Versand im Schienengüterverkehr

Bestimmt hast du schon mal einen Güterzug an dir vorbeifahren sehen. Die Züge sind schnell unterwegs und bestehen häufig aus so vielen Wagons, dass gefühlt eine Ewigkeit vergeht, bis er komplett vorbei ist.

Was wird damit eigentlich transportiert? Welche Vorteile und Nachteile hat der Gütertransport auf der Schiene? Und wie häufig wird er insgesamt genutzt?

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Versand im Schienengüterverkehr einfach erklärt

Züge sind in Deutschland das am zweitmeisten genutzte Verkehrsmittel für den Gütertransport. Und in den kommenden Jahren soll sich der Anteil des Schienengüterverkehrs weiter erhöhen. Das liegt vor allem an den vergleichsweise geringen Umweltbelastungen. Gleichzeitig handelt es sich um ein schnelles, sicheres und geräumiges Transportmittel, das mit einem Güterzug bis zu 52 Lkws ersetzen kann.

Mit Zügen und unterschiedlichen Wagenarten können zudem nahezu alle Güterarten, inklusive Gefahrgut, transportiert werden. Häufig werden Züge für den Transport von Massengütern genutzt, wobei eine Sendung auch einen kompletten Güterzug füllen kann. Das nennt man Ganzzugverkehr.

Der Schienengüterverkehr hört sich also nach dem Schweizer Taschenmesser der Güterverkehrsträger an. Warum ist der Anteil dann noch so gering? Das liegt unter anderem am Schienennetz, das aktuell noch zu klein und schlecht ausgebaut ist, um den Lkw zu ersetzen.

Definition

Der Schienengüterverkehr umfasst alle Gütertransporte über den Verkehrsweg Schiene mit dem Verkehrsmittel Zug. Es ist der am zweithäufigsten genutzte Güterverkehrsträger in Deutschland. Die Vorteile sind eine vergleichsweise geringe Umweltbelastung, hohes Transportvolumen, Schnelligkeit und Sicherheit.


Versand im Schienengüterverkehr Erklärung

Der Schienengüterverkehr ist der am zweithäufigsten genutzte Verkehrsträger im Güterverkehr in Deutschland. Zwar liegt der Anteil aktuell noch weit hinter dem Straßengüterverkehr, dennoch gibt es einige große Vorteile bei der Nutzung von Zügen.

Die Grafik zeigt die Anteile der verschiedenen Verkehrsträger am Güterverkehr in Deutschland. Den mit Abstand größten Anteil hat der Straßengüterverkehr mit über 70 %. Auf Platz zwei folgt der Schienengüterverkehr mit ca. 18 %, gefolgt vom Binnenschiff mit ca. 7 %. Rohöl-Leitungen mit ca. 2 % und der Flugverkehr mit unter einem Prozent spielen nur eine untergeordnete Rolle. Das gesamte Transportvolumen in 2021 betrug 702 Milliarden Tonnenkilometer und stieg damit in den letzten 20 Jahren deutlich an (im Jahr 2000 waren es 511 Milliarden Tonnenkilometer). Der Anteil der Verkehrsträger hat sich kaum verändert.

Vorteile des Schienengüterverkehrs

Der Gütertransport mit Zügen ist eine der am wenigsten umweltschädlichen Transportarten. Sowohl die Treibhausgas- und Stickoxid-Emissionen als auch der Energieverbrauch sind hier deutlich niedriger als zum Beispiel beim Transport mit Lkw oder Flugzeug.

Außerdem können Züge ein größeres Volumen als die meisten anderen Verkehrsmittel transportieren. Ein einzelner Wagon hat je nach Größe eine Nutzlast von 25-100 Tonnen und damit schon mehr als ein kompletter Lkw (24-26 Tonnen). Ein Güterzug in Europa darf in der Regel bis zu 740 Meter lang sein. Das entspricht bis zu 35 Wagons mit 40 Tonnen Nutzlast und kann somit bis zu 52 Lkws ersetzen.

