In Marktwirtschaften bildet sich der Preis aus einer großen Menge verschiedener Informationen von Anbietenden und Nachfragenden. Der Preis ist der zentrale Gegenstand von Märkten und Marktwirtschaften. Die vier wichtigsten Funktionen des Preises sind: Informationsfunktion, Lenkungsfunktion, Koordinationsfunktion und Selektionsfunktion.
Hintergrund
Märkte pendeln sich immer im Marktgleichgewicht ein
Marktgleichgewicht liegt bei genau dem Preis, bei dem die angebotene und nachgefragte Menge eines Produktes gleich hoch sind
→ Dieser Preis spiegelt also sowohl die Produktionskosten der Anbietenden (Angebot) als auch die Vorlieben der Konsumierenden (Nachfrage) wider
Preis als Informationskonzentrat
Der Preis beinhaltet in Marktwirtschaften Informationen über
- Konsumentenwünsche (Nachfrage)
- Produktionskosten der Anbietenden
- Knappheiten von Gütern oder Rohstoffen
Im Preis werden diese Informationen von jedem einzelnen Teilnehmenden eines Marktes zusammengeführt. Der Preis bildet sich also aus einer Menge verschiedener Informationen und kann daher als Informationskonzentrat bezeichnet werden.
Da der Preis diese Vielzahl von wichtigen Informationen in einer einzigen Zahl bündelt, ist er ein zentraler Gegenstand von Märkten und Marktwirtschaften.
Preisfunktionen
Der Preis hat in Marktwirtschaften vier wichtige Funktionen
Die Funktionen kann er (wie immer) am besten in vollkommenen Märkten erfüllen
→ In Reinform wird man diese Funktionen in der Realität also nicht finden. Sie geben aber einen guten Eindruck von der Bedeutung des Preises
1. Informations-/Signalfunktion
- Preis informiert über den Wert eines Gutes
- niedriger Preis → niedriger Wert; hoher Preis → hoher Wert
Beispiele für Gründe:
Knappheit: Das betroffene Gut wird immer seltener. Dadurch steigt der Preis.
Beispiel: Gold, limitierte Auflagen von Produkten
Nachfrageanstieg: Mehr Menschen sehen einen höheren Wert in einem Produkt, dadurch steigt der Preis
2. Lenkungs-/Allokationsfunktion
Angebot und Nachfrage sind abhängig vom Preis
→ Der Preis lenkt Angebot und Nachfrage
Bei Änderung des Angebots wird die Nachfrage durch den Preis an die neuen Gegebenheiten angepasst
Bei Änderung der Nachfrage wird das Angebot durch den Preis an die neuen Gegebenheiten angepasst
3. Koordinations-/Ausgleichsfunktion
- Alle Markteilnehmenden haben für sich selbstt einen Plan aufgestellt, wie viel sie zu welchem Preis kaufen (Nachfragende) bzw. verkaufen (Anbietende) wollen
- Über den Preismechanismus werden diese einzelnen, individuellen Pläne miteinander abgestimmt, sodass es für jede und jeden Marktteilnehmenden möglich wird, die gewünschten Mengen und Preise tatsächlich zu realisieren
- Der Preismechanismus koordiniert die einzelnen Pläne der Teilnehmenden also so, dass Angebot und Nachfrage genau übereinstimmen
4. Selektionsfunktion
- Nur wirtschaftlich arbeitende Unternehmen bleiben auf dem Markt
- Grund: Liegen die Produktionskosten eines Unternehmens dauerhaft über dem Marktpreis, kann das Unternehmen keine Gewinne erzielen. Es muss also effizienter werden oder es kann sich nicht auf dem Markt halten und wird insolvent.
Beispiele
Angenommen der Gleichgewichtspreis für ein normales Brötchen liegt bei 0,30 €. Dieser Preis erfüllt nun folgende konkrete Funktionen:
Informations-/Signalfunktion
- Die Anbietenden und Nachfragenden schätzen also, dass ein Brötchen einen Wert von ca. 0,30 € hat
- Sollte die Nachfrage ansteigen, also mehr Menschen den Brötchen einen höheren Wert zuschreiben, wird auch der Preis steigen
- Sollten Zutaten für die Brötchen knapp werden, z.B. aufgrund von Ernteproblemen, steigt automatisch der Wert der Brötchen und damit der Preis
Lenkungs-/Allokationsfunktion
Wenn die Nachfrage und der Preis von Brötchen steigen, werden die Bäckereien mehr Personal und Zutaten für die Herstellung von Brötchen verwenden. Diese werden von anderen Backwaren abgezogen, da bei den Brötchen nun mehr Geld verdient werden kann
Sollte das Angebot an Brötchen aufgrund von Ernteproblemen sinken und der Preis dadurch steigen, werden die Nachfragenden eher andere, günstigere Backwaren kaufen
→ Der Preis steuert also die Verwendung von Ressourcen, passt die Nachfrage auf das Angebot an und lenkt Nachfragenden falls nötig hin zu anderen Produkten
Koordinations-/Ausgleichsfunktion
- Jede Bäckerei plant für sich selbst, wie viele Brötchen sie backen will, und jeder Nachfragende entscheidet selbst, wie viele er/sie kaufen möchte
- Über den Preismechanismus und das Marktgleichgewicht werden Angebot und Nachfragende so aufeinander abgestimmt, dass am Ende alle Bäckereien zusammen genau so viele Brötchen backen werden, wie alle Konsumierenden zusammen kaufen möchten
Selektionsfunktion
- Wenn eine Bäckerei Produktionskosten pro Brötchen von 0,50 € hat, aber der Gleichgewichtspreis bei 0,30 € liegt, macht die Bäckerei mit jedem Brötchen 0,20 € Verlust
- Sie muss ihre Produktionskosten senken, sonst kann sie sich nicht auf dem Markt halten und geht bankrott
- So sorgt die Selektionsfunktion des Preises dafür, dass nur Unternehmen, die gut wirtschaften, auf dem Markt bleiben können