Die Kommissionierzeiten berechnen und optimieren zu können, ist eine wichtige Maßnahme zur Steuerung eines Unternehmens. Ganz wichtig: Der Aufwand lohnt sich, denn kürzere Kommissionierzeiten bedeuten geringere Kommissionierkosten und dadurch auch geringere Lagerkosten. Und Kosten sparen möchte doch jedes Unternehmen gerne.
Aber wie berechnet man die Kommissionierzeiten? Welche Störfaktoren gibt es und wie können wir die Kommissionierzeiten optimieren?
simpleclub hilft dir dabei, das Thema zu verstehen und all diese Fragen zu klären!
Kommissionierzeiten berechnen und optimieren einfach erklärt
Wie du weißt, besteht die Kommissionierzeit aus verschiedenen Teilzeiten: Der Basiszeit, der Wegzeit, der Greifzeit, der Totzeit und der Verteilzeit. Die Berechnung der Kommissionierzeit ist also ganz easy, denn dazu musst du einfach nur die verschiedenen Teilzeiten addieren.
Das Ziel jedes Unternehmens ist es dabei, die Kommissionierzeit so gering wie möglich zu halten, denn das senkt die Kosten. Daher gilt es, Störfaktoren zu identifizieren, die die Kommissionierzeit in die Länge ziehen. Diese kannst du dann aktiv angehen und somit die Kommissionierzeit optimieren. Ist beispielsweise ein Lagerplatz mit der falschen Artikelnummer gekennzeichnet, brauchst du längere Zeit für die Suche nach dem korrekten Artikel, auch wenn er in der Nähe gelagert ist. Kennzeichnest du den Lagerplatz nun mit der richtigen Artikelnummer, sparst du dir die zusätzliche Suche und optimierst somit die Kommissionierzeit. Easy, oder?
Kommissionierzeit Formel
Kommissionierzeit = Basiszeit + Wegzeit + Greifzeit + Totzeit + Verteilzeit
Berechnung der Kommissionierzeit
Wie du anhand der Formel erkennen kannst, musst du zur Berechnung der Kommissionierzeit einfach nur die verschiedenen Teilzeiten addieren. Aber aufgepasst, bei der Berechnung der einzelnen Teilzeiten gibt es natürlich ein paar Besonderheiten, wäre sonst ja auch zu schön. Dabei geht es darum, wie oft die einzelnen Teilzeiten anfallen.
Fangen wir mit der Basiszeit an. Diese fällt nur einmal pro Kommissionierauftrag an. Wenn du zum Beispiel fünf Fahrräder, fünf Inbusschlüssel und 20 Schrauben kommissionieren musst, organisierst du dir nur einmal den Gabelstapler und stellst ein paar Paletten sowie einen Behälter für die Inbusschlüssel und Schrauben parat.
Anders ist es bei der Wegzeit, der Greifzeit und der Totzeit, denn diese Teilzeiten fallen pro Position an. Dazu lass uns nochmal zurück in unser Beispiel gehen. Um den Auftrag abzuarbeiten, fährst du (Wegzeit) zunächst zum Regal mit den Fahrrädern, also der ersten Position auf der Kommissionierliste. Dort musst du jedes einzelne Fahrrad in seiner Holzkiste aus dem Regal auf die Palette heben (Greifzeit) und anschließend die Entnahme quittieren (Totzeit). Anschließend fährst du zur Abgabestelle (Wegzeit), um die Palette mit den Fahrrädern abzustellen und dir den Behälter für die Inbusschlüssel und Schrauben zu schnappen. Jetzt lässt du den Gabelstapler stehen und machst dich auf den Weg zum Regal mit den Schrauben (Wegzeit). Dort angekommen, musst du zunächst die Verpackung der Schrauben aufreißen (Totzeit) und kannst anschließend die 20 Schrauben entnehmen (Greifzeit). Natürlich musst du auch diese Entnahme quittieren (Totzeit). Anschließend geht es zum Regal mit den Inbusschlüsseln, wo du genau die gleichen Schritte durchführen musst, bevor du mit den Schrauben und Inbusschlüssel zurück zur Abgabestelle marschierst. Wie du siehst, sind die Wegzeit, Greifzeit und Totzeit nun mehrmals, immer pro Position angefallen.
Jetzt fragst du dich vielleicht, wie es mit der Verteilzeit aussieht. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Einerseits ist es möglich, die Verteilzeit über Verteilzeitstudien zu ermitteln und dann zu berechnen, wie hoch der durchschnittliche Anteil der Verteilzeit (in Prozent) an der Kommissionierzeit ist. Diesen Anteil kann man dann prozentual auf die Summe aus Basiszeit, Wegzeit, Greifzeit und Totzeit aufschlagen. In manchen Branchen werden diese Verteilzeitzuschläge auch unter den Tarifparteien bei der Aushandlung des Tarifvertrags verhandelt und festgelegt. Beträgt die Summe aus Kommissionierzeit, Wegzeit, Greifzeit und Totzeit beispielsweise 100 Minuten und der Verteilzeitzuschlag beträgt 6 %, dann beläuft sich die gesamte Kommissionierzeit auf 106 Minuten. Andererseits ist es auch möglich, die Verteilzeit pro einzelnem Kommissionierauftrag zu dokumentieren, was natürlich mit entsprechendem Aufwand verbunden ist.