Die Grafik zeigt die Transportvolumina der verschiedenen Verkehrsmittel. Ein Containerschiff kann mit bis zu 100.000 Tonnen mit Abstand am meisten transportieren, gefolgt vom Güterzug mit bis zu 2.000 Tonnen. In ein Flugzeug passen bis zu 250 Tonnen und auf einen Lkw bis zu 26 Tonnen.

Im Direktverkehr ist der Schienengütertransport auch sehr schnell. Direktverkehr bedeutet, dass eine direkte Schienenverbindung für eine Relation existiert und somit keine Zwischenhalte oder Umwege nötig sind. Ist das der Fall, ist der Gütertransport mit Zügen schneller als mit dem Lkw. Zudem gibt es für den Schienengütertransport keine Sonn- und Feiertagsfahrverbote.

Der Zugverkehr ist außerdem ein sehr sicherer Verkehrsträger.

Die Grafik zeigt die Maximalgeschwindigkeiten der verschiedenen Verkehrsmittel. Das Frachtflugzeug ist mit bis zu 900 km/h mit Abstand am schnellsten, gefolgt vom Güterzug mit bis zu 120 km/h. Auf Platz 3 liegt der Lkw mit bis zu 80 km/h und am langsamsten sind Containerschiffe mit bis zu 45 km/h.
Maximalgeschwindigkeiten der Verkehrsmittel

Nachteile und Grenzen

Wenn es allerdings keine Direktverbindung gibt, ist der Lkw nicht nur häufig schneller, sondern man ist eventuell sogar auf ihn angewiesen, da das Ziel vielleicht gar nicht mit dem Zug erreichbar ist.

Grund dafür ist das vergleichsweise kleine Schienennetz in Deutschland. Es ist ca. 38.600 km lang. Das deutsche Straßennetz hingegen ist mit über 200.000 km Länge mehr als fünfmal so groß.

Die Grafik zeigt ein Säulendiagramm zum Vergleich der Größe des Straßennetzes und des Schienennetzes in Deutschland. Die linke Säule zeigt die Größe des Straßennetzes mit 230.000 km. Die rechte Säule zeigt das Schienennetz und ist mehr als 80 % kleiner, da das Schienennetz nur 38.600 km lang ist.

Güterarten und Transportmittel

Der Schienengütertransport eignet sich aufgrund der oben genannten Vorteile für eine Vielzahl verschiedener Güterarten und wird auch entsprechend flexibel genutzt. Aufgrund des hohen Transportvolumens eignen sich Güterzüge ebenfalls sehr gut für den Transport von Massengütern. Durch die hohe Sicherheit des Verkehrsmittels können auch Gefahrgüter gut über die Schiene transportiert werden.

Für die verschiedenen Güterarten gibt es unterschiedliche Transportmittel, zum Beispiel:

Transportmittel

Erklärung

Offener Wagen

Offene Wagen sind Güterwagen ohne Dach, meist kastenförmig. Damit können besonders gut witterungsunempfindliche Schüttguter wie Sand, Erz, Kohle oder Kies in großen Mengen transportiert werden.

Gedeckter Wagen

Im Gegensatz zu offenen Wagen haben gedeckte Wagen ein Dach. Sie werden zum Beispiel für den Transport von witterungsempfindlichem Schüttgut oder Stückgut verwendet. Als Stückgut werden alle Güter bezeichnet, die keine Flüssigkeit oder Schüttgut sind, sondern einzeln am Stück transportiert werden können.

Flachwagen

Flachwagen haben einen flachen Boden und keine oder nur niedrige Aufbauten. Damit können zum Beispiel Container oder andere Wechselbehälter transportiert werden. Eine besondere Bauart von Flachwagen sind Autotransportwagen zum Transport von Autos und anderen Fahrzeugen.

Kesselwagen

Kesselwagen (oder Tankwagen) sind zum Transport von Flüssigkeiten oder Gasen gedacht.

