ethisches Urteilsvermögen erfordert. Es umfasst die direkte Pflege und Unterstützung von sterbenden Patienten, die Kommunikation und Unterstützung von Angehörigen, die Anpassung der medizinischen Behandlungsziele, die Feststellung des Todes, die Unterstützung im Trauerprozess und die Selbstfürsorge des medizinischen Personals. Obwohl der Umgang mit dem Tod herausfordernd sein kann, ist er ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung und bietet die Möglichkeit, Betroffene und ihren Familien in einer der schwierigsten Zeiten ihres Lebens beizustehen.
Sichere Todeszeichen sind:
- Totenflecken und Leichenstarre
Unsichere Todeszeichen sind:
- Fehlende Kreislauffunktionen (Puls, Atmung)
- Bewusstlosigkeit
- Blässe, Unterkühlung und Vertrocknung der Haut
- Areflexie (keine Reflexe)
- Starre Pupillen