Ach und Freunde: Keine Sorge, wir spielen die komplette Berechnung der Kommissionierzeit als Zahlenbeispiel gleich nochmal zusammen durch. Vorher widmen wir uns aber der Optimierung der Kommissionierzeit.
Optimierung der Kommissionierzeiten
Warum spielt die Optimierung der Kommissionierzeit eine so wichtige Rolle. Nun, wie du bestimmt weißt, möchte jedes Unternehmen seine Kosten so gering halten wie möglich, da jeder eingesparte Euro einen Euro mehr an Gewinn bedeutet.
Ein wichtiger Kostenfaktor für Unternehmen sind dabei die Lagerkosten. Zu diesen zählen wiederum die Kommissionierkosten und jetzt darfst du dreimal raten, was ein entscheidender Faktor für die Kommissionierkosten ist. Richtig, die Kommissionierzeit. Sinkt die Kommissionierzeit, führt das zudem dazu, dass mehr Aufträge kommissioniert werden können. Somit können sowohl die Produktion als auch die Kunden schneller mit den gewünschten Artikeln versorgt werden. Und welcher Kunde freut sich nicht über eine schnelle Auslieferung der bestellten Waren? Kürzere Kommissionierzeiten sind also auch noch super für die Kundenbeziehungen und das Image. Schauen wir uns also mal an, wodurch Kommissionierzeiten gesenkt werden können.
Basiszeit
Die Basiszeit umfasst alle vor- und nachbereitenden Tätigkeiten zur Bearbeitung eines Kommissionierauftrags. Um die Basiszeit zu optimieren, solltest du auf folgende Punkte achten:
- Belege (vor allem Kommissionieraufträge) müssen gut lesbar, vollständig und geordnet sein.
- Es sollten genug Fahrzeuge und Kommissionierbehälter zur Verfügung stehen.
- Abläufe der Vor- und Nachbereitung eines Kommissionierauftrags sollten klar sein.
Wegzeit
Die Wegzeit ist die Zeit, die vom Kommissionierer oder der Kommissioniererin benötigt wird, um sich zwischen der Annahmestelle, den Entnahmeorten (z. B. Regalen) und der Abgabestelle zu bewegen. Du kannst dir sicher schon denken, wie du die Wegzeit optimieren kannst:
- Artikel, die häufiger benötigt werden, sollten so platziert werden, dass der Weg zu ihnen möglichst kurz ist.
- Artikel, die häufig in Kombination mit anderen Artikeln kommissioniert werden müssen, sollten nah beieinander gelagert werden.
- Wegstrategie so anpassen, dass ggf. mehrere Positionen gleichzeitig auf einem Weg kommissioniert werden können.
Greifzeit
Die Greifzeit beschreibt die Zeit, die vom Kommissionierer oder der Kommissioniererin benötigt wird, um eine Entnahmeeinheit aus dem Regal zu nehmen und sie in einen Behälter oder auf ein Fahrzeug zu legen. Zur Optimierung der Greifzeit solltest du folgende Punkte beachten:
- Artikel, die häufiger benötigt werden, sollten so gelagert werden, dass sie schnell greifbar sind.
- Artikel sollten so gelagert sein, dass sie gut zu greifen sind (Fahrräder in Holzkisten können zum Beispiel besser von Bodenhöhe aus gegriffen werden, als wenn sie in 4 Metern Höhe auf dem dritten Regalboden gelagert werden).
- Art der Regallagerung überdenken (statische vs. dynamische Regallagerung).
- Kommissionierhilfen (z.B. Gabelstapler oder Rollwagen) optimal platzieren.
Totzeit
Die Totzeit fällt während der Kommissionierung an und umfasst neben vor- und nachbereitenden Aktivitäten am Regalfach auch Verzögerungszeiten durch Fehler des Kommissionierers oder der Kommissioniererin. Hier kannst du zur Optimierung unter anderem folgende Punkte berücksichtigen:
- Korrekte und ausreichende Lagerkennzeichnung gewährleisten (z. B. Beschilderung, Artikelkennzeichnung, etc.).
- Verpackungen bei der Einlagerung ins Regal direkt öffnen und geöffnet lassen (sofern möglich).
- Digitale Lagerverwaltung (z. B. Entnahme mittels Scanner quittieren).
Verteilzeit
Die Teilzeit ist die Zeit, in der aus privaten oder sachlichen Gründen nicht gearbeitet wird. Sie kann wie folgt optimiert werden:
- Motivation der Mitarbeitenden erhöhen (z. B. durch Anreize, Einbindung, Mitbestimmung, etc.).