Die Grafik zeigt drei unterschiedliche Transportmittel für den Schienengüterverkehr. Das erste Transportmittel ist ein offener Wagen. Durch die offene Bauweise ohne Deckel kann hiermit besonders gut witterungsunempfindliches Schüttgut transportiert werden. Beim zweiten Transportmittel handelt es sich um einen Flachwagen, auf dem Container transportiert werden. Mithilfe von Containern können Waren vor oder nach dem Schienentransport mit Lkws oder Schiffen weitertransportiert werden, ohne dass sie umgepackt wertden müssen. Als drittes Transportmittel zeigt die Grafik einen Tank- beziehungsweise Kesselwagen. Mit diesem runden Wagen können Flüssigkeiten oder Gase transportiert werden.

Beförderungsarten

Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Beförderungsarten.

Ganzzugverkehr

Wenn die Ladung eines Absenders so umfangreich ist, dass sie einen kompletten Güterzug mit allen Wagons füllt, spricht man von Ganzzugverkehr. Bei der Deutschen Bahn gibt es zwei verschiedene Arten von Ganzzugverkehr:

Plantrain:

  • Lange Vorausplanung des Zugbedarfs
  • Für regelmäßigen Transport großer Mengen auf festen Relationen zu festen Tagen und Zeiten
  • In der Regel günstiger

Flextrain:

  • Kurzfristige Gütertransporte
  • Kurzfristige Festlegung von Transportmengen, Relationen und Zeiten
  • Hohe Flexibilität

Einzelwagen- oder Wagengruppenverkehr

Der Einzelwagen- oder Wagengruppenverkehr ist das Gegenstück zum Ganzzugverkehr. Hierbei füllt die Ladung eines Absenders nicht einen ganzen Zug aus, sondern maximal einzelne Wagen. Aus den einzelnen Wagen verschiedener Absender wird dann schließlich ein vollständiger Güterzug zusammengesetzt. In der Regel werden die Güter bei dieser Beförderungsart mindestens einmal umgeschlagen. Da die Sendungen verschiedener Absender und Empfänger gesammelt in einem Güterzug transportiert werden, handelt es sich also um Sammelgutverkehr.

Direktverkehr

Von Direktverkehr spricht man, wenn eine direkte Verbindung zwischen Absende- und Empfangsbahnhof besteht. Diese Beförderungsart eignet sich nur für Relationen, auf denen regelmäßig viele Sendungen transportiert werden.

Ablauf der Beförderung

Schritte der Beförderung

Die grundsätzlichen Schritte eines Transportes im Schienengüterverkehr zeigt dir die folgende Abbildung:

Tippe auf >, um zum nächsten Schritt zu gelangen. Tippe auf Zurücksetzen, um zum Start zurückzukehren.
  1. Leerwagenstellung: Die Spedition oder der Frachtführer stellt zum vereinbarten Zeitpunkt leere Wagons für den Absender zum Beladen bereit.
  2. Die leeren Wagons werden beladen.
  3. Der Absender erteilt einen Abhol- bzw. Transportauftrag und übergibt Wagenliste und Frachtdokumente an die Spedition oder den Frachtführer.
  4. Durchführung des Transports durch den Frachtführer: Die Wagen werden zum Bestimmungsort befördert.
  5. Am Bestimmungsort werden die Wagons entladen und die leeren Wagen werden abgeholt oder neu beladen.
  6. Die Spedition sendet die Rechnung für den Transport an den Absender.

Frachtbrief

Frachtbriefe auf Papier wie im Straßengüterverkehr gibt es beim Schienengüterverkehr in der Regel nicht mehr. Stattdessen werden die Auftragsdaten digital erfasst und verarbeitet. Das ermöglicht eine schnellere Bearbeitung und eine einfachere Sendungsverfolgung.

