Freie Marktwirtschaft

Freie Marktwirtschaft

Die Freie Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsordnung, in der der Staat nicht eingreift, sondern die komplette Steuerung der Wirtschaft dem Markt (also Angebot & Nachfrage) überlässt. Der Grundgedanke ist die Freiheit der einzelnen Bürger:innen. Dadurch, dass der Staat nicht in die Wirtschaft eingreift, gibt es allerdings auch keine soziale Absicherung z.B. im Fall von Krankheit oder Arbeitslosigkeit.


Grundlegende Prinzipen

  • Markt(mechanismus) koordiniert die Wirtschaft und ist zentrales Instrument der Freien Marktwirtschaft (Koordinations-/Lenkungsfunktion)
  • Er bestimmt, welche Produkte hergestellt und zu welchem Preis und in welcher Menge angeboten werden
  • Zudem legt der Markt Löhne, Gehälter und Zinsen fest
  • Staat greift nicht in die Wirtschaft ein
  • Produktionsmittel sind Privateigentum und gehören nicht dem Staat
  • Produzent:innen können selbst entscheiden, was sie produzieren möchten
  • Grundidee des Liberalismus (jede:r Einzelne kann frei entscheiden, handeln und ist für sich selbst verantwortlich)
  • Freier Wettbewerb als ein zentrales Element der Marktwirtschaft (Unternehmen stehen in Konkurrenz zueinander und sind so bestrebt, bessere Produkte oder niedrigere Preise anzubieten, um mehr Kund:innen zu gewinnen)
  • Freie Preisbildung
  • Freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl

Die Freie Marktwirtschaft existiert in ihrer Reinform nur in der Theorie. In der realen Welt können die USA am ehesten dieser Wirtschaftsordnung zugeordnet werden.

Rolle des Staates

Der Staat hat in der Freien Marktwirtschaft die Aufgabe, die Rahmenbedingungen herzustellen. Dazu gehören:

  • Funktionierendes Rechtssystem
  • Sicherheit (Polizei und Militär)
  • Ausgebaute Infrastruktur (Verkehrswege, Strom, Internet)
  • Funktionierendes Zahlungsmittel

Dass der Staat gar nicht in die Wirtschaft eingreift, ist allerdings nur eine theoretische Vorstellung und funktioniert in der Realität nicht. Der Staat...

  1. ...erhebt Steuern zur Finanzierung seiner Aufgaben.
  2. ...erlässt Beschränkungen und Zölle, um illegale Produkte zu verbieten oder Qualitätsstandards festzulegen.
  3. ...kontrolliert den Wettbewerb (Kartellamt), da sich sonst in der Freien Marktwirtschaft Monopole bilden könnten, die den freien Handel massiv einschränken würden (Tendenz zu Machtkonzentrationen).

Daher wird der Staat im Kontext der Freien Marktwirtschaft auch als Nachtwächterstaat oder Minimalstaat bezeichnet.

Soziale Sicherung

  • Im Modell der Freien Marktwirtschaft gibt es keine soziale Absicherung
  • --> Keine Sozialversicherungen, die bei Arbeitslosigkeit Arbeitslosengeld zahlen oder bei Krankheit die Arztkosten übernehmen
  • In der Realität wird zwar auch hiervon etwas abgewichen und gewisse Hilfen werden bereitgestellt, im Wesentlichen ist man als Bedürftiger aber auf sich selbst gestellt

Vorteile/Chancen und Nachteile/Risiken

Vorteile/Chancen

Nachteile/Risiken

  • Marktmechanismus sorgt für Wohlstand, Innovation und Konsument:innensouveränität
  • Marktmechanismus ist zentraler/staatlicher Planung überlegen
  • Prinzip der Freiheit (jede:r Einzelne kann frei entscheiden und handeln und ist für sich selbst verantwortlich)
  • Wettbewerb sorgt für niedrige Preise und ständige Produktverbesserungen/-weiterentwicklungen
  • Hoher Gewinnanreiz
  • Keine soziale und arbeitsrechtliche Absicherung
  • Kann starken Konjunkturschwankungen unterliegen
  • Marktmacht kann sich auf einzelnes Unternehmen konzentrieren --> Es entsteht ein Monopol
  • Führt zu sozialer Ungleichheit durch ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung (Zwei-Klassen-Gesellschaft, Schere zwischen Arm und Reich)
  • Wirtschaft komplett ohne Staat nur in der Theorie denkbar, in der Praxis nicht möglich
  • Kann zu ökologischen und nicht klimafreundlichen Fehlsteuerungen führen

Zusammenfassung

  • Angebot und Nachfrage regeln Markt
  • Individualität wird gefördert und die Volkswirtschaft gestärkt
  • Vorherrschen eines dezentralen Marktes mit vielen Freiheiten
  • Monopole, hohe Arbeitslosenquote und starke Konjunkturschwankungen können entstehen

Beispiele

Konsumierende und Arbeitnehmende

Jan möchte den American Dream leben und ist dafür nach Amerika ausgewandert. Er fühlt sich wohl dort. Er findet für jedes seiner Bedürfnisse ein passendes Produkt und auch im Job läuft es super. Mittlerweile ist er zum Marketing-Manager in einem größeren Unternehmen aufgestiegen. Es bahnt sich allerdings gerade eine starke Rezession in der Konjunktur an, die viele Kündigungen verursachen könnte. Jan wirft deswegen nochmal einen Blick in seinen Arbeitsvertrag, um die Kündigungsfrist nachzulesen. Schockiert stellt er fest: Es gibt keine. Sein Arbeitgeber könnte ihn von heute auf morgen rauswerfen. Das ist in der Praxis zwar nicht unbedingt üblich, aber die Möglichkeit dazu besteht. Und dann würden die Probleme losgehen, denn in den USA gibt es eben nicht ein solches Sozialversicherungssystem wie bei uns in Deutschland. Jan könnte seine Krankenversicherung verlieren und ob er einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, muss zunächst geprüft werden.

Produzierende und Arbeitgeber:innen

Die simplecompany möchte den Schritt auf den amerikanischen Markt wagen und dort Standorte aufbauen. Schnell fällt den Geschäftsführer:innen auf, dass es in den USA deutlich weniger Bürokratie als im Heimatland Deutschland gibt. Das liegt daran, dass in den USA bei der Unternehmensgründung auf viel weniger rechtliche Rahmenbedingungen geachtet werden muss als in Deutschland, eben weil sich der Staat in Amerika so sehr aus der Wirtschaft raushält. Die simplecompany stellt fest, dass sie in den USA auch deutlich flexibler reagieren können, da sie nicht so stark durch Gesetze, wie dem Kündigungsschutz, reguliert und eingeschränkt werden wie in Deutschland. Allerdings müssen sie auch damit rechnen, im Falle von Konjunkturrückgängen diesen schonungslos ausgesetzt zu sein. Die Nachfrage könnte massiv einbrechen und sogar existenzbedrohlich werden. Hilfen vom Staat sind dann eher nicht zu erwarten.

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