- Kommunikation unter den Mitarbeitenden verbessern (z.B. Absprache, wer wann welches Gerät benötigt).
- Organisatorische Abläufe verbessern.
Beispiel Berechnung und Optimierung der Kommissionierzeiten
Jan hat die Aufgabe, die Kommissionierzeit für seinen letzten Kommissionierauftrag über 30 Mountainbikes zu berechnen. Dabei fallen folgende Zeiten an:
- Basiszeit: 6 Minuten
- Wegzeit: 18 Sekunden pro Position
- Greifzeit: 25 Sekunden pro Position
- Totzeit: 5 Sekunden pro Position
- Verteilzeit: 5 % der Summe aus Basiszeit, Wegzeit, Greifzeit und Totzeit
Im ersten Schritt muss Jan nun die gesamte Wegzeit, Greifzeit und Totzeit errechnen:
- Wegzeit:
\textsf{30 Positionen} \cdot \frac{\textsf{18 Sekunden}}{\textsf{60 Sekunden}} = \textsf{9 Minuten} - Greifzeit:
\textsf{30 Positionen} \cdot \frac{\textsf{25 Sekunden}}{\textsf{60 Sekunden}} = \textsf{12,5 Minuten} - Totzeit:
\textsf{30 Positionen} \cdot \frac{\textsf{5 Sekunden}}{\textsf{60 Sekunden}} = \textsf{2,5 Minuten}
Jan teilt dabei übrigens durch 60 Sekunden, damit er den Wert in Minuten erhält.
Anschließend addiert Jan die Basiszeit, Wegzeit, Greifzeit und Totzeit: 6 Minuten + 9 Minuten + 12,5 Minuten + 2,5 Minuten = 30 Minuten.
Nun muss Jan noch die Verteilzeit berechnen, indem er ermittelt, wie viel Minuten 5 % von 30 Minuten entsprechen:
Die Verteilzeit von 1,5 Minuten muss Jan jetzt nur noch auf die Summe von Basiszeit, Wegzeit, Greifzeit und Totzeit addieren, damit er die Kommissionierzeit für seinen Auftrag kennt: Kommissionierzeit = 30 Minuten + 1,5 Minuten = 31,5 Minuten.
Das war jetzt übrigens schon die schwierige Variante. In der Prüfung kann es auch sein, dass die Verteilzeit direkt in Minuten angegeben wird. In dem Fall kannst du dir die Berechnung der Verteilzeit sparen und rechnest sofort Basiszeit + Wegzeit + Greifzeit + Totzeit + Verteilzeit.
Nachdem Jan die Kommissionierzeit berechnet hat, soll er von der Lagerleitung zwei Vorschläge nennen, um die Kommissionierzeit zu optimieren. Das ist für Jan ein Klacks: Durch einen Blick in auf die Verkaufszahlen ist ihm aufgefallen, dass 20 % mehr Mountainbikes als Rennräder verkauft werden und Mountainbikes demnach auch häufiger kommissioniert werden müssen. Der Weg zu den Mountainbikes und zurück ist aber länger als zu den Rennrädern. Um die Wegzeit zu optimieren schlägt Jan vor, die Lagerplätze von Rennrädern und Mountainbikes zu tauschen. Jan ist aufgefallen, dass der Drucker im Lager seit einiger Zeit unscharf druckt. Bei seinem Auftrag musste er extra nochmal im Vertrieb anrufen, um zu erfahren, wie viele Mountainbikes bestellt wurden, da die Menge verwischt war. Um die Basiszeit zu optimieren lässt Jan daher den Drucker warten, damit alle Belege (vor allem Kommissionieraufträge) gut lesbar sind.
Zusammenfassung Kommissionierzeiten berechnen und optimieren
Um die Kommissionierzeit zu berechnen, musst du einfach nur die verschiedenen Teilzeiten addieren: Kommissionierzeit = Basiszeit + Wegzeit + Greifzeit + Totzeit + Verteilzeit. Dabei musst du beachten, dass die Basiszeit nur einmal pro Kommissionierauftrag anfällt, während die Wegzeit, Greifzeit und Totzeit pro Position anfallen. Die Verteilzeit wird entweder als Verteilzeitzuschlag in Prozent angegeben oder als absolute Zahl in Minuten. Letzten Endes kannst du die Verteilzeit dann aber wie die Basiszeit handhaben, sie fällt also auch nur einmal pro Kommissionierauftrag an.
Das Ziel jedes Unternehmens ist es, die Kommissionierzeit so gering wie möglich zu halten, denn das senkt die Kosten und ist super für die Kundenbeziehungen und das Image. Die Optimierung der Kommissionierzeiten kann dabei über jede der einzelnen Teilzeiten erfolgen, weshalb es vielfältige Optimierungsmöglichkeiten gibt.