Es sind üblicherweise folgende Mindestangaben nötig:

  • Name des Absenders
  • Verladedatum
  • Anzahl und Art der benötigten Güterwagen
  • Verladestelle (Stellplatz der Güterwagen)
  • Gutart und Gewicht der Wagenladung (ggf. Anzahl, Maße, Gewicht der Einzelstücke)
  • Empfangsbahnhof

Beispiel

Die simplecompany hat zwei große Sendungen zu verschicken und fragt sich, ob sie dazu den Straßen- oder den Schienengüterverkehr nutzen soll. Eine Sendung soll von Hamburg nach Köln geliefert werden, die andere von Schwerin nach Stuttgart.

Hamburg nach Köln:

Auf dieser Relation gibt es eine direkte Bahnverbindung. Daher kann der Schienengüterverkehr seine Vorteile hier voll ausspielen. Der Zug fährt mit deutlich höherer Geschwindigkeit als ein Lkw und muss unterwegs nicht wegen Ampeln oder Kreuzungen anhalten. Außerdem kann ein Zug nicht wie ein Lkw in einen Stau geraten. Daher ist auf dieser Relation der Zug deutlich schneller.

Schwerin nach Stuttgart:

Für diese Strecke gibt es keine direkte Bahnverbindung. Um die Sendung im Hauptlauf mit dem Zug zu transportieren, müsste sie im Vorlauf mit dem Lkw von Schwerin zum Absendebahnhof und im Nachlauf vom Empfangsbahnhof nach Stuttgart gefahren werden. In Frankfurt müsste die Sendung zudem auf einen anderen Zug umgeladen werden. In diesem Fall ist ein direkter Transport mit dem Lkw von Schwerin nach Stuttgart schneller.

Die Animation zeigt beide Fälle:

Tippe auf den grünen Punkt, um die Animation zu starten. Tippe am Ende der Animation auf Zurücksetzen. Anschließend kannst du die Relation wechseln.
Hamburg - Köln
Schwerin - Stuttgart

Versand im Schienengüterverkehr Zusammenfassung

Der Schienengüterverkehr beinhaltet alle Gütertransporte über Schienen mit Zügen. Es ist nach dem Straßengüterverkehr der am zweithäufigsten verwendete Güterverkehrsträger in Deutschland, allerdings mit großem Abstand.

Der Schienengütertransport hat viele Vorteile. Zum Beispiel ist es eine der am wenigsten umweltschädlichen Transportarten. Mit bis zu 740 Metern Länge haben Züge ein größeres Transportvolumen als die meisten anderen Verkehrsmittel und so kann ein kompletter Güterzug bis zu 52 Lkws ersetzen. Außerdem ist der Transport im Direktverkehr auch sehr schnell und es gibt keine Sonn- und Feiertagsfahrverbote. Es handelt sich zudem um ein sicheres Verkehrsmittel.

Aufgrund des vergleichsweise kleinen Schienennetzes ist man allerdings häufig dennoch auf den Lkw für Vor- und Nachlauf angewiesen. In solchen Fällen ohne Direktverbindung ist ein kompletter Transport mit dem Lkw häufig schneller.

Mit Zügen kann eine Vielzahl verschiedener Güter transportiert werden inklusive Gefahrgütern. Aufgrund des hohen Transportvolumens wird der Schienengüterverkehr häufig für Massengüter genutzt. Für verschiedene Güterarten gibt es passende Transportmittel, darunter offene Wagen, gedeckte Wagen, Flachwagen und Kesselwagen.

Füllt die Sendung eines Absenders einen kompletten Güterzug, spricht man von Ganzzugverkehr. Ein geringeres Transportvolumen wird passenderweise Einzelwagen- oder Wagengruppenverkehr bezeichnet.

Ein Schienengütertransport besteht üblicherweise aus folgenden Schritten:

  1. Leerwagenstellung
  2. Beladung
  3. Transportauftrag
  4. Durchführung des Transports
  5. Entladung am Bestimmungsort
  6. Rechnungsstellung

Transportaufträge und Frachtbriefe werden im Schienengüterverkehr meist digital erstellt